Dr. Norden Staffel 3 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Staffel 3 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden

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mal einer an, der gute Doktor Norden«, begrüßte sie ihn erfreut, als sie ihm auf dem Flur begegnete. »Wohin des Wegs?«

      »Wie immer zu einem Patienten, liebe Schwester Johanna«, erwiderte Daniel leutselig und hielt ihr galant die Tür auf.

      »Dann sehen Sie sich mal vor«, warnte Johanna ihn. »Ich hatte heute schon eine bemerkenswerte Begegnung mit einem störrischen Patienten.« Während sie sprach, blitzten und funkelten ihre kleinen Äuglein munter.

      »Tatsächlich? Was ist passiert?« Obwohl Daniel es ein bisschen eilig hatte, wollte er die mitteilungsbedürftige Schwester nicht vor den Kopf stoßen.

      »Stellen Sie sich vor, trotz der winterlichen Temperaturen wollte der Mann einen Ventilator anmachen, den er von zu Hause mitgebracht hat. Er meinte, er könnte sonst nicht einschlafen. Und schwupps, hatte er ihn eingeschaltet.«

      Obwohl Daniel der Witz an dieser Geschichte verborgen blieb, lächelte er pflichtschuldig.

      »Manche Patienten sind einfach unverbesserlich«, bemerkte er, als Schwester Johanna die Hände hob.

      »Gemach, gemach, lieber Doktor. Die Pointe kommt er erst noch«, machte sie ihn freundlich aufmerksam. »Der gute Mann hat nämlich vor ein paar Tagen einen riesigen Blumenstrauß geschenkt bekommen, der nicht mehr ganz frisch war. Als er den Ventilator angeschaltet hat, war’s um die schöne Pracht natürlich geschehen. Sie hätten das Gesicht des guten Mannes sehen sollen, als er sich in einem Bett aus Blütenblättern wiedergefunden hat.«

      Diese Vorstellung war so komisch, dass Daniel tatsächlich lachen musste. »Das muss wirklich ein lustiger Anblick gewesen sein!«

      »Ein Bild für die Götter«, versicherte Johanna und wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel. »Er lag im Bett und sah aus wie ein Blumenmädchen!«

      Wieder lachten beide los, als eine scharfe Stimme dem heiteren Treiben ein Ende bereitete.

      »Du lachst, während mein Mann mit dem Tod ringt?«, fauchte Charlotte, die vor der Intensivstation auf Daniel gewartet hatte.

      Vertieft, wie der Arzt in das Gespräch gewesen war, hatte er die Freundin der Familie gar nicht bemerkt.

      Auch Tochter Teresa war diesmal wieder bei ihrer Mutter und legte ihr beschwichtigend die Hand auf den Arm.

      »Mama, bitte!«, mahnte sie leise.

      Unwillig und ohne ihre Tochter eines Blickes zu würdigen, schüttelte Charlotte die Hand ab. Unverwandt starrte sie Daniel an, der sichtlich erschrocken war.

      »Bernhard ringt mit dem Tod? Davon weiß ich ja gar nichts«, gab er zurück und wollte an Mutter und Tochter vorbei in die Intensivstation stürzen, um sich Gewissheit über Bernhards Zustand zu verschaffen.

      Teresa hinderte ihn daran.

      »Halt. Meine Mutter übertreibt mal wieder schamlos«, hielt sie ihn ab. »Sie macht sich Sorgen, weil er immer noch nicht reagiert.«

      Erleichtert atmete Daniel auf.

      »Aber ich hab dir doch gestern schon gesagt, dass es uns gelungen ist, die Blutung auszuräumen. Danach haben wir Bernhard in ein künstliches Koma versetzt, damit sich der Körper erholen kann.« Er winkte die beiden Frauen mit sich. Dieses Thema wollte er nicht unbedingt auf dem Klinikflur diskutieren und zog die geschützte Atmosphäre des Schwesternzimmers vor.

      »Und wie lange dauert das?«, fragte Charlotte und sah hinüber zur Oberschwester, die über den Dienstplan gebeugt am Tisch saß.

      »Mama!«, ermahnte Teresa ihre Mutter erneut und diesmal deutlich ungeduldiger, bevor sie sich wieder an Daniel wandte. »Es ist egal, wie lange es dauert. Hauptsache, mein Vater wird wieder ganz gesund«, versicherte sie mit Nachdruck.

      So gern Daniel ihr dieses Versprechen gegeben hätte, so wenig konnte er es.

      »Ehrlich gesagt ist eine Prognose schwierig.« Sein Blick wanderte durch die Scheibe, die die Intensivstation vom Schwesternzimmer trennte. Er blickte direkt auf Bernhard Beer, der schlafend im Bett lag. Die Kabel und Schläuche, mit denen sein Körper verbunden war, wirkten beängstigend. »Wir müssen auf jeden Fall mit einem langwierigen Heilungsprozess und einem längeren Aufenthalt in einer Reha-Klinik rechnen.«

      Teresas Augen wurden schmal.

      »Sie glauben also, dass etwas zurückbleibt?«, fragte sie und bemühte sich, ihre tiefe Sorge so gut es ging zu unterdrücken.

      Daniel zögerte. Nachdenklich wiegte er den Kopf.

      »Zunächst einmal sollten wir nicht mit dem Schlimmsten rechnen«, versuchte er dann, wenigstens ein bisschen Optimismus zu verbreiten.

      Diese Worte erreichten auch Charlotte Beer, die stumm neben den beiden stand. Sie blickte auf, und in ihren Augen lag ein Hauch von Hoffnung.

      »Können wir zu Bernhard? Ich möchte ihn so gerne sehen.«

      »Natürlich könnt ihr zu ihm«, erwiderte Daniel, obwohl er nicht sicher war, ob Charlottes Besuch dazu angetan war, Bernhard zu beruhigen. Auch wenn er weit weg schien, war es möglich, dass Teile seines Unterbewusstseins die schlechte Stimmung aufnahmen. Trotzdem brachte er es nicht über sich, Charlotte direkt abzuweisen. »Aber da ihr sowieso nicht mit ihm reden könnte wäre es vielleicht besser, wenn ihr nach Hause fahren und euch ausruhen würdet. Die nächste Zeit wird mit Sicherheit anstrengend genug werden«, versuchte er es auf diplomatische Art und Weise.

      Doch wenn Dr. Norden gedacht hatte, die gestresste Freundin mit vernünftigen Argumenten überzeugen zu können, so hatte er sich geirrt.

      »Kommt nicht in Frage«, lehnte Charlotte entschieden ab. »Ich bleibe auf jeden Fall bei ihm.«

      »Gut«, stimmte Daniel nach kurzer Bedenkzeit schließlich zu. »Aber zuerst würde ich gern nach ihm sehen.«

      Damit waren sowohl Charlotte als auch Teresa einverstanden und verabschiedeten sich von dem engagierten Arzt.

      Während sie im Schwesternzimmer auf die Erlaubnis warteten, Bernhard zu besuchen, sah Charlotte versonnen auf die Uhr.

      »Ach, du Schande!« Ihr kam plötzlich ein Gedanke in den Sinn. »Ich hab ja ganz vergessen, dass in einer halben Stunde ein paar Kunden kommen, um eine Reise zu buchen.«

      »Dann ruf sie an und sag ab«, empfahl Teresa ihrer Mutter spontan.

      Doch die Reisefachfrau schüttelte den Kopf. »Das geht nicht. Wir brauche jeden Auftrag.« Dabei wagte sie kaum, ihrer Tochter in die Augen zu sehen.

      Teresa war sichtlich entsetzt.

      »Spielt das denn im Augenblick eine Rolle?«, fragte sie schroff. »Da drüben liegt Papa im Koma, und du denkst an Geld?«

      Diesen Einwand ihrer Tochter verstand Charlotte ausnahmsweise einmal.

      »Ich weiß, dass das dumm klingt. Aber gerade jetzt können wir es uns nicht erlauben, einen Auftrag zu verlieren. Ich will, dass Papa die beste Reha bekommt, die es gibt«, erklärte sie leidenschaftlich und blickte durch das Fenster auf ihren schlafenden Mann. Mit dem Kopfverband, verbunden mit Kabeln und Schläuchen, wirkte er viel kleiner und verletzlicher als sonst.

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