Das Nibelungenlied. Anonym

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Das Nibelungenlied - Anonym

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style="font-size:15px;">       Von ihnen ward gehauen manche Wunde weit:

       Ueber die Sättel fließen sah man das Blut;

       So warben um die Ehre diese Ritter kühn und gut.

      Man hörte laut erhallen den Helden an der Hand 209

       Ihre scharfen Waffen, als Die von Niederland

       Ihrem Herrn nachdrangen in die dichten Reihn;

       Die zwölfe kamen ritterlich zugleich mit Siegfried hinein.

      Deren vom Rheine kam ihnen Niemand nach. 210

       Man konnte fließen sehen den blutrothen Bach

       Durch die lichten Helme von Siegfriedens Hand,

       Eh er Lüdegeren vor seinen Heergesellen fand.

      Dreimal die Kehre hat er nun genommen 211

       Bis an des Heeres Ende; da war auch Hagen kommen:

       Der half ihm wohl vollbringen im Kampfe seinen Muth.

       Da muste bald ersterben vor ihnen mancher Ritter gut.

      Als der starke Lüdeger Siegfrieden fand, 212

       Wie er so erhaben trug in seiner Hand

       Balmung den guten und da so Manchen schlug,

       Darüber ward der Kühne vor Zorn ingrimmig genug.

      Da gab es stark Gedränge und lauten Schwerterklang, 213

       Wo ihr Ingesinde auf einander drang.

       Da versuchten desto heftiger die beiden Recken sich;

       Die Scharen wichen beide: der Kämpen Haß ward fürchterlich.

      Dem Vogt vom Sachsenlande war es wohl bekannt, 214

       Sein Bruder sei gefangen: drum war er zornentbrannt;

       Nicht wust er, ders vollbrachte, sei der Sieglindensohn.

       Man zeihte des Gernoten; hernach befand er es schon.

      Da schlug so starke Schläge Lüdegers Schwert, 215

       Siegfrieden unterm Sattel niedersank das Pferd;

       Doch bald erhob sichs wieder: der kühne Siegfried auch

       Gewann jetzt im Sturme einen furchtbaren Brauch.

      Dabei half ihm Hagen wohl und Gernot, 216

       Dankwart und Volker: da lagen Viele todt.

       Sindold und Hunold und Ortwein der Degen

       Die konnten in dem Streite zum Tode Manchen niederlegen.

      Untrennbar im Kampfe waren die Fürsten hehr. 217

       Ueber die Helme fliegen sah man manchen Sper

       Durch die lichten Schilde von der Helden Hand;

       Auch ward von Blut geröthet mancher herrliche Rand.

      In dem starken Sturme sank da mancher Mann 218

       Von den Rossen nieder. Einander rannten an

       Siegfried der kühne und König Lüdeger;

       Man sah da Schäfte fliegen und manchen schneidigen Sper.

      Der Schildbeschlag des Königs zerstob vor Siegfrieds Hand. 219

       Sieg zu erwerben dachte der Held von Niederland

       An den kühnen Sachsen; die litten Ungemach.

       Hei! was da lichte Panzer der kühne Dankwart zerbrach!

      Da hatte König Lüdeger auf einem Schild erkannt 220

       Eine gemalte Krone vor Siegfriedens Hand:

       Da sah er wohl, es wäre der kraftreiche Mann.

       Laut auf zu seinen Freunden der Held zu rufen begann:

      "Begebt euch des Streites, ihr all mir unterthan! 221

       Den Sohn König Siegmunds traf ich hier an,

       Siegfried den starken hab ich hier erkannt;

       Den hat der üble Teufel her zu den Sachsen gefandt."

      Er gebot die Fahnen zu senken in dem Streit. 222

       Friedens er begehrte: der ward ihm nach der Zeit;

       Doch must er Geisel werden in König Gunthers Land:

       Das hatt an ihm erzwungen des kühnen Siegfriedes Hand.

      Nach allgemeinem Rathe ließ man ab vom Streit. 223

       Viel zerschlagner Helme und der Schilde weit

       Legten sie aus Händen; so viel man deren fand,

       Die waren blutgeröthet von der Burgunden Hand.

      Sie fiengen, wen sie wollten: sie hatten volle Macht. 224

       Gernot und Hagen, die schnellen, hatten Acht,

       Daß man die Wunden bahrte; da führten sie hindann

       Gefangen nach dem Rheine der Kühnen fünfhundert Mann.

      Die sieglosen Recken zum Dänenlande ritten. 225

       Da hatten auch die Sachsen so tapfer nicht gestritten,

       Daß man sie loben sollte: das war den Helden leid.

       Da beklagten ihre Freunde die Gefallnen in dem Streit.

      Sie ließen ihre Waffen aufsäumen nach dem Rhein. 226

       Es hatte wohl geworben mit den Gefährten sein

       Siegfried der starke und hatt es gut vollbracht:

       Das must ihm zugestehen König Gunthers ganze Macht.

      Gen Worms sandte Boten der König Gernot: 227

       Daheim in seinem Lande den Freunden er entbot,

       Wie ihm gelungen wäre und all seinem Lehn:

       Es war da von den Kühnen nach allen Ehren geschehn.

      Die Botenknaben liefen; so ward es angesagt. 228

       Da freuten sich in Liebe, die eben Leid geklagt,

       Dieser frohen Märe, die ihnen war gekommen.

       Da ward von edlen Frauen großes Fragen vernommen,

      Wie es den Herrn gelungen wär in des Königs Heer. 229

      

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