Das Nibelungenlied. Anonym
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Daß sie den Sieg mit Ehren im Sturme hatten genommen.
Herr Gunther ließ sich Kunde von seinen Freunden sagen, 251
Wer ihm auf der Reise zu Tode wär erschlagen,
Da hatt er nicht verloren mehr als sechzig Mann;
Die muste man verschmerzen, wie man noch Manchen gethan.
Da brachten die Gesunden zerhauen manchen Rand 252
Und viel zerschlagener Helme in König Gunthers Land.
Das Volk sprang von den Rossen vor des Königs Saal;
Zu liebem Empfange vernahm man fröhlichen Schall.
Da gab man Herbergen den Recken in der Stadt. 253
Der König seine Gäste wohl zu verpflegen bat;
Die Wunden ließ er hüten und warten fleißiglich.
Wohl zeigte seine Milde auch an seinen Feinden sich.
Er sprach zu Lüdegeren: "Nun seid mir willkommen! 254
Ich bin zu großem Schaden durch eure Schuld gekommen:
Der wird mir nun vergolten, wenn ich das schaffen kann.
Gott lohne meinen Freunden: sie haben wohl an mir gethan."
"Wohl mögt ihr ihnen danken," sprach da Lüdeger, 255
"Solche hohe Geisel gewann kein König mehr.
Um ritterlich Gewahrsam bieten wir großes Gut
Und bitten, daß ihr gnädiglich an euern Widersachern thut."
"Ich will euch," sprach er, "Beide ledig laßen gehn; 256
Nur daß meine Feinde hier bei mir bestehn,
Dafür verlang ich Bürgschaft, damit sie nicht mein Land
Räumen ohne Frieden." Darauf boten sie die Hand.
Man brachte sie zur Ruhe, wo man sie wohl verpflag. 257
Und bald auf guten Betten mancher Wunde lag.
Man schenkte den Gesunden Meth und guten Wein;
Da konnte das Gesinde nicht wohl fröhlicher sein.
Die zerhaunen Schilde man zum Verschluße trug; 258
Blutgefärbter Sättel sah man da genug.
Die ließ man verbergen, so weinten nicht die Fraun.
Da waren reisemüde viel gute Ritter zu schaun.
Seiner Gäste pflegen hieß der König wohl; 259
Von Heimischen und Fremden lag das Land ihm voll;
Er ließ die Fährlichwunden gütlich verpflegen:
Wie hart war darnieder nun ihr Uebermuth gelegen!
Die Arzneikunst wusten, denen bot man reichen Sold, 260
Silber ungewogen, dazu das lichte Gold,
Wenn sie die Helden heilten nach des Streites Noth.
Dazu viel große Gaben der König seinen Gästen bot.
Wer wieder heimzureisen sann in seinem Muth, 261
Den bat man noch zu bleiben, wie man mit Freunden thut.
Der König gieng zu Rathe, wie er lohne seinem Lehn:
Durch sie war sein Wille nach allen Ehren geschehn.
Da sprach der König Gernot: "Laßt sie jetzt hindann; 262
Ueber sechs Wochen, das kündigt ihnen an,
Sollten sie wiederkehren zu einem Hofgelag:
Heil ist dann wohl Mancher, der jetzt schwer verwundet lag."
Da bat auch um Urlaub Siegfried von Niederland. 263
Als dem König Gunther sein Wille ward bekannt,
Bat er ihn gar minniglich, noch bei ihm zu bestehn;
Wenn nicht um seine Schwester, so wär es nimmer geschehn.
Dazu war er zu mächtig, daß man ihm böte Sold, 264
So sehr er es verdiente. Der König war ihm hold
Und all seine Freunde, die das mit angesehn,
Was da von seinen Händen war im Streite geschehn.
Er dachte noch zu bleiben um die schöne Maid; 265
Vielleicht, daß er sie sähe. Das geschah auch nach der Zeit:
Wohl nach seinem Wunsche ward sie ihm bekannt.
Dann ritt er reich an Freuden heim in seines Vaters Land.
Der Wirth bat alle Tage des Ritterspiels zu pflegen; 266
Das that mit gutem Willen mancher junge Degen.
Auch ließ er Sitz' errichten vor Worms an dem Strand
Für Die da kommen sollten in der Burgunden Land.
Nun hatt auch in den Tagen, als sie sollten kommen, 267
Kriemhild die schöne die Märe wohl vernommen,
Er stell ein Hofgelage mit lieben Freunden an.
Da dachten schöne Frauen mit großem Fleiße daran,
Gewand und Band zu suchen, das sie wollten tragen. 268
Ute die reiche vernahm die Märe sagen
Von den stolzen Recken, die da sollten kommen:
Da wurden aus dem Einschlag viele reiche Kleider genommen.
Ihrer Kinder halb bereiten ließ sie Rock und Kleid, 269
Womit sich da zierten viel Fraun und manche Maid
Und viel der jungen Recken aus Burgundenland.
Sie ließ auch manchem Fremden bereiten herrlich Gewand.
* * * * *
Fünftes Abenteuer.
Wie Siegfried Kriemhilden zuerst ersah.
Man sah die Helden täglich nun reiten an den Rhein, 270
Die bei dem Hofgelage gerne wollten sein
Und den Königen zu Liebe