Das Nibelungenlied. Anonym

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Das Nibelungenlied - Anonym

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Hand

       Und auch ich das meine, so sollten sachte gehn

       Mit ihrem Uebermuthe Die in Brunhildens Lehn.

      Sie sollten sich bescheiden, das glaubet mir nur. 459

       Hätt ich den Frieden tausendmal bestärkt mit einem Schwur,

       Bevor ich sterben sähe den lieben Herren mein,

       Das Leben müste laßen dieses schöne Mägdelein."

      "Wir möchten ungefangen wohl räumen dieses Land," 460

       Sprach sein Bruder Hagen, "hätten wir das Gewand,

       Des wir zum Streit bedürfen, und die Schwerter gut,

       So sollte sich wohl sänften der schönen Fraue Uebermuth."

      Wohl hörte, was er sagte, die Fraue wohlgethan; 461

       Ueber die Achsel sah sie ihn lächelnd an.

       "Nun er so kühn sich dünket, so bringt doch ihr Gewand,

       Ihre scharfen Waffen gebt den Helden an die Hand.

      "Es kümmert mich so wenig, ob sie gewaffnet sind, 462

       Als ob sie bloß da stünden," so sprach das Königskind.

       "Ich fürchte Niemands Stärke, den ich noch je gekannt:

       Ich mag auch wohl genesen im Streit vor des Königs Hand."

      Als man die Waffen brachte, wie die Maid gebot, 463

       Dankwart der kühne ward vor Freuden roth.

       "Nun spielt, was ihr wollet," sprach der Degen werth,

       "Gunther ist unbezwungen: wir haben wieder unser Schwert."

      Brunhildens Stärke zeigte sich nicht klein: 464

       Man trug ihr zu dem Kreise einen schweren Stein,

       Groß und ungefüge, rund dabei und breit.

       Ihn trugen kaum zwölfe dieser Degen kühn im Streit.

      Den warf sie allerwegen, wie sie den Sper verschoß. 465

       Darüber war die Sorge der Burgunden groß.

       "Wen will der König werben?" sprach da Hagen laut:

       "Wär sie in der Hölle doch des übeln Teufels Braut!"

      An ihre weißen Arme sie die Ärmel wand, 466

       Sie schickte sich und faßte den Schild an die Hand,

       Sie schwang den Spieß zur Höhe: das war des Kampfe Beginn.

       Gunther und Siegfried bangten vor Brunhildens grimmem Sinn.

      Und wär ihm da Siegfried zu Hülfe nicht gekommen, 467

       So hätte sie dem König das Leben wohl benommen.

       Er trat hinzu verstohlen und rührte seine Hand;

       Gunther seine Künste mit großen Sorgen befand.

      "Wer wars, der mich berührte?" dachte der kühne Mann, 468

       Und wie er um sich blickte, da traf er Niemand an.

       Er sprach: "Ich bin es, Siegfried, der Geselle dein:

       Du sollst ganz ohne Sorge vor der Königin sein."

      (Er sprach:) "Gieb aus den Händen den Schild, laß mich ihn tragen 469

       Und behalt im Sinne, was du mich hörest sagen:

       Du habe die Gebärde, ich will das Werk begehn."

       Als er ihn erkannte, da war ihm Liebes geschehn.

      "Verhehl auch meine Künste, das ist uns beiden gut: 470

       So mag die Königstochter den hohen Uebermuth

       Nicht an dir vollbringen, wie sie gesonnen ist:

       Nun sieh doch, welcher Kühnheit sie wider dich sich vermißt."

      Da schoß mit ganzen Kräften die herrliche Maid 471

       Den Sper nach einem neuen Schild, mächtig und breit;

       Den trug an der Linken Sieglindens Kind.

       Das Feuer sprang vom Stahle, als ob es wehte der Wind.

      Des starken Spießes Schneide den Schild ganz durchdrang, 472

       Daß das Feuer lohend aus den Ringen sprang.

       Von dem Schuße fielen die kraftvollen Degen:

       War nicht die Tarnkappe, sie wären beide da erlegen.

      Siegfried dem kühnen vom Munde brach das Blut. 473

       Bald sprang er auf die Füße: da nahm der Degen gut

       Den Sper, den sie geschoßen ihm hatte durch den Rand:

       Den warf ihr jetzt zurücke Siegfried mit kraftvoller Hand.

      Er dacht: "Ich will nicht schießen das Mägdlein wonniglich." 474

       Des Spießes Schneide kehrt' er hinter den Rücken sich;

       Mit der Sperstange schoß er auf ihr Gewand,

       Daß es laut erhallte von seiner kraftreichen Hand.

      Das Feuer stob vom Panzer, als trieb' es der Wind. 475

       Es hatte wohl geschoßen der Sieglinde Kind:

       Sie vermochte mit den Kräften dem Schuße nicht zu stehn;

       Das war von König Gunthern in Wahrheit nimmer geschehn.

      Brunhild die schöne bald auf die Füße sprang: 476

       "Gunther, edler Ritter, des Schußes habe Dank!"

       Sie wähnt', er hätt es selber mit seiner Kraft gethan

       Nein, zu Boden warf sie ein viel stärkerer Mann.

      Da gieng sie hin geschwinde, zornig war ihr Muth, 477

       Den Stein hoch erhub sie, die edle Jungfrau gut;

       Sie schwang ihn mit Kräften weithin von der Hand,

       Dann sprang sie nach dem Wurfe, daß laut erklang ihr Gewand.

      Der Stein fiel zu Boden von ihr zwölf Klafter weit: 478

       Den Wurf überholte im Sprung die edle Maid.

       Hin gieng der schnelle Siegfried, wo der Stein nun lag:

       Gunther must ihn wägen, des

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