Dr. Norden Staffel 7 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Staffel 7 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden Staffel

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      Das letzte, was sie sah, war der Blitz in Felix‘ Augen, ehe er sich auf sie stürzte und sie kitzelte, bis ihr der Bauch wehtat. Erst als sie um Gnade flehte, hörte er auf, nahm ihr aber das Versprechen ab, ihn zumindest bis zur Abreise nicht mehr auf den Arm zu nehmen.

      *

      Nele Forberg seufzte und steckte das Handy ein. Die Nachricht, die sie eben von ihrem Mann bekommen hatte, weckte ambivalente Gefühle in ihr. Zum einen freute sie sich, dass der sehnlichste Wunsch ihrer Tochter Lilli in Erfüllung gehen sollte. Andererseits fragte sie sich, wie sie diese vierzehn Tage an Bord der Caribbean Pearl überstehen sollte.

      »Später ist auch noch Zeit, darüber nachzudenken«, beschloss sie und sah auf die Uhr.

      Ihre Tochter würde erst in über zwei Stunden nach Hause kommen. Zeit genug, um sich bei diesem herrlichen Wetter in den Garten zu legen und ein bisschen zu lesen. Abzutauchen in ein Paralleluniversum, in dem das Leben leicht und unbeschwert war.

      Das Zuschlagen der Haustür ließ Neles Träume platzen wie eine Seifenblase.

      »Hi, Mum, alles fit?« Dieser Frage folgte ein Rummsen, das davon zeugte, dass ein Rucksack in der Ecke gelandet war.

      Nele verdrehte die Augen. Es gab Dinge, die änderten sich offenbar nie. Ganz egal, wie oft sie schimpfte, was sie aber kaum mehr wagte, seit alles ans Licht gekommen war.

      Um eine unschöne Diskussion zu vermeiden, die ja doch immer wieder mit denselben Vorwürfen endete, entschloss sie sich zu einer Gegenfrage.

      »Hallo, mein Schatz. Was machst du denn schon hier? Ich dachte, du hast heute Nachmittagsunterricht.« Nele bemühte sich, ihre Stimme leicht und unbeschwert klingen zu lassen.

      Lilli schlüpfte aus ihren Flipflops und ließ sie der Einfachheit halber neben dem Rucksack liegen. Irgendwann würde ihre Mutter schon verstehen, dass es keinen Sinn hatte, Dinge aufzuräumen, die man ohnehin ständig brauchte. Gleich darauf bog sie um die Ecke. Mit ihren siebzehn Jahren war sie größer als Nele. Die langen Beine steckten in verboten kurzen Shorts, und das moderne T-Shirt bedeckte gerade mal den Bauch. Im Gegensatz zu ihrer Mutter hatte sie blondes Haar, das glatt auf ihren Rücken fiel. Nele amüsierte sich jeden Morgen wieder darüber, dass dieser natürliche Look eine Stunde Arbeit erforderte.

      Lilli bemerkte den Blick ihrer Mutter. Sie schickte ihr eine Kusshand und ging hinüber zum Herd, um nachzusehen, was es zu Essen gab.

      »Brokkoliauflauf? Muss das sein?«

      »Ja, es muss. Brokkoli ist besonders reich an Mineralstoffen wie Kalium, Calcium, Phosphor, Eisen und Zink.« Tapfer zählte Nele die Vorzüge des ungeliebten Gemüses auf. »Außerdem enthält er jede Menge Vitamine, besonders Vitamin C und Carotin. Und macht nicht dick.«

      Lilli verdrehte die Augen.

      »Eine Ernährungsberaterin als Mutter ist eine echte Strafe«, stöhnte sie. Da sie aber das letzte Argument überzeugt hatte, nahm sie zwei Teller aus dem Hochschrank. »Aber du hast recht. Es riecht gar nicht mal so schlecht.«

      »Du weißt, dass das alles nur zu deinem Besten ist«, kam Nele nicht umhin zu bemerken.

      Lilli verdrehte die Augen.

      »Sehr aufmerksam von dir, dass du mich ständig an meine Krankheit erinnerst.«

      »Es ist doch nur zu deinem Besten«, versicherte ihre Mutter. »Aber es freut mich, wenn es dir doch schmeckt.« Nele stand in der Tür, die Arme vor dem Oberkörper verschränkt und sah ihrer Tochter dabei zu, wie sie den Auflauf auf die Teller verteilte. »Aber du hast meine Frage nicht beantwortet. Was machst du schon hier?«

      Unschuldig lächelnd ging Lilli an ihr vorbei auf die Terrasse. Sie stellte die Teller auf den Tisch und ließ sich in einen der freien Stühle fallen.

      »Keine Zeit. Außerdem hätte ich mich nach Dads Nachricht sowieso nicht mehr konzentrieren können.«

      Nele war ihrer Tochter gefolgt und setzte sich ihr gegenüber. Sie zog eine Augenbraue hoch. Wie so oft in letzter Zeit musste sie den Tadel, der ihr diesmal auf der Zunge lag, hinunterschlucken.

      »Dann weißt du es also schon?«, fragte sie stattdessen.

      »Ist das nicht Wahnsinn?«, platzte Lilli vor Glück heraus. »Außerdem hat er geschrieben, dass ich hundert Euro gut habe. Ich soll mir was Schickes zum Anziehen kaufen.«

      Nele versuchte, sich ihren Zorn nicht anmerken zu lassen. Wie oft hatte sie Lars gebeten, Lilli nicht so sehr zu verwöhnen? Aber das schien ein verlorener Kampf zu sein. Obwohl er als Schiffsarzt zwar sehr gut, aber auch kein Vermögen verdiente, war er in Bezug auf seine Tochter mehr als großzügig. In letzter Zeit war es noch schlimmer geworden. Nele wusste, woran das lag, und konnte ihn einerseits verstehen. Andererseits wünschte sie sich zumindest ein bisschen mehr moralische Unterstützung.

      »Aber eigentlich bräuchtest du das Geld viel dringender«, unterbrach Lilli ihre Gedanken. Ihr prüfender Blick ruhte auf Nele. »Hast du nicht Lust mitzukommen? Ich könnte dir ein paar Stylingtipps geben. Damit du klamottentechnisch endlich mal im Hier und Jetzt landest.« Ihr bezauberndes Lächeln entschärfte ihre Worte.

      Nele wusste, worauf ihre Tochter anspielte. Ihre Lieblingskleidung bestand aus vorwiegend bequemen Kleidungsstücken und war ein Dauerthema zwischen ihr und dem modebewussten Teenager.

      »Was hat es für einen Sinn, Sklavin der Mode zu sein?«, wehrte sich Nele mit der immer gleichen Frage.

      »Wenn du es schon nicht für dich tust, dann tu’s wenigstens für deine Patienten«, wiederholte auch Lilli die immer gleichen Worte. »Und für Dad«, fügte sie diesmal hinzu.

      Um ein Haar wäre Nele zusammengezuckt.

      »Warum denn für Lars? Er ist doch eh kaum hier.«

      »Eben deshalb«, beharrte Lilli. »Was hältst du davon, wenn du ihn mal mit richtig scharfen Klamotten überrascht? Jetzt, wo du ausnahmsweise mal keine blauen Flecken an den Armen und Beinen hast.« Sie legte den Kopf schief. »Schon komisch. Du bist immer nur so tollpatschig, wenn Dad dabei ist.«

      »Unsinn. Außerdem verstehe ich den Sinn hinter so einer Überraschung nicht.« Neles Antwort fiel schroffer aus als beabsichtigt. Augenblicklich verschloss sich Lillis Gesicht und sofort tat Nele ihre Reaktion leid. »Hör zu, dein Papa und ich sind schon so lange zusammen und haben uns schon in jeder Lebenssituation gesehen. Da muss man dem anderen nichts mehr vormachen. Wir lieben uns so, wie wir sind«, versicherte sie, obwohl das eine glatte Lüge war.

      Aber das wusste nur sie allein.

      Lilli zuckte mit den Schultern und spießte ein Stück Brokkoli auf die Gabel.

      »Wenn du meinst.« Sie legte den Kopf schief und musterte Nele eingehend. Die Aussicht auf die Reise stimmte sie offenbar milde. Es war ein gutes Zeichen, dass ihre Augen lustig funkelten. »Aber bitte versprich mir, dass du wenigstens dieses grauenhafte T-Shirt zu Hause lässt. Das sieht aus wie ein Kartoffelsack.«

      Nele machte gute Miene zum bösen Spiel und lachte.

      »Versprochen!« Dann stand sie schnell auf, um in die Küche zu gehen und den Nachtisch zu holen. Süßigkeiten waren immer noch die beste Möglichkeit, gute Stimmung zu zaubern. Selbst wenn sich am Horizont ein Drama

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