Schlittenfahrt ins Glück. Barbara Cartland

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Schlittenfahrt ins Glück - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

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zu den netten Leuten zurückfahren können, bei denen wir in Rom gewesen sind, oder?“

      „Nein, Emily, das können wir nicht“, antwortete Nerita. „Die Comtesse würde mich nicht für ganz im Haus haben wollen. Die Situation war jetzt schon kompliziert genug.“

      Emily wußte, was Nerita mit dieser Bemerkung meinte.

      Die jungen italienischen Adeligen, die eigentlich der Tochter des Hauses den Hof hätten machen sollen, waren von Nerita fasziniert gewesen, und die Atmosphäre war bereits recht gespannt gewesen, als Nerita das Telegramm erhalten hatte und den Aufenthalt in Italien abrupt hatte abbrechen müssen.

      Nerita überlegte krampfhaft.

      Von den Familien, bei denen sie im Ausland gelebt hatte, war sicher keine bereit, einem Mädchen, das ausnehmend hübsch, aber völlig mittellos war, auf unbegrenzte Zeit Gastfreundschaft zu gewähren.

      „Es wird mir nichts anderes übrig bleiben, Emily“, sagte Nerita nach einer Weile, „als mir meinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Zum Beispiel als Gouvernante.“

      „Als Gouvernante?“ rief Emily, als habe sie nicht richtig gehört.

      „Warum denn nicht?“ fragte Nerita. „Papa hat schließlich genug Geld für meine Erziehung ausgegeben, und Kinder mag ich gern, auch wenn ich noch nie welche unterrichtet habe.“

      „Sie sehen nicht aus wie eine Gouvernante, Miss Nerita, wirklich nicht.“

      Emily dachte an die Gouvernanten, die sie in ihren anderen Stellungen kennengelernt hatte. Samt und sonders waren es arme altjüngferliche Frauen gewesen, die man selten lächeln, geschweige denn lachen sah.

      Im Gegensatz zu den Kinderfrauen, die meistens geliebt wurden und um die sich alles drehte, waren Gouvernanten im allgemeinen verhaßt. Nicht nur die Kinder, die sie zu unterrichten hatten, mieden sie, wo es nur ging, sondern auch die übrigen Hausangestellten.

      Keine Frau wurde freiwillig Gouvernante - finanzielle Notwendigkeit zwang sie zu diesem Beruf.

      Meistens stammten Gouvernanten aus der Mittelklasse. Mit einem Pastor, einem Professor oder Bankangestellten als Vater und keinen finanziellen Mitteln im Hintergrund, entschlossen sich diese Frauen zu dem unbefriedigenden Beruf, weil sie keine Aussicht hatten, einen passenden Mann zu finden.

      Ihre Lage war meist bitter: unwillige, oft störrische und unkonzentrierte Kinder zum Lernen zwingen zu müssen, war nicht leicht. Dazu kam, daß sie in den großen Häusern fast ausnahmslos ein sehr einsames Leben führten, weil sie bei keiner Gesellschaft, höchstens einmal zu einem inoffiziellen Tee zugelassen waren. Und sich mit den übrigen Hausangestellten anzufreunden, hielten sie für unter ihrer Würde.

      „Sie sind weder Fisch noch Fleisch“, hatte einmal jemand gesagt.

      Emily hatte höflich gelacht, aber nicht so recht verstanden, was gemeint war. Jetzt jedoch wußte sie, daß es stimmte.

      Und ihre geliebte Miss Nerita spielte mit dem Gedanken, Gouvernante zu werden?

      „Unmöglich!“ rief Emily daher.

      „Welche Möglichkeiten habe ich denn sonst?“ fragte Nerita. „Ich habe doch keinen richtigen Beruf erlernt.“

      Emily runzelte die Stirn und überlegte.

      Sie liebte Nerita, wie sie noch nie einen Menschen geliebt hatte. Höchstens den jungen Mann, der sie verehrt hatte, als sie kaum siebzehn gewesen war.

      Ihr Vater hatte ihn verjagt, und seitdem hatte es keinen anderen gegeben.

      Das war traurig, denn Emily wäre eine gute Ehefrau und eine hingebungsvolle Mutter gewesen. Sie gehörte zu den Menschen, die andere verwöhnen, in den Arm nehmen und alles für sie tun wollten.

      Nach ihren Stellungen bei weltgewandten Damen, die sehr wohl ohne sie hätten auskommen können, hatte Emily bei der damals zwölf Jahre alten Nerita alles nachholen können, was ihr bis dahin gefehlt hatte. Sie hatte endlich einen Menschen gefunden, den sie hatte bemuttern können.

      „Wenn wir etwas finden könnten, wo wir beide gebraucht werden“, sagte sie jetzt, „dann machen Sie sich bitte wegen meiner Bezahlung keine Gedanken. Ich bleibe umsonst bei Ihnen.“

      „Das erlaubt meine Tante bestimmt nicht“, entgegnete Nerita.

      „Allerdings nicht, und deshalb braucht man sie gar nicht erst zu bitten“, erwiderte Emily.

      „Sie hat sich schon immer darüber aufgeregt, daß ich ein Mädchen für mich ganz allein habe. Noch dazu jemand, der so tüchtig ist wie Sie, Emily.“ Nerita schüttelte den Kopf. „Das arme, abgearbeitete Ding, das sie täglich frisieren muß, wird pausenlos beschimpft und zurechtgewiesen, weil es Ihnen nicht das Wasser reichen kann.“

      „Ich möchte bei Ihnen bleiben, Miss Nerita, aber ich weiß wirklich nicht, wie wir das machen sollen.“

      „Es wird uns schon etwas einfallen“, sagte Nerita. „Eines steht jedenfalls fest: ich bleibe nicht hier, und wenn sich mein Onkel auf den Kopf stellt.“

      „Sie werden wohl bleiben müssen, Miss Nerita.“

      „Nein!“

      Neritas Ton war so entschieden, daß Emily es aufgab.

      Wenn Nerita einmal einen Entschluß gefaßt hatte, dann war nicht mehr daran zu rütteln, das wußte Emily aus Erfahrung.

      „Sie hätten ein Junge werden sollen, Miss Nerita“, hatte sie einmal gesagt.

      Nerita hatte sie daraufhin mit den großen grauen Augen so erstaunt angesehen, daß Emily hatte lachen müssen und eingesehen hatte, daß diese Idee wirklich absurd war.

      Sie ist das schönste Mädchen unter der Sonne, dachte sie jetzt, und wenn jemand nicht dazu geboren ist, sich seinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen, dann sie.

      Nerita war von einer sehr ungewöhnlichen Schönheit, und wer sie sah, war von den großen, ausdrucksvollen Augen fasziniert.

      Ihre Haut war wie weißer Marmor, ihr helles Haar hatte nicht den üblichen goldenen Schimmer, sondern erinnerte an einen Morgenhimmel, auf dem noch der graue Schleier der schwindenden Nacht lag.

      Schlank und graziös - Nerita hatte von klein auf Ballett- und Reitunterricht erhalten -, war sie von einer Anmut, die einen Teil ihrer atemberaubenden Schönheit ausmachte.

      Sie bewegte sich wie ein junger Faun, und es war nicht erstaunlich, daß sie in den schlicht geschnittenen, aber selten eleganten Kleidern, die nur ein Worth entwerfen konnte, an eine griechische Göttin erinnerte.

      Zum ersten Mal kam Emily der Gedanke, daß eine Gouvernante auch peinlichen Avancen ausgesetzt sein konnte.

      In einer ihrer Stellungen war die Gouvernante nicht nur vom Herrn des Hauses, sondern auch von dessen ältestem Sohn bedrängt worden.

      Die Sache hatte geendet, wie sie hatte enden müssen: die Gouvernante war ohne Referenzen aus dem Haus gejagt worden, während die Männer, die der Anlaß dazu gewesen waren, unbeschadet davongekommen waren.

      Emily hatte damals gedacht,

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