Was der Tag mir zuträgt. Peter Altenberg

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Was der Tag mir zuträgt - Peter Altenberg Literatur (Leinen)

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so war ihr nun die Unruhe aus dem Wege geräumt – – – – –. Da saß sie denn oft sinnend und sinnend über das Merkwürdige, dass einer um sie gelitten und gelitten und gelitten, dem sie doch nicht hatte helfen dürfen – – – – –.

      Und Albert nahm ein Jahr lang seine geliebte Frau nicht in Besitz. Denn er fühlte es, dass sie ihm nicht ganz gehöre, nicht ganz – – –.

      Und so wartete er denn, bis Ruhe einzog, verblassendes Erinnern und des Alltages einfacher Anspruch.

      Die beiden wohlbestallten Künstler saßen im kleinen Nachtcafé und besprachen es emsig, wie brutal der Ichismus der Nebenmenschen wäre! Das Wort "Ichismus" sprachen sie so aus, wie wenn sie sagten: Die übrige Menschheit sagt nämlich "Egois­mus"!

      Da sagte das junge Fräulein: "Was redt's denn da für an Unsinn zusammen, hm?! Hat das an Sinn?! Hörts zu, meine Frau hat mich heute gepfändet! Gibt's das, eine eigenhändige Pfändung?! Das gibt's nicht! Was?!"

      "Bitte, wir sind keine Advokaten – – –."

      "Keine Advokaten?! Da schau her! Ein jeder ge­bildete Mensch muss wissen, dass es eine eigenhändige Pfändung niemals nicht gibt! Wie stellts ihr euch das vor?! Da möchte die ganze Welt nichts tun als pfän­den! Nur ein bissel nachdenken, meine Herren, ja?!"

      Die Künstler besprachen es nun, dass der aufgeblasene Herr B. so erfüllt sei von sich selbst, dass er nichts höre und nichts sehe, wie der Auerhahn auf dem Fichtenaste. Nur habe er nicht immer die Entschuldi­gung sexueller Erregung für sich wie das Biest!

      Das Mädchen begann zu weinen über die eigen­händige Pfändung von Seiten der Frau. Sie erklärte nochmals den Herren, dass es eine eigenhändige Pfän­dung niemals nicht gebe.

      Die Herren sagten nun, dass sie es auch für aus­geschlossen hielten, und begannen daher das Mädchen ein wenig abzuküssen, da sie sie infolge ihrer Zu­stimmung ziemlich getröstet wähnten.

      Dieselbige war aber noch nicht so weit. Die Herren sagten ihr nun, dass sie ihren Beruf verfehlt habe; sie sei eine Trauer-Dirne. Damit werde sie keinen Hund hinterm Ofen hervorlocken.

      Das Mädchen starrte vor sich hin und sagte: "Eine eigenhändige Pfändung gibt's nicht!"

      Die Künstler nahmen nunmehr eine teilnehmende Haltung an und sagten: "Wie viel bist du ihr denn eigentlich schuldig? Was wird es denn weiter sein?!"

      Das Mädchen erwiderte hoffnungsvoll: "35 Gulden!"

      Die Künstler: "Was?! So eine Bagatelle?! Und da plärrt sie! Das kannst du ihr ja leicht in Raten abzahlen!"

      Das Mädchen fühlte: "Bagage, hängt euch auf!"

      Die Künstler berechneten es nun, dass bei Wochenraten von nur 5 Gulden sie in sieben Wochen damit komplett fertig sein könne. Komplett. Oder sie solle Monatsraten à 20 Gulden zahlen. Oder, noch besser, täglich einen Gulden. Sie einigten sich auf täglich einen Gulden.

      Das Mädchen saß da und weinte bitterlich.

      Die Künstler wurden böse und gingen weg.

      Draußen sagten sie: "Soll man sich für jemanden einsetzen?! Da rechnet man sich den Kopf heraus für fremde Leute! Was hat man davon?! Undank!"

      Der arme Kellner trat nun zu dem Mädchen hin: "Sie, Fräul'n, heute um 8 Uhr früh fahren wir beide zusammen zu Gericht! Eine eigenhändige Pfändung gibt es niemals nicht! Mir leben in einem Rechtsstaate!"

      Sie gingen miteinander nach Hause, um die Details zu präzisieren.

      Es waren noch drei Stunden bis acht Uhr früh, welche Zeit sie ziemlich ausnützten.

      Um acht Uhr früh sagte ihr Ritter: "Weißt was, Mizerl, mit die Gerichte soll man nix anfangen. Die Frau wird's nicht so bös gemeint haben. Weißt was, Mizerl, zahl's in Raten ab!"

      Das Mädchen war schon ganz ermattet und, wieder einschlummernd, sagte sie sanft: "Eine eigenhändige Pfändung gibt es niemals nicht. Was, Schurschl?!"

      Rosig will ich, muss ich dein geliebtes Antlitz sehen – – –

      Und wenn ich es mit meinem Herzblut rosig färben müsste!

      Rosig muss ich dein geliebtes Antlitz sehen,

      Rosig und mit dem süßen kindlichen Ausdruck des Wohlergehens!

      Aber bleich bist du mir nun geworden seit Tagen,

      Und unendliche Müdigkeit dämmert in deinen sonst lichten Augen!

      Geliebtestes Geschöpf dieser Erde, was ist dir?!?

      Mir bangt so schrecklich – – –.

      Willst du den Prinzen in deinen Armen haben?!?

      Willst du den romantischen Gymnasiasten?!?

      Willst du den Kellner, der dir serviert?!?

      Willst du den Fremden, der auf der Straße gebannt verweilt?!?

      Willst du den Bäckerjungen, der morgens Brot bringt?!?

      Bleich bist du mir nun geworden, seit Tagen,

      Geliebtestes Geschöpf dieser Erde – – –

      Bleich bist du mir geworden und kränklich!

      Brauchst du Räusche?!?

      Ich, ich kann sie dir nicht mehr geben – – –

      Denn der tückische Mörder "Gewohnheit" schlich sich hinterrücks in deine zarte Seele ein –.

      Geliebteste,

      Rosig will ich, muss ich dein geliebtes Antlitz sehen – – –

      Und wenn ich es mit meinem Herzblut rosig färben müsste!!

      "Ich möchte einen blauen Ballon haben! Einen blauen Ballon möchte ich haben!"

      "Da hast du einen blauen Ballon, Rosamunde!"

      Man erklärte ihr nun, dass darinnen ein Gas sich befände, leichter als die atmosphärische Luft, infolgedessen etc. etc.

      "Ich möchte ihn auslassen – – –", sagte sie

      einfach.

      "Willst du ihn nicht lieber diesem armen Mäderl dort schenken?!?"

      "Nein, ich will ihn auslassen – – –!"

      Sie

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