Der Prinz und die Tänzerin. Barbara Cartland
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Читать онлайн книгу Der Prinz und die Tänzerin - Barbara Cartland страница 4
Wieder fiel der Vorhang, wieder raste das Publikum.
„Unglaublich!“ rieb der Prinz, fiel in das Klatschen ein und wartete sehnsüchtig darauf, daß Lokita sich noch einmal zeigen würde.
„Da wartest du vergebens“, sagte Lord Marston, als er bemerkte, daß der Prinz keinen Blick von dem Samtvorhang ließ.
Prinz Iwan sah ihn erstaunt an.
„Wieso?“ fragte er. „Kommt sie nicht heraus?“
„Nein, nie“, antwortete Lord Marston. „Das Publikum kann noch so toben.“
Der Prinz war verwundert. Noch nie hatte er von einer Schauspielerin, Sängerin oder Tänzerin gehört, welche die Ovationen des Publikums nicht genossen hätte.
Als sich der Vorhang wieder öffnete und ein farbenprächtiges, phantasievolles Bühnenbild zeigte, beugte sich der Prinz zu Lord Marston.
„Ich muß sie sehen“, sagte er. „Komm, gehen wir hinter die Bühne.“
„Das ist sinnlos. Sie empfängt keinen.“
„Unsinn!“ entgegnete der Prinz. „Mich wird sie empfangen. Ruf einen Lakaien.“
Lord Marston machte die Logentür einen Spalt auf und winkte, während der Prinz ein paar Worte auf eine Visitenkarte schrieb.
Er gab einem Lakaien die Karte.
„Bringen Sie diese Nachricht zu Mademoiselle Lokita“, bat er leise, „und warten Sie bitte auf Antwort.“
Er drückte dem Mann einen Louis in die Hand, doch dieser schüttelte den Kopf.
„C’est impossible, Monsieur.“
„Nichts ist unmöglich“, sagte der Prinz. „Ich möchte, daß die Mademoiselle mit mir soupiert.“
„Tut mir leid, Monsieur le Prince, aber Mademoiselle Lokita soupiert mit niemandem.“ Er warf einen Blick auf die Bühne. „Außerdem hat sie inzwischen das Theater schon verlassen.“
„Wie bitte?“ fragte der Prinz gereizt. „Tritt sie im Schlußbild denn nicht mehr auf?“
„Nein, Monsieur. Mademoiselle Lokita spricht mit niemandem und geht sofort nach ihrem Auftritt.“ w
Der Prinz entließ den Mann.
„Stimmt das, was er gesagt hat?“ fragte er Lord Marston.
„Offensichtlich“, antwortete Lord Marston. „Lokita ist im Moment die Sensation. Alle Zeitungen haben über sie geschrieben, aber sie weigert sich, Interviews zu geben und läßt sich in der Öffentlichkeit nirgends sehen.“
„Sie ist phantastisch. Einmalig! Ich habe mir immer eingebildet, ein Experte zu sein, aber so etwas an Talent habe ich noch nie gesehen.“
„Ich wußte, daß du begeistert sein wirst“, sagte Lord Marston. „Der Rest des Stücks ist nicht mehr sonderlich aufregend. Sollen wir gehen?“
„Nein“, sagte der Prinz. „Ich will erst einmal hinter die Bühne. Ich muß herausbekommen, ob das alles stimmt.“
„Bitte“, sagte Lord Marston. „Aber es ist Zeitverschwendung und verlorene Liebesmühe.“
Der Prinz wollte nicht auf Lord Marston hören. Er kannte sich hinter den Bühnen aller großen Theater Europas aus und hatte den Bühnenmeister schnell gefunden und mit ein paar Louis in beste Laune versetzt.
„Meinetwegen können Sie in die Garderobe von Mademoiselle Lokita gehen, Monsieur“, sagte dieser. „Aber antreffen werden Sie Mademoiselle nicht.“
„Wo ist sie denn?“ fragte der Prinz.
„Bereits gegangen. Sie geht immer sofort nach ihrem Auftritt.“
„Wieso?“
Der Bühnenmeister zuckte mit den Schultern.
„Das weiß ich auch nicht. Mademoiselle vertraut sich mir nicht an.“
„Wird sie denn von jemand abgeholt?“
„Nein, Monsieur. Mademoiselle ist immer in Begleitung von Madame.“
„Wie heißt diese Madame?“
Der Mann überlegte.
„Anderson“ sagte er schließlich.
„Das ist doch ein englischer Name!“ rief der Prinz. „Was meinst du, Hugo?“
„Klingt zumindest englisch“, sagte Lord Marston.
Der Prinz wandte sich wieder an den Bühnenmeister.
„Folgendes“, sagte er. „Ich wünsche Mademoiselle Lokita zu treffen. Wenn ich Ihnen jetzt eine Nachricht hinterlasse, werden Sie dann dafür sorgen, daß sie morgen die Nachricht erhält?“
Wieder zuckte der Mann mit den Schultern.
„Ich kann sie Madame Anderson geben“, sagte er mit zweifelndem Gesicht.
„Die Nachricht ist für Mademoiselle Lokita, nicht für Madame Anderson.“
„Schon“, sagte der Bühnenmeister, „aber Madame Anderson kümmert sich um alles. Die kleine Mademoiselle spricht mit niemandem. Sie kommt, verschwindet in ihrer Garderobe, tritt auf und verläßt das Theater wieder, ohne je ein Wort zu sprechen.“
„Das glaube ich nicht“, sagte der Prinz, als er mit Lord Marston durch das nächtliche Paris fuhr.
„Wie oft ich das schon gehört habe“, sagte Lord Marston. „Aber es scheint nun einmal so zu sein.“
„Ich muß sie sehen!“
„Das wird dir wohl kaum gelingen, aber versuchen kannst du es ja. Du gibst also zu, daß sie einmalig ist?“
„Natürlich ist sie einmalig. Einmalig und sensationell - aber, was nützt mir das?“
Lord Marston lachte.
„Du bist ganz schön durcheinander, mein Freund.“
„Bin ich auch“, gestand der Prinz. „Aber eines schwöre ich dir, Hugo, niemand wird mich davon abhalten können, Mademoiselle Lokita kennenzulernen.“
„Abhalten vielleicht niemand“, sagte Lord Marston lachend, „ich frage mich bloß, ob du Erfolg hast.“
„Was wetten wir?“ fragte der Prinz.
Lord Marston überlegte.
„Um Geld wette ich mit dir nicht, Iwan“, sagte er schließlich. „So einfach will ich es dir nicht machen. Ich besitze ein neues Jagdpferd, einen Grauschimmel, den ich für exzellent halte.“
„Und?“