Zwischen Bewegung und Ruhe. Osho
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Um laufen zu können, benutzt man seine Beine; wer denken möchte, setzt seine Gedanken in Gang, wer kommunizieren will, braucht seinen Verstand. Doch warum strampelt man, wenn man unter einem Baum sitzt, mit den Beinen? Das wirkt verrückt. Euer Verstand jedoch steht nie still! Der Verstand hat zwar seine Aufgaben, die fallen aber nur ab und zu an.
Wenn er gebraucht wird, erfüllt der Verstand seine Aufgabe. Im Moment spreche ich zu euch: Mein Verstand funktioniert, wie sonst könnte ich zu euch sprechen? Wenn Sosan etwas zu sagen hat, könnte er es nicht ohne seinen Verstand sagen. Aber sobald ich zu sprechen aufgehört habe, hat er seine Aufgabe erfüllt; dann tritt er ab – so wie die Beine ruhen, wenn sie nicht mehr gebraucht werden: Sie sind nicht da.
Wenn man hungrig ist, isst man. Wenn man kommunizieren will, braucht man Gedanken. Ist der Hunger gestillt, isst man nicht weiter. Aber es gibt Leute, die kauen Kaugummi, sind Kettenraucher. Dann sind Kaugummi und Rauch Ersatz fürs Essen: Am liebsten würden sie immerzu essen; da das aber nicht möglich ist, weil der Körper es nicht ertragen würde, stecken sie einfach nur irgendetwas in den Mund – ob Kaugummi oder Pan oder eine Zigarette, oder machen sonst was. Oder wenn sie gar nichts machen können…
Früher durften die Frauen in aller Welt zum Beispiel den Männern nicht ihre Dummheiten nachmachen: Sie durften nicht rauchen, auch Kaugummi oder dergleichen war verboten; andernfalls waren sie verrucht oder geschmacklos. Was also taten sie? Sie fingen an zu reden. Deswegen reden Mädchen mehr als Jungs – weil sie einen Ersatz brauchen. Der Mund muss weiterplappern: Also reden sie.
Hat man je zwei Frauen zusammen gesehen, die sich nicht unterhielten? Mal abgesehen von Engländerinnen… die ohnehin keine Frauen sind. Sie mussten Sovieles verdrängen, dass sie genau wie Zombies geworden sind. Alle anderen Frauen aber plappern immerzu – wie Vögel, die in den Bäumen zwitschern. Erst gestern arbeiteten ein paar Frauen hier vor meinem Fenster. Den ganzen Tag lang haben sie geschnattert – von früh bis spät! Sie hatten zwar nichts zu besprechen, aber sie mussten schnattern – der Mund will einfach ununterbrochen essen.
Seht euch ein Theaterpublikum an: Die Leute bewegen immerzu ihre Beine. Warum sitzen sie dort? Sie sollten spazieren gehen! Sie tun beides. Sie können nicht stillsitzen – und genauso ergeht es eurem Verstand.
An sich ist der Verstand gut. Alles ist an sich gut – wo es hingehört. Dann passt alles. Wenn alles an seinem Platz ist, „passt der Schuh“ – wie Tschuangtse sagt. Wenn der Verstand gebraucht wird, benutzt ihn; wenn er nicht gebraucht wird, lasst ihn ruhen. Bleibt Herr im Hause, und alle tun ihre Pflicht. Aber der Verstand hat die Macht ergriffen. Egal was man tut, er macht einfach immer weiter – so als könnte man das Radio nicht ausschalten, weil der Schalter kaputt ist: Es läuft einfach immer weiter. Ob man schläft oder isst oder Liebe macht – das Radio plärrt einfach immer weiter. Und man muss damit leben. Mit der Zeit vergisst man, dass es weiterläuft; man hört halt nicht mehr hin.
Genauso ist es euch mit eurem Verstand ergangen: Er macht einfach immerzu weiter; ihr wisst nicht, wo man ihn abstellen kann. Also hört ihr nicht hin, erduldet ihn einfach, ignoriert ihn. Ihr habt euch halt damit abgefunden, so als wäre da nichts zu machen… Dem ist aber nicht so; andernfalls gäbe es keine Buddhas. Und wenn ich dies sage, dann sage ich es aufgrund meiner eigenen Erfahrung: Dem ist nicht so. Man kann das Radio reparieren. Nichts anderes machen sämtliche Meditationen. Sie führen euch zwar nicht zur Erleuchtung, sondern reparieren einfach das Radio; was immer darin kaputtgegangen sein mag – es ist noch da, ihr müsst nur lernen, es richtig zu bedienen. Meditation ist eine Technik, die eine Funktion wiederherstellen kann, nicht euer Dasein.
Folglich führt keine Meditation direkt zum Sein, sondern repariert lediglich eine Funktion, stellt euch wieder her – bis der Schuh passt und ihr erleuchtet seid. Tschuangtse hat recht: „Wenn der Schuh passt, ist der Fuß vergessen.“ Wenn der Körper vollständig funktioniert, denkt man nicht mehr an ihn; wenn alles richtig funktioniert, hört unsere Scheinwelt auf: Du bist erleuchtet, und alles wird hell – so wie es ist!
Wer dem einen Weg folgen will,
darf nichts gegen die Welt der Sinne und Ideen haben;
Dies ist herrlich. Er sagt: … darfst du nichts gegen die Welt der Sinne und Ideen haben.
Es gibt zwei Arten von Menschen. Die einen bekämpfen immerzu ihre Sinne: „Wie töte ich meinen Körper ab? Wie entsage ich allen körperlichen Genüssen? Wie vermeide ich es, mich zu verlieben? Wie esse ich, ohne Geschmack zu empfinden?“ Kurz, sie haben ihren Sinnen den Kampf angesagt, sie werden zu großen Asketen.
Im Grunde sind sie Masochisten, die sich mit Freude selbst quälen. Aber sie sind respektiert, angesehen, und dieses Ansehen ist sehr verführerisch. Man hält sie für große Menschen, weil sie ihre Sinne übergehen. Dabei können sie gar nicht groß sein, denn ausgerechnet die Sinne öffnen die Tore zum Unendlichen, das uns umgibt. Die Sinne sind die Tore; durch diese Tore dringt das Unendliche in euer Inneres und ihr dringt zur Unendlichkeit vor. Was aber tun sie? Sie verrammeln ihre Tore. Dann werden ihre Häuser, ihre Körper, zu Gefängnissen, in denen sie leiden. Und je mehr sie leiden, desto angesehener werden sie, ja desto mehr werden sie angebetet. Denn die Leute glauben, sie voll brächten damit, dass sie ihren Körper überwinden, ein Wunder.
Ihr braucht euren Körper nicht zu überwinden. Es kommt einzig und allein darauf an, dafür zu sorgen, dass euer Körper richtig und ohne Einschränkungen funktioniert. Das ist eine Kunst und keine Entsagung. Ihr braucht eurem Körper nicht zu entsagen. Ihr müsst ihn nicht bekämpfen, sondern lediglich verstehen. Der Körper ist ausgesprochen weise, bei Weitem weiser als euer Verstand, denn der Körper existiert schon viel länger als der Verstand. Der Verstand ist dagegen ein ausgesprochener Neuling, nur ein Kind.
Den Körper gibt es schon seit Äonen. Denn als ihr noch ein Stein wart, gab es euren Körper zwar schon, aber euer Verstand schlief noch tief. Dann wurdet ihr zum Baum; euer Körper stand bereits da, voll belaubt und voller Blüten. Der Verstand schlief immer noch tief, zwar nicht mehr so tief wie der Stein, aber noch lange nicht wach. Dann wart ihr ein Tier, ein Tiger. Euer Körper war ein quicklebendiges Energiebündel, aber vom Verstand noch keine Spur. Danach wurdet ihr zum Vogel … und schließlich zum Menschen.
Da hatte euer Körper bereits Jahrmillionen hinter sich. Im Körper hat sich viel Weisheit angesammelt; der Körper ist sehr weise. Wenn ihr z.B. zu viel esst, sagt der Körper: „Halt!“
Der Verstand ist nicht so weise. Der Verstand sagt: „Wie gut das schmeckt! Nur noch einen Happen!“ Wenn ihr auf den Verstand hört, beginnt er, den Körper zu zerstören, damit kennt er sich aus… Zuerst sagt er dann: „Iss ruhig weiter“ – denn der Verstand ist ein törichtes Kind. Er weiß gar nicht, was er sagt. Er ist ein Anfänger, der noch nichts begriffen hat. Er ist nicht weise, er ist noch ein Narr. Hört auf den Körper. Esst, wenn der Körper sagt „Jetzt!“; und wenn der Körper „Genug!“ sagt, hört auf.
Wenn ihr auf den Verstand hört, ist das, als ob ein Kleinkind einen alten Mann führt – sie fallen beide in den Graben. Und wenn ihr zu sehr auf den Verstand hört, dann überreizt ihr zunächst eure Sinne, bis ihr irgendwann die Nase voll habt. Und jeder Sinn wird euch Unglück bereiten, und jeder Sinn bereitet euch noch mehr Angst, Streit und Schmerz.
Wer zu viel isst, muss leiden und sich erbrechen; dann ist der ganze Körper verstört. Dann sagt der Verstand: „Essen ist nicht gut, faste mal.“ Dabei ist das genauso schädlich. Wer auf den Körper hört, wird nie zu viel und nie zu wenig essen. Er folgt einfach dem Tao.
Wissenschaftler haben dies Problem erforscht und dabei eine wunderbare Entdeckung gemacht: Kleine Kinder essen, wenn sie hungrig sind, und gehen ins