Authentisch sein!. Osho
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Authentisch sein! - Osho страница 11
Die Fotoplatte ist nie lebensecht. Selbst wenn du in diesem Augenblick fotografiert wirst, bist du, bis der Fotograf die Filmrolle aus dem Apparat genommen hat, nicht mehr derselbe! Viel Wasser ist inzwischen den Ganges hinunter geflossen. Du bist gewachsen, du bist älter geworden. Vielleicht ist erst eine Minute vergangen, aber diese eine Minute kann entscheidend sein – du könntest tot sein! Noch vor einer Minute warst du lebendig; jetzt, eine Minute später, bist du vielleicht schon tot. Das Bild wird nie sterben. Im Spiegel dagegen bist du lebendig, wenn du lebendig bist; und tot, wenn du tot bist.
Buddha sagt: Lerne, still dazusitzen – werde ein Spiegel. Stille macht aus deinem Bewusstsein einen Spiegel, und dann lebst du von Augenblick zu Augenblick, spiegelst du das Leben wider. Dann schleppst du kein Fotoalbum mehr in deinem Kopf mit dir herum. Dann sind deine Augen klar und unschuldig, du besitzt Klarheit, du besitzt Tiefblick und du hörst nie auf, lebensecht zu sein.
Das ist authentisches Leben.
2. KAPITEL
ÜBER DIE LIEBE
Liebe ist die Ausstrahlung und der Duft eines Menschen, der sich selbst erkannt hat, der er selbst ist. Liebe ist überströmende Freude. Liebe ist, wenn du gesehen hast, wer du bist. Danach kannst du nur noch Eines tun: dein Sein mit anderen teilen. Liebe ist … wenn du erkannt hast, dass du nicht von der Schöpfung getrennt bist. Liebe ist, wenn du eine organische, orgastische Einheit erfahren hast – mit allem was ist.
Liebe ist keine Beziehung, sondern ein Seinszustand; sie hat nichts mit anderen Menschen zu tun. Man ist nicht verliebt, sondern ist Liebe. Sicher, wer Liebe ist, der ist auch verliebt – aber das ist nur eine Folge, eine Begleiterscheinung, nicht der Ursprung. Der Ursprung ist, dass man Liebe ist.
Und wer kann Liebe sein? Wenn du nicht weißt, wer du bist, kannst du natürlich nicht Liebe sein. Du wirst Angst sein. Angst ist genau das Gegenteil von Liebe. Vergiss nicht: Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, wie man allgemein glaubt; Hass ist nur Liebe, die auf dem Kopf steht, aber nicht das Gegenteil von Liebe. Das wirkliche Gegenteil von Liebe ist Angst. In der Liebe dehnt man sich aus; in der Angst schrumpft man. In der Angst verschließt man sich, in der Liebe öffnet man sich. In der Angst zweifelt man, in der Liebe vertraut man.
Wer Angst hat, fühlt sich verlassen, wer in der Liebe ist, löst sich auf – deshalb kann von Einsamkeit gar keine Rede sein. Wie kann man einsam sein, wenn man nicht da ist? Diese Bäume und die Vögel und die Wolken und die Sonne und die Sterne sind noch in dir. Liebe ist, wenn du deinen inneren Himmel erfahren hast …
Ein kleines Kind ist frei von Angst; Kinder kommen ohne Angst zur Welt. Wenn die Gesellschaft ihnen helfen und sie unterstützen kann, dass sie angstfrei bleiben, sie ermuntern kann, auf Bäume und Berge zu klettern und im Meer und in Flüssen zu schwimmen, wenn die Gesellschaft es schafft, sie in jeder Hinsicht dazu zu ermuntern, Abenteurer, Erforscher des Unbekannten zu werden, und wenn die Gesellschaft eine große Neugier in ihnen wecken kann statt sie mit toten Dogmen zu füttern, dann werden aus solchen Kinder große Liebende werden, Menschen, die das Leben lieben. Und das ist wahre Religion. Es gibt keine höhere Religion als die Liebe.
Meditiere, tanze, singe und tauche immer tiefer in dein Inneres ein. Lausche den Vögeln aufmerksamer. Betrachte die Blumen mit Ehrfurcht und Staunen. Werde kein Besserwisser, etikettiere nicht alles und jedes. Genau das ist Besserwisserei – die große Kunst, alles zu benennen, für alles eine Schublade zu finden. Beginne von klein auf Gitarre- oder Flötespielen zu lernen. Sei mit Menschen zusammen, lerne so viele Menschen kennen wie möglich, denn jeder Einzelne bringt eine andere Facette Gottes zum Ausdruck. Lerne von anderen. Hab keine Angst – diese Existenz ist nicht dein Feind. Diese Existenz bemuttert dich, diese Existenz ist bereit, dich in jeder Weise zu unterstützen.
Hab Vertrauen, und du wirst in dir eine neue Energie aufsteigen fühlen; diese Energie ist Liebe. Diese Energie möchte die ganze Schöpfung segnen, denn mit dieser Energie fühlst du dich selbst gesegnet. Und wenn du dich gesegnet fühlst, was bleibt dir da anderes übrig, als die ganze Schöpfung zu segnen?
Liebe ist das tiefe Verlangen, die ganze Schöpfung zu segnen.
Wie kann ich besser lieben?
Liebe ist an sich genug. Sie braucht keine Verbesserung. Sie ist vollkommen, so wie sie ist. Sie muss in keiner Weise vollkommener werden. Der Wunsch, sie zu verbessern, zeigt ein Missverständnis in Bezug auf das Wesen der Liebe. Kannst du einen Kreis vollkommen machen? Alle Kreise sind vollkommen, und wenn sie nicht vollkommen sind, dann sind es keine Kreise. Vollkommenheit ist eine Eigenschaft des Kreises, und das Gleiche gilt für die Liebe. Du kannst nicht weniger oder mehr lieben, weil Liebe keine Quantität ist. Sie ist eine Qualität, und als solche ist sie nicht messbar.
Deine Frage zeigt, dass du noch nie die Liebe geschmeckt hast und versuchst, deine Lieblosigkeit hinter dem Verlangen: „Wie kann ich besser lieben?“ zu verstecken. Jemand, der die Liebe kennt, kann diese Frage nicht stellen. Man darf biologische Vernarrtheit nicht für Liebe halten; es ist Lust. Es gibt sie bei allen Tieren, daran ist nichts Besonderes; ja, sie existiert sogar bei den Bäumen. Das ist die Art und Weise, wie die Natur sich fortpflanzt. Es ist nichts Spirituelles und auch nicht speziell dem Menschen vorbehalten. Als Erstes musst du also ganz klar zwischen Liebe und Lust unterscheiden. Lust ist blinde Leidenschaft. Liebe ist die Ausstrahlung eines stillen, friedvollen, meditativen Herzens; sie hat nichts mit Biologie, Chemie und Hormonen zu tun.
Liebe ist der Flug deines Bewusstseins zu höheren Sphären, jenseits von Materie und Körper. Sobald du Liebe als etwas Transzendentes begreifst, ist Liebe nicht mehr die eigentliche Frage. Die eigentliche Frage ist: Wie kannst du den Körper transzendieren? Wie kannst du etwas in dir erfahren, was jenseits des Körpers ist – jenseits von allem Messbaren?
Das ist die Bedeutung des Wortes „Materie“. Es kommt von der Sanskritwurzel matra, die „Maß“ bedeutet; es bedeutet „das, was gemessen werden kann“. Das Wort „Meter“ stammt aus derselben Wurzel. Die eigentliche Frage ist also: Wie kannst du vom Messbaren zum Nichtmessbaren gelangen? Mit anderen Worten: Wie kannst du über die Materie hinausgelangen und deine Augen für ein höheres Bewusstsein öffnen? Für das Bewusstsein gibt es keine Grenzen – je bewusster du wirst, umso mehr erkennst du, wie viel mehr noch möglich ist. Kaum hast du einen Gipfel erreicht, taucht ein neuer Gipfel vor dir auf. Es ist eine ewige Pilgerreise.
Liebe ist die Begleiterscheinung eines wachsenden Bewusstseins. Sie ist wie der Duft einer Blume. Suche sie nicht in den Wurzeln, denn dort ist sie nicht. Deine Biologie, das sind deine Wurzeln, und dein Bewusstsein, das ist deine Blüte. Je mehr der Lotus des Bewusstseins sich in dir öffnet, umso mehr wirst du überrascht sein, wirst du verblüfft sein über eine ungeheure Erfahrung, die man nur Liebe nennen kann. Dann bist du so voller Freude, voll Glückseligkeit, dass jede Faser deines Wesens vor Ekstase tanzt. Du bist wie eine Regenwolke, die sich ausregnen und ergießen will. Sobald du von Glückseligkeit überströmst, taucht ein starkes Bedürfnis in dir auf, sie zu teilen. Dieses Teilen ist Liebe.
Liebe kannst du nicht von jemandem bekommen, der diese Seligkeit noch nicht erlangt hat. Und darin besteht das Unglück der ganzen Welt: Alle wünschen sich, geliebt zu werden, und alle tun so, als würden sie lieben. Aber du kannst nicht lieben, solange du nicht weißt, was Bewusstheit ist. Du hast keine Ahnung von satyam, shivam, sundaram – von der Wahrheit, der Erfahrung des Göttlichen und dem Duft der Schönheit.
Was hast du denn zu geben? Du bist so leer, so hohl.