Authentisch sein!. Osho
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Читать онлайн книгу Authentisch sein! - Osho страница 12
Ich will dir ja nicht wehtun, aber ich kann nicht anders, ich muss dir die Wahrheit sagen: Du hast keine Ahnung, was Liebe ist. Du kannst es nicht wissen, weil du bisher noch nicht tief genug in dein Bewusstsein eingedrungen bist. Du hast dich selbst noch nicht erfahren. Du hast keine Ahnung, wer du bist.
In dieser Blindheit, in dieser Unwissenheit, in dieser Unbewusstheit kann keine Liebe wachsen. Du lebst in einer Wüste. In dieser Dunkelheit, in dieser Wüste gibt es keine Möglichkeit, dass Liebe zum Erblühen kommt. Zuerst musst du voller Licht sein und voller Freude – so voll, dass du überfließt. Diese überfließende Energie ist Liebe. Dann wirst du Liebe als die höchste Vollkommenheit im Leben erfahren. Sie ist nicht mehr und nicht weniger als das.
Aber unsere ganze Erziehung ist so neurotisch, so psychisch krank, dass sie alle Möglichkeiten für inneres Wachstum zunichte macht. Vom ersten Atemzug an wird dir beigebracht, ein Perfektionist zu sein, und so wendest du deine perfektionistischen Ideen natürlich auf alles an – sogar auf die Liebe.
Kürzlich las ich diesen Satz: „Ein Perfektionist ist jemand, der sich um alles kümmert und damit den Kummer für andere vergrößert.“ Und das Ergebnis ist diese trübsinnige Welt, in der alle versuchen, perfekt zu sein.
Sobald jemand versucht, perfekt zu sein, erwartet er auch von allen anderen, dass sie perfekt sind. Dann fängt er an, andere zu verurteilen; er fängt an, andere herabzusetzen. So machen es seit jeher eure so genannten Heiligen, so machen es eure Religionen. Sie haben euer Dasein mit dieser Vorstellung von Perfektion vergiftet. Doch weil du nicht perfekt sein kannst, fühlst du dich schuldig und verlierst deine Selbstachtung.
Und jemand, der seine Selbstachtung verloren hat, verliert auch seine Menschenwürde. Sein Stolz ist gebrochen, seine Menschlichkeit durch schöne Worte wie Perfektion zerstört.
Kein Mensch kann perfekt sein. Gewiss, es gibt Erfahrungen, die jeder Mensch machen kann, die das gewöhnliche Vorstellungsvermögen übersteigen. Aber erst wenn man die Erfahrung des Göttlichen gemacht hat, weiß man, was Vollkommenheit bedeutet. Vollkommenheit ist keine Fertigkeit; sie ist nicht etwas, das du praktizieren kannst, sie ist nichts, was du üben oder proben kannst. Aber genau das wird allen Menschen beigebracht, und das Ergebnis ist eine Welt voller Scheinheiliger, die ganz genau wissen, wie hohl und leer sie innen sind, und trotzdem alle möglichen Qualitäten vortäuschen, die nichts als leere Worte sind.
Wenn du zu jemandem sagst: „Ich liebe dich“ – hast du je darüber nachgedacht, was du damit meinst? Ist es nur eine biologische Vernarrtheit ins andere Geschlecht? Denn sobald du deine tierischen Gelüste befriedigt hast, verschwindet die ganze so genannte „Liebe“. Es war bloß ein Hunger, und wenn du ihn befriedigt hast, bist du satt. Die gleiche Frau, die dir als die schönste Frau der Welt erschien, der gleiche Mann, der dir wie Alexander der Große vorkam … jetzt überlegst du, wie du den Kerl am besten wieder loswirst.
Vielleicht versteht ihr mich besser, wenn ich euch diesen Brief vorlese, den Paddy an seine Geliebte Maureen geschrieben hat:
„Meine liebste Maureen, für dich würde ich auf den höchsten Berg steigen und in der stürmischsten See schwimmen. Für einen Augenblick an deiner Seite würde ich jede Härte auf mich nehmen!
Dein dich immer liebender Paddy.
PS: Ich komme am Freitagabend vorbei, falls es nicht regnet.“
Sobald du zu jemanden sagst: „Ich liebe dich“, weißt du gar nicht, was du da sagst. Du weißt nicht, dass es nur Lust ist, die sich hinter dem schönen Wort „Liebe“ versteckt. Sie geht vorüber, sie ist sehr vergänglich. Liebe ist etwas Ewiges. Sie ist die Erfahrung der Buddhas, nicht der unbewussten Menschen, von denen die ganze Welt voll ist. Nur sehr wenige Menschen haben erfahren, was Liebe ist, und es sind diejenigen, die das höchste Erwachen, die höchste Erleuchtung, den höchsten Gipfel des menschlichen Bewusstseins erlangt haben.
Wenn du wirklich wissen willst, was Liebe ist, vergiss die Liebe und besinne dich auf die Meditation. Wenn du Rosen in deinem Garten haben willst, vergiss die Rosen und kümmere dich um den Rosenstrauch. Du musst ihm Dünger geben, ihn begießen und dich darum kümmern, dass er die richtige Menge Sonne und Wasser bekommt. Wenn für alles gesorgt ist, werden die Rosen zur rechten Zeit erblühen. Du kannst sie nicht früher hervorholen, kannst sie nicht zwingen, sich eher zu öffnen, und du kannst von einer Rose nicht verlangen, vollkommen zu sein. Hast du je eine Rose gesehen, die nicht vollkommen ist? Was willst du mehr? Jede Rosenblüte ist vollkommen in ihrer Einmaligkeit. Wie sie im Wind, im Regen, in der Sonne tanzt … Kannst du ihre ungeheure Schönheit, ihre absolute Freude nicht sehen? Eine kleine gewöhnliche Rosenblüte strahlt die verborgene Herrlichkeit der Existenz aus. Liebe ist eine Rosenblüte in deinem Sein. Doch du musst dein Sein darauf vorbereiten: Vertreibe die Dunkelheit und alles Unbewusste. Werde immer wachsamer und bewusster, dann wird die Liebe von selbst kommen, zu ihrer Zeit. Du brauchst dich nicht darum zu sorgen. Und wenn sie kommt, ist sie immer vollkommen.
Liebe ist eine spirituelle Erfahrung. Sie hat nichts mit dem Geschlecht zu tun, sie hat nichts mit dem Körper zu tun – nur mit deinem innersten Sein. Aber du hast deinen eigenen Tempel noch nicht einmal betreten. Du weißt überhaupt nicht, wer du bist, und du fragst mich, wie du besser lieben kannst. Zuerst sei du selbst; zuerst erkenne dich selbst, dann kommt die Liebe als Belohnung. Sie ist eine Belohnung aus dem Jenseits. Sie regnet auf dich mit Blüten herab und erfüllt dein Dasein; sie ergießt sich über dich ohne Ende … Und mit ihr kommt eine ungeheure Sehnsucht zu teilen.
In der menschlichen Sprache kann dieses Teilen nur durch das Wort „Liebe“ angedeutet werden. Es sagt nicht viel, weist aber in die richtige Richtung. Liebe ist der Schimmer der Achtsamkeit, der Bewusstheit.
Werde bewusster. Liebe stellt sich ein, wenn du bewusster wirst. Sie ist ein Gast, der kommt, der unausweichlich zu allen kommt, die bereit und willens sind, ihn zu empfangen. Aber du bist noch nicht einmal so weit, die Liebe zu erkennen.
Wenn die Liebe vor deiner Tür steht, wirst du sie nicht erkennen. Wenn die Liebe an deine Tür klopft, wirst du tausendundeine Entschuldigung finden. Du wirst denken, vielleicht ist es ein starker Wind, oder du wirst irgendeine andere Entschuldigung haben. Du wirst deine Tür nicht öffnen. Und selbst wenn du die Tür öffnest, wirst du die Liebe nicht erkennen, weil du sie nie zuvor gesehen hast. Wie kannst du sie erkennen?
Du kannst nur das wiedererkennen, was du schon kennst. Wenn die Liebe zum ersten Mal zu dir kommt und dein Dasein erfüllt, wirst du völlig ergriffen und überwältigt sein. Du wirst nicht wissen, wie dir geschieht. Du weißt nur, dass dein Herz tanzt; du weißt, dass himmlische Musik dich einhüllt, und du nimmst Düfte wahr, die du noch nie erlebt hast. Aber es braucht ein wenig Zeit, um all diese Erfahrungen zusammenzufügen und zu erkennen, dass das vielleicht die Liebe ist. Allmählich wird es in dein Wesen einsickern. Nur die Mystiker kennen die Liebe. Die Mystiker sind die einzigen Menschen, die jemals die Liebe erfahren haben. Die Liebe ist das absolute Monopol der Mystiker. Wenn du die Liebe kennen lernen willst, musst du dich in die Welt der Mystiker begeben.
Jesus sagt: „Gott ist Liebe.“ Er war in einer Mysterienschule, bei den Essenern, einer uralten Mysterienschule. Aber vielleicht hat er nicht bis zur Abschlussprüfung durchgehalten, denn was er sagt, stimmt einfach nicht. Gott ist nicht Liebe – Liebe ist Gott! Und das sind nicht bloß vertauschte Wörter, das ist ein riesengroßer Unterschied. Wenn man sagt: „Gott ist Liebe“, sagt man damit, dass Liebe nur eine Eigenschaft von Gott ist. Er ist auch Weisheit, ist auch Mitgefühl, ist auch Vergebung. Außer Liebe kann er noch Millionen