Authentisch sein!. Osho
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Читать онлайн книгу Authentisch sein! - Osho страница 9
Wer da handelt, ist dein Ego; das Ego ist die Vergangenheit. Wenn du handelst, handelst du immerzu am Gängelband des Vergangenen, du handelst aus deinem Erfahrungsschatz heraus, aus den Schlüssen, die du aus deiner Vergangenheit gezogen hast. Wie kannst du da spontan sein? Deine Vergangenheit beherrscht dich, und aufgrund des Vergangenen kannst du das Gegenwärtige nicht erkennen. Deine Augen sind so von der Vergangenheit erfüllt, der Rauch der Vergangenheit ist so stark, dass es unmöglich wird zu sehen. Du kannst nichts mehr sehen! Du bist praktisch blind – blind wegen des Rauchs, blind wegen deiner alten Schlussfolgerungen, blind wegen deines Wissens. Der Gelehrte ist der blindeste Mensch der Welt, weil er aus seinem Wissen heraus lebt, er erkennt die Situation nicht. Er lebt nur mechanisch. Hat er einmal etwas kapiert, wird es in seinem inneren Programm gespeichert … und dann läuft alles nach Programm.
Hierzu gibt es eine berühmte Geschichte: In Japan gab es einmal zwei miteinander verfeindete Tempel – wie es die Tempel zu allen Zeiten gewesen sind. Die Priester waren einander so spinnefeind, dass sie sich keines Blickes mehr würdigten. Wenn sie sich auf der Straße begegneten, sahen sie einfach weg, wechselten kein Wort. Seit Jahrhunderten hatten diese zwei Tempel und ihr jeweiliger Priester nicht miteinander gesprochen.
Aber jedem der Priester war ein kleiner Junge zugeteilt, der ihm diente und kleine Besorgungen machte. Doch die Priester hatten Angst – Jungs sind schließlich Jungs – dass sie anfangen könnten miteinander zu reden, ja, sich gar anzufreunden.
Der eine Priester erklärte seinem Jungen: „Vergiss nicht, der andere Tempel ist unser Feind. Sprich kein Wort mit dem Jungen vom anderen Tempel. Diese Leute sind gefährlich – meide sie wie die Pest. Mach einen Bogen um sie!“ So wurde das Interesse des Jungen geweckt, denn der hasste die langen Predigten, die er nicht verstand. Seltsame Schriften wurden vorgelesen, in einer unverständlichen Sprache. Da ging es um große Probleme, die letzten Dinge … Und er hatte niemanden, mit dem er spielen konnte, mit dem er mal reden konnte. Und kaum hatte man ihm verboten, mit dem Jungen vom anderen Tempel zu reden, da spürte er eine große Versuchung. So funktioniert Versuchung. Noch am selben Tag konnte er nicht umhin, den anderen Jungen anzusprechen. Als er ihn kommen sah, fragte er ihn: „Wo gehst du hin?“
Der andere Junge gab sich philosophisch; schließlich hatte er sich genug große Philosophie anhören müssen. Er sagte: „Gehst? Da ist niemand, der kommt und geht! Es geschieht einfach – wo immer der Wind mich hinträgt …“ Er hatte oft genug gehört, wie ihm sein Lehrer die Lebensweise Buddhas beschrieb: Er lebt wie ein welkes Blatt – wo immer der Wind es hinweht, da geht es hin. Also sagte der Junge: „Ich existiere nicht! Es gibt niemanden, der etwas tut. Wie also könnte ich gehen? Was für einen Unsinn redest du da? Ich bin ein welkes Blatt. Wo immer der Wind mich hinträgt …“
Dem anderen Jungen verschlug es die Sprache. Ihm fiel keine Antwort ein. Er wusste nichts mehr zu sagen. Er war sehr verlegen, beschämt und dachte bei sich: „Mein Lehrer hat Recht. Mit diesen Leuten darf man nicht reden. Die sind gefährlich! Was soll das heißen? Ich hab ihm die einfache Frage gestellt: ‚Wo gehst du hin?‘ Dabei wusste ich genau, wo er hinging, denn wir beide sind unterwegs zum Markt, um Gemüse zu kaufen. Eine einfache Antwort hätte genügt.“
Er ging heim, beichtete seinem Lehrer: „Es tut mir leid, verzeih mir. Du hattest es mir verboten, und ich hab nicht auf dich gehört. Dabei konnte ich der Versuchung nur deswegen nicht widerstehen, weil du es mir verboten hattest. Dies ist das erste Mal, dass ich diese gefährlichen Leute angesprochen habe. Ich hab nur die einfache Frage gestellt ‚Wo gehst du hin?‘ und er fing an, komisches Zeug zu reden: ‚Es gibt kein Gehen, kein Kommen. Wer kommt? Wer geht? Ich bin reine Leere.‘ – solche Sachen. Und: ‚Nur ein totes Blatt im Wind. Und wo immer der Wind mich hinträgt …‘“
Der Lehrer sagte: „Hab ich‘s dir nicht gesagt? Jetzt gehe morgen an dieselbe Stelle und, wenn er wieder kommt, frag ihn wieder: ‚Wo gehst du hin?‘ Und wenn er wieder davon anfängt, sagst du einfach: ‚Ja, das stimmt. Du bist ein welkes Blatt, und ich auch. Aber wenn kein Wind weht, was dann? Wo gehst du dann hin?‘ Nur so viel, das wird ihn in Verlegenheit bringen – und du musst ihn in Verlegenheit bringen, du musst ihn besiegen. Unser Streit ist uralt, und diese Leute haben uns noch in keiner Debatte besiegen können. Morgen musst du ihm überlegen sein!“
Früh am Morgen stand der Junge auf, übte seine Antwort, wiederholte sie viele Male, bevor er ging. Dann stellte er sich an dieselbe Stelle, wo der andere vorbei kommen musste, übte alles noch mal und noch mal, bereitete sich vor, und schon sah er den Jungen kommen. Er sagte: „So, jetzt!“
Der Junge war da. Er fragte: „Wo gehst du hin?“ Und erwartungsvoll sah er seine Chance gekommen. Aber der Junge sagte: „Wo immer meine Beine mich hintragen.“
Kein Wort von Wind! Keine Rede vom Nichts! Noch vom Nichtstun! Was nun? Er kam sich albern vor mit seiner ganzen wohlvorbereiteten Antwort. Jetzt konnte er doch unmöglich vom Wind anfangen. Wieder bis auf die Knochen blamiert und diesmal wirklich beschämt, dass er so dumm sein konnte: „Dieser andere Junge kennt wirklich merkwürdige Schliche – jetzt sagt er: ‚Wohin meine Beine mich tragen …‘.“
Er ging heim zum Lehrer. Der Lehrer sagte: „Ich hab dir verboten, mit diesen Leuten zu reden – sie sind gefährlich! Seit Jahrhunderten kennen wir das an ihnen. Aber jetzt müssen wir etwas unternehmen. Morgen fragst du ihn also wieder: ‚Wo gehst du hin?‘, und wenn er antwortet: ‚Wohin meine Beine mich tragen‘, fragst du: ‚Und wenn du keine Beine hättest, was dann?‘ Irgendwie werden wir ihm schon das Maul stopfen!“
Also stand er am nächsten Morgen wieder da: „Wo gehst du hin?“, und lauerte. Und der Junge sagte: „Ich geh zum Markt, Gemüse holen.“
Der Mensch lebt gewöhnlich aus der Vergangenheit heraus, und das Leben verändert sich ständig. Das Leben ist nicht dazu verpflichtet, deinen Erwartungen zu entsprechen. Das macht das Leben so verwirrend – verwirrend für den Alleswisser. Er hat lauter vorgefertigte Antworten: Die Bhagavad Gita, den heiligen Koran, die Bibel, die Veden … Er hat alles auswendig gelernt, er kennt alle Antworten. Aber das Leben stellt nie dieselbe Frage noch einmal; darum fällt der Alleswisser jedes Mal auf die Nase.
Buddha sagt zweifellos: Lerne, still dazusitzen. Womit er aber nicht sagt: „Bleibe auf immer und ewig still sitzen. Er will damit nicht sagen, dass du inaktiv werden sollst. Im Gegenteil: Nur aus der Stille ergibt sich das Handeln. Wenn du nicht still bist, wenn du nicht still sitzen kannst, oder in tiefer Meditation still stehen kannst, wird all dein Tun nur eine Reaktion sein und keine Aktion. Du reagierst. Irgendwer beleidigt dich, drückt dir die Knöpfe und du reagierst. Du wirst wütend, du springst ihn an – und das nennst du Aktion? Das ist keine Aktion, das ist Reaktion. Er ist der Manipulierende und du bist der Manipulierte. Er hat einen Knopf gedrückt und du hast wie eine Maschine funktioniert. Als ob man einen Knopf drückt und das Licht geht an, und dann drückt man denselben Knopf und das Licht geht aus – genauso gehen die Leute mit dir um: Sie schalten dich an, sie schalten dich aus.
Jemand kommt und lobt dich über den grünen Klee und bläst dein Ego auf, und du fühlst dich ganz großartig; und dann kommt jemand und versetzt dir einen Stich, und schon liegst du flach am Boden. Du bist nicht dein eigener Herr: Jeder kann dich beleidigen und dich traurig machen oder wütend, gereizt, verärgert, gewalttätig, wahnsinnig. Und jeder kann dir so viel Honig um den Bart schmieren, dass du auf Wolken gehst und das Gefühl bekommst, der Größte zu sein – selbst Alexander der Große ist ein Zwerg neben dir! Und dabei lässt du dich nur von anderen manipulieren. Das ist kein wirkliches Handeln.
Buddha kam einmal durch ein Dorf, und die Bewohner liefen