Tom Jones. Генри Филдинг
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Dieser entdeckte sich gleichwohl nicht sogleich zu der Zeit, sondern lag und lauerte in ihrem Gemüte wie ein versteckter Feind, der eine Verstärkung erwartet, bevor er sich öffentlich erklärt und wirkliche Feindseligkeiten verübt, und diese Verstärkung langte bald an, um ihren Verdacht zu vermehren: denn als nicht lange nachher Mann und Frau beim Mittagessen saßen, sagte der Herr zur Magd: »Da mihi aliquid Porum,« worauf die arme Dirne lächelte, vielleicht über das schlechte Latein, und als ihre Hausfrau die Augen auf sie warf, ward sie rot, vermutlich darüber, daß sie es für unrecht hielt, über ihren Lehrer und Herrn gelacht zu haben. Frau Rebhuhn geriet hierüber augenblicklich in Wut und warf den hölzernen Teller, von welchem sie aß, der armen Hanna nach dem Kopfe, wobei sie schrie: »Du unverschämtes Nickel! willst du vor meiner Nase dein Spiel mit meinem Manne treiben?« Und in eben dem Augenblick sprang sie von ihrem Stuhle auf mit einem Messer in der Hand, womit sie vermutlich eine sehr tragische Rache verübt haben würde, hätte nicht das Mädchen den Vorteil benützt, daß sie der Thüre näher war als ihre Herrschaft, und wäre sie nicht ihrer Wut dadurch ausgewichen, daß sie davonlief. Denn der arme Hausvater, sei es nun, daß ihn das Erstaunen erstarrt hatte, oder daß ihn die Furcht (welches ebenso wahrscheinlich ist) abhielt, die geringste Widersetzlichkeit zu wagen, der saß da zitternd und mit aufgesperrten Augen in seinem Stuhle; er machte auch nicht die geringste Miene sich zu regen oder zu sprechen, bis seine Hausehre, als sie von ihrem Nachjagen zurückkam, einige Verteidigungsanstalten zu seiner eignen Erhaltung notwendig machte; und er ebenfalls geraten fand, dem Beispiele der Magd zu folgen und sich zurückzuziehen.
Diese gute Frau war ebensowenig als Othello von einer Stimmung:
– To make a Life of Jealousy,
And follow still the Changes of the Moon
With fresh suspicions.
(Ein Leben voll Eifersucht zu leben,
Folgen der Wandelbarkeit des Mondes
Mit oft erneutem Verdacht.)
Bei ihr wie bei ihm,
– To be once in doubt
Was once to be resolved –
(Nur einmal einen Zweifel
Hieß auf einmal ihren Entschluß fassen.)
Sie befahl also der Hanna, auf der Stelle ihre Siebensachen zu packen und sich zu trollen, denn sie wäre entschlossen, sie solle die Nacht nicht mehr unter ihrem Dache schlafen.
Rebhuhn hatte aus Erfahrungen zu viel gelernt, um sich in eine so heikliche Sache zu mischen. Er nahm also Zuflucht zu seinem gewöhnlichen Rezepte: Geduld! denn, ob er freilich wohl nicht ein großer Adept im Latein war, so hatte er doch den Rat ins Herz wie ins Gedächtniß gefaßt, welcher heißt:
– Leve fit, quod bene fertur Onus.
deutsch: »Die wohlgetragne Last wird leicht.«
Ein Weisheitsbrocken, den er immer im Munde führte, und von dessen Wahrheit er oft, wie man auch nicht leugnen kann, Gelegenheit hatte, sich durch Erfahrung zu überzeugen.
Hannchen wollte ihre Unschuld verteidigen, aber der Sturm brauste zu heftig, um sie Gehör finden zu lassen. Sie machte sich also ans Einpacken, wobei sie nur wenig Makulatur brauchte; und nachdem sie ihren schmalen Bissen von Lohn zugeworfen erhalten hatte, ging sie heim.
Der Schulmonarch und seine Ehehälfte brachten ihren Nachmittag und Abend unangenehm genug hin; vor dem nächsten Morgen aber fiel eins oder das andre vor, welches die Wut der Frau Rebhuhn ein wenig milderte und dem Manne die Erlaubnis bewirkte, seine Entschuldigung vorzubringen: diese fand um so eher Glauben, da er, anstatt zu verlangen, daß sie Hannchen wieder in Dienst nehmen möchte, vielmehr seine Zufriedenheit über ihre Entlassung bezeigte und sagte, sie wäre zu einer Dienstmagd ziemlich untauglich geworden, da sie alle ihre Zeit aufs Lesen verwendet habe, und obendrein wäre sie noch vorlaut und eigensinnig. Denn in der That hatten sie und ihr Lehrer seit einiger Zeit öfter über literarische Dinge disputirt, worin sie, wie bereits gesagt, ihm sehr überlegen geworden war. Dies wollte er indessen keinesweges zugeben, und weil er es Eigensinn nannte, wenn sie das behauptete, worin sie recht hatte; so begann er sie so ziemlich aufrichtig zu hassen.
Viertes Kapitel.
Beschreibung einer der blutigsten Schlachten oder vielmehr Zweikämpfe, die nur jemals in Hausgeschichten auf die Nachwelt gebracht worden.
Aus den im vorigen Kapitel beigebrachten Gründen und wegen andrer ehelichen Vorteile, welche den meisten Ehegenossen wohl bekannt sind und die gleich den Geheimnissen der Freimaurer niemand bekannt gemacht werden sollten, der nicht von der hochlöblichen Brüderschaft Mitglied ist: war Frau Rebhuhn darüber gar wohlgemut, daß sie ihren Eheschatz unschuldigerweise verdammt hatte, und gab sich Mühe, ihren falschen Verdacht durch Liebesbezeigungen wieder gut zu machen. Ihre Leidenschaften waren wirklich gleich heftig, wohin sie auch gerichtet sein mochten; denn, wie sie sehr heftig zürnen konnte, so konnte sie auch fast ebenso heftig lieben.
Allein, obgleich diese Leidenschaften gewöhnlich einander ablösten und selten einmal vierundzwanzig Stunden hingingen, während welcher der Pädagog nicht gewissermaßen der Gegenstand von beiden gewesen; so war doch bei außerordentlichen Gelegenheiten, wenn die Leidenschaft des Zorns sehr arg getobt hatte, der Nachlaß gewöhnlich länger, und so war gegenwärtig der Fall: denn sie beharrte länger in einem Stande milder Freundlichkeit, nachdem dieser Anfall von Eifersucht vorüber war, als ihr Ehegemahl jemals erlebt hatte. Und wär es nicht bloß wegen einiger kleinen Uebungen gewesen, wozu alle Anhänger der Xanthippischen Sekte täglich verbunden sind, so hätte Herr Rebhuhn einige Monate hindurch einer vollkommen heitern Stille genossen.
Völlige Stille zur See wird von erfahrnen Seemännern allemal für einen Vorboten des Sturms geachtet: und ich kenne einige Leute, die, ohne eben durchgängig am Aberglauben zu hängen, zu besorgen geneigt sind, daß große und ungewöhnliche Ruhe und langer Frieden Vorläufer von ihrem Gegenteile sind. Aus dieser Ursache hatten die Alten bei solchen Gelegenheiten die Gewohnheit, der Göttin Nemesis zu opfern: eine Göttin, welche nach ihrer Meinung mit einem neidischen Auge auf menschliche Glückseligkeit herabsähe und in ihrer Vernichtung ein ganz eigenes Behagen fände.
Da wir weit entfernt sind, an irgend eine solche heidnische Gottheit zu glauben oder irgend jemand in seinem Aberglauben zu bestärken, so wünschen wir, daß irgend ein haarscharfer Philosoph sich ein wenig Mühe geben wollte, die Grundursache dieses schnellen Uebergangs vom Glück zum Unglück heraus zu demonstrieren. Ein Uebergang, der so oft bemerkt worden und wovon wir ein Beispiel zu geben im Begriff stehen; denn unser Geschäft ist, Thatsachen zu erzählen, und die Ursachen müssen wir Männern von viel höherm und tiefern Genie überlassen.
Die Menschenkinder haben von jeher ein großes Vergnügen darin gefunden, das Thun und Lassen anderer zu wissen und zu untersuchen. Daher hat man zu allen Zeiten und unter allen Völkern gewisse Plätze für öffentliche Zusammenkünfte ausgesonnen, woselbst die Neubegierigen zusammenkommen und ihre gegenseitige Neugier befriedigen könnten. Unter