Krieg und Frieden. Лев Толстой

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Krieg und Frieden - Лев Толстой Große verfilmte Geschichten

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mein Lieber, was haben wir für einen Kampf zu bestehen gehabt! Gott gebe nur, daß derjenige Kampf, der die Folge davon sein wird, ebenso siegreich ausgehe. Aber, mein Lieber, ich muß bekennen, daß ich den Österreichern, und namentlich diesem Weyrother, nicht das Wasser reiche. Welch eine Akkuratesse, welch eine Durchdringung der Einzelheiten, welch eine Kenntnis der Örtlichkeit, welch ein Vorhersehen aller Möglichkeiten, aller Umstände, aller, auch der kleinsten Details! Nein, mein Lieber, günstigere Umstände als die, in denen wir uns jetzt befinden, könnte man sich mit aller Mühe nicht ausdenken. Eine Vereinigung österreichischer Sorgsamkeit und russischer Tapferkeit – was will man mehr?«

      »Also ist der Angriff definitiv beschlossen?« fragte Bolkonski.

      »Und wissen Sie, mein Lieber, mir scheint, daß Bonaparte tatsächlich mit seinem Latein am Ende ist. Sie wissen, daß der Kaiser heute einen Brief von ihm bekommen hat.« Dolgorukow lächelte bedeutsam.

      »Ei, so etwas! Nun, was schreibt er denn?« fragte Bolkonski.

      »Was kann er denn schreiben? Wischiwaschi, alles nur mit der Absicht, Zeit zu gewinnen. Ich sage Ihnen: wir haben ihn vollständig in der Hand; das ist sicher! Aber was das Amüsanteste ist«, fuhr er fort und lachte dabei gutmütig, »wir konnten absolut keine angemessene Fassung der Adresse für die Antwort finden. Wenn man nicht: ›An den Konsul‹ adressieren wollte und selbstverständlich auch nicht: ›An den Kaiser‹, so empfahl es sich, wie mir schien: ›An den General Bonaparte‹ zu schreiben.«

      »Aber ob man ihm den Kaisertitel vorenthält oder ihn so schlechtweg als General Bonaparte bezeichnet, dazwischen ist doch ein großer Unterschied«, meinte Bolkonski.

      »Das ist's ja eben!« unterbrach ihn Dolgorukow schnell und lachte von neuem. »Sie kennen Bilibin; er ist ein sehr kluger Mensch; der schlug vor, zu adressieren: ›An den Usurpator und Feind des Menschengeschlechtes‹.«

      Dolgorukow lachte vergnügt.

      »Nichts Schlimmeres?« bemerkte Bolkonski.

      »Aber dann hat Bilibin doch im Ernst einen passenden Titel für die Adresse gefunden. Er ist ein scharfsinniger, kluger Mensch.«

      »Nun, welchen denn?«

      »›An das Oberhaupt der französischen Regierung, au chef du gouvernement français‹«, sagte Fürst Dolgorukow ernst und mit Behagen. »Nicht wahr, das ist gut?«

      »Ja, aber ihm wird es sehr mißfallen«, bemerkte Bolkonski.

      »Oh, sehr, sehr! Mein Bruder kennt ihn; der hat in Paris mehrere Male bei ihm, dem jetzigen Kaiser, gespeist und hat mir gesagt, er habe nie in seinem Leben einen schlaueren, listigeren Diplomaten kennengelernt. Wissen Sie: eine Vereinigung französischer Gewandtheit und italienischer Verstellungskunst. Kennen Sie die Geschichte von Bonaparte und dem Grafen Markow? Graf Markow, das war der einzige, der mit ihm umzugehen wußte. Sie kennen die Geschichte von dem Taschentuch? Die ist allerliebst!«

      Und nun erzählte der redselige Dolgorukow, indem er sich bald an Boris, bald an den Fürsten Andrei wandte, wie Bonaparte, um unsern Gesandten Markow auf die Probe zu stellen, vor ihm stehend absichtlich sein Taschentuch habe fallen lassen und ihn dann, doch wohl in der Erwartung eines Gefälligkeitsdienstes von seiten Markows, angesehen habe, und wie Markow sogleich sein eigenes Taschentuch habe daneben fallen lassen und das seinige aufgehoben habe, aber nicht das Tuch Bonapartes.

      »Sehr nett«, sagte Bolkonski. »Aber was ich sagen wollte, Fürst, ich bin als Fürsprecher für diesen jungen Mann zu Ihnen gekommen. Bitte, sehen Sie zu, ob ...«

      Aber Fürst Andrei konnte seinen Satz nicht zu Ende sprechen, da ein Adjutant ins Zimmer trat und den Fürsten Dolgorukow zum Kaiser rief.

      »Ach, wie ärgerlich!« sagte Dolgorukow, stand schnell auf und drückte dem Fürsten Andrei und Boris die Hand. »Sie wissen, daß ich mich sehr freue, für Sie und für diesen liebenswürdigen jungen Mann alles zu tun, was in meinen Kräften steht.« Er drückte Boris noch einmal die Hand mit dem Ausdruck gutmütiger Aufrichtigkeit und munterer Harmlosigkeit. »Aber Sie sehen ... Ein andermal!«

      Den jungen Fähnrich Boris regte der Gedanke auf, wie nah er sich in diesem Augenblick der höchsten Instanz befand. Hier fühlte er sich in Berührung mit jenen Triebfedern, von welchen alle jene gewaltigen Massen in Bewegung gesetzt wurden; wenn er dagegen bei seinem Regiment war, so hatte er die Empfindung, daß er nur ein kleiner, gehorsamer, unbedeutender Teil dieser Massen sei. Fürst Andrei und er traten nach dem Fürsten Dolgorukow ebenfalls auf den Korridor hinaus und begegneten dort einem Herrn, der aus derselben Tür zu dem Zimmer des Kaisers herauskam, in welche Dolgorukow hineinging. Er trug Zivil, war von kleiner Statur, noch jung und hatte ein kluges Gesicht, das durch den vorstehenden Unterkiefer einen strengen, scharfen Zug erhielt; aber dieser Zug entstellte sein Gesicht nicht, sondern ließ dasselbe vielmehr besonders lebhaft und ausdrucksfähig erscheinen. Dieser kleine Herr nickte dem Fürsten Dolgorukow wie einem guten Bekannten zu; den Fürsten Andrei sah er mit einem kalten Blick starr an, ging gerade auf ihn zu und erwartete offenbar, daß Fürst Andrei ihn grüßen oder ihm Platz machen werde. Fürst Andrei jedoch tat weder das eine noch das andere; er machte ein ärgerliches Gesicht, und der junge Mann wandte den Kopf weg und ging mehr nach der Seitenwand des Korridors zu an ihnen vorüber.

      »Wer war das?« fragte Boris.

      »Das ist einer von den einflußreichsten, aber mir unangenehmsten Menschen. Es ist der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Fürst Adam Czartoryski. Das sind die Leute«, sagte Bolkonski, während sie aus dem Schloß hinausgingen, mit einem Seufzer, den er nicht unterdrücken konnte, »das sind die Leute, die das Schicksal der Völker entscheiden.«

      Am andern Tag setzten sich die Truppen in Marsch, und Boris fand vor der Schlacht bei Austerlitz keine Zeit mehr, den Fürsten Bolkonski oder den Fürsten Dolgorukow aufzusuchen, und blieb daher vorläufig noch im Ismaïler Regiment.

      X

      In der Morgenfrühe des 16. November brach Denisows Eskadron, in welcher Nikolai Rostow stand, und die zur Abteilung des Fürsten Bagration gehörte, aus ihrem Quartier auf. Es hieß, sie werde ins Gefecht kommen; aber nachdem sie, hinter anderen Kolonnen einherziehend, ungefähr eine Werst zurückgelegt hatte, erhielt sie Befehl, sich neben der Chaussee aufzustellen. Rostow sah, wie eine Kosakenabteilung an seiner Eskadron vorbei weiterzog, desgleichen die erste und zweite Eskadron seines Husarenregiments, und Infanteriebataillone und Artillerie, und wie die Generale Bagration und Dolgorukow mit ihren Adjutanten vorbeiritten. All die Furcht, der er an diesem Tag, ebenso wie früher, vor dem Gefecht unterworfen gewesen war, der ganze innere Kampf, mittels dessen er diese Furcht überwunden hatte, all seine Phantasien, in denen er sich ausgemalt hatte, wie er sich so recht husarenmäßig in diesem Gefecht auszeichnen wolle: das alles war nun vergebens gewesen. Seine Eskadron wurde in der Reserve zurückbehalten, und Nikolai Rostow verbrachte diesen Tag in recht langweiliger, verdrießlicher Weise. Zwischen acht und neun Uhr vormittags hörte er von vorn her Schießen und Hurrarufen, sah, wie Verwundete zurücktransportiert wurden (es waren ihrer nicht viele), und schließlich, wie inmitten einer Kosakeneskadron eine ganze Abteilung gefangener französischer Kavalleristen vorbeigeführt wurde. Offenbar war das Gefecht beendet, und es war augenscheinlich nicht groß, aber glücklich gewesen. Die auf dem Rückmarsch vorbeikommenden Soldaten und Offiziere erzählten von einem glänzenden Sieg, von der Einnahme der Stadt Wischau und von der Gefangennahme einer ganzen französischen Eskadron. Nach einem starken Nachtfrost war es ein klarer, sonniger Tag geworden; zu dem heiteren Glanz des Herbsttages kam nun noch die Siegesnachricht, die man nicht nur aus den Erzählungen der Teilnehmer am Kampf erfuhr, sondern auch durch die frohen Mienen der Soldaten, Offiziere, Generale und der nach der einen und nach

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