Krieg und Frieden. Лев Толстой

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Krieg und Frieden - Лев Толстой страница 23

Krieg und Frieden - Лев Толстой Große verfilmte Geschichten

Скачать книгу

brauche ich ganz notwendig.«

      »Ja, Sie sind eine Verschwenderin, meine liebe Gräfin; das ist bekannt«, sagte der Graf; er küßte seiner Frau die Hand und ging wieder in sein Zimmer.

      Als Anna Michailowna vom Grafen Besuchow zurückkehrte, lag bereits neben dem Platz, wo die Gräfin Rostowa saß, das Geld, lauter neue Banknoten, auf einem Tischchen unter einem Taschentuch, und Anna Michailowna bemerkte, daß die Gräfin über irgend etwas unruhig war.

      »Nun, wie steht es, liebe Freundin?« fragte die Gräfin.

      »Ach, er befindet sich in einem schrecklichen Zustand! Er ist gar nicht wiederzuerkennen, so schlecht steht es mit ihm, so entsetzlich schlecht! Ich bin nur einen Augenblick bei ihm gewesen und habe kaum ein paar Worte zu ihm gesprochen ...«

      »Annette, ich bitte dich recht herzlich, schlage es mir nicht ab«, sagte die Gräfin auf einmal und errötete dabei, was sich auf ihrem ältlichen, mageren, würdevollen Gesicht recht wunderlich ausnahm; sie nahm unter dem Tuch das Geld hervor. Anna Michailowna verstand sofort, um was es sich handelte, und beugte sich schon nieder, um im richtigen Augenblick die Gräfin geschickt zu umarmen.

      »Da ist etwas von mir für Boris, zu seiner Equipierung ...«

      Anna Michailowna umarmte sie sofort und weinte. Die Gräfin weinte ebenfalls. Sie weinten beide darüber, daß sie so eng befreundet waren, und darüber, daß sie beide so gute Menschen waren, und darüber, daß zwei Jugendfreundinnen sich mit einem so unwürdigen Gegenstand abgeben mußten, wie es das Geld ist, und darüber, daß ihre Jugend dahin war ... aber die Tränen der beiden Frauen waren angenehme, wohltätige Tränen ...

      XVIII

      Die Gräfin Rostowa saß mit ihren Töchtern und mit einer großen Anzahl von Damen, die sich bereits eingefunden hatten, im Salon. Die Herren hatte der Graf in sein Zimmer geführt und bot ihnen seine türkischen Pfeifen an, deren er aus besonderer Liebhaberei eine ganze Sammlung besaß. Von Zeit zu Zeit ging er in den Salon zu seiner Frau und erkundigte sich, ob »sie« noch nicht angekommen sei. Die Erwartete war Marja Dmitrijewna Achrosimowa, die in der Gesellschaft den Spitznamen »der schreckliche Dragoner« hatte, eine Dame, die nicht infolge von Reichtum oder Vornehmheit, wohl aber wegen ihres gesunden Verstandes und der ungeschminkten Naivität ihres Benehmens sich einer gewissen Berühmtheit erfreute. Ganz Moskau und ganz Petersburg, ja selbst die kaiserliche Familie kannten diesen »Dragoner« Marja Dmitrijewna; die Angehörigen der höheren Gesellschaftskreise beider Residenzen schüttelten zwar oft verwundert über sie den Kopf, machten sich im stillen über ihre Grobheit lustig und erzählten sich Anekdoten von ihr; aber trotzdem empfanden alle vor ihr Respekt und hatten vor ihr Furcht.

      In dem von Tabaksrauch erfüllten Herrenzimmer bildeten den Gegenstand des Gespräches der Krieg, der durch ein Manifest des Kaisers erklärt war, und die Aushebung. Gelesen hatte das Manifest noch niemand; aber alle wußten, daß es erschienen war. Der Graf saß auf einer Ottomane zwischen zwei Herren, welche rauchten und eifrig konversierten. Der Graf selbst rauchte nicht und redete nicht, sondern neigte den Kopf bald nach der einen, bald nach der andern Seite, blickte die beiden Raucher zu seiner Linken und zu seiner Rechten mit sichtlichem Vergnügen an und hörte ihrem Gespräch zu; übrigens hatte er selbst sie vorher aufeinandergehetzt.

      Der eine der beiden Redenden war ein Zivilist, mit runzligem, verbissenem, magerem, glattrasiertem Gesicht, schon in ziemlich hohem Alter, obwohl er wie ein ganz junger Mensch nach der neuesten Mode gekleidet war. Er hatte, wie wenn er hier zu Hause wäre, die Füße unter sich auf das Sofa gezogen, hatte sich die Bernsteinspitze seitwärts tief in den Mund geschoben, zog ruckweise den Rauch ein und kniff die Augen zusammen. Es war ein alter Junggeselle namens Schinschin, ein Vetter der Gräfin; in den Moskauer Salons hieß es von ihm, er habe eine böse Zunge. Den Herrn, mit dem er jetzt redete, schien er mit nachsichtiger Herablassung zu behandeln. Dieser andere war ein frischer Gardeoffizier, mit rosigem Teint, tadellos sauber gewaschen, wohlfrisiert, den Uniformrock bis oben zugeknöpft; er hielt die Bernsteinspitze in der Mitte des Mundes, zog mit seinen roten Lippen sachte einen kleinen Schluck Rauch ein und ließ ihn in kleinen Ringen wieder aus seinem hübschen Mund hinaus. Dies war ein Leutnant im Semjonower Regiment, namens Berg, mit welchem Boris demnächst zum Regiment abgehen sollte, eben jener Leutnant Berg, mit welchem Natascha ihre ältere Schwester Wjera geneckt hatte, indem sie ihn als deren Courmacher bezeichnet hatte. Der Graf saß zwischen beiden und hörte ihrem Gespräch aufmerksam zu. Nächst dem Bostonspiel, das er leidenschaftlich liebte, kannte der Graf kein größeres Vergnügen als die Rolle des Zuhörers zu übernehmen, namentlich wenn es ihm gelungen war, zwei eifrige Disputanten aufeinanderzuhetzen.

      »Nun gewiß, Väterchen, mon très honorable Alfons Karlowitsch«, sagte Schinschin in spöttischem Ton (er mischte ganz gewöhnliche Ausdrücke der russischen Volkssprache und gewählte französische Phrasen durcheinander, was eine besondere Eigentümlichkeit seiner Redeweise bildete), »vous comptez vous faire des rentes sur l'état, Sie möchten, daß von Ihrer Kompanie so nebenbei ein bißchen was für Sie abfällt?«

      »Nicht doch, Pjotr Nikolajewitsch, ich will nur nachweisen, daß der Dienst bei der Infanterie gegenüber dem Dienst bei der Kavallerie mancherlei Vorteile bietet. Machen Sie sich jetzt nur meine Lage klar, Pjotr Nikolajewitsch ...«

      Berg sprach immer sehr präzis, ruhig und höflich und redete immer nur von sich und seinen Angelegenheiten. Er pflegte zu schweigen, solange das Gespräch sich um Dinge drehte, die in keiner direkten Beziehung zu seiner eigenen Person standen. Auf diese Weise schwieg er manchmal stundenlang, ohne daß er selbst dabei ein unangenehmes Gefühl empfunden oder bei anderen hervorgerufen hätte. Aber sobald das Gespräch eine solche Wendung bekam, daß es ihn persönlich betraf, begann er in längeren Ausführungen und mit sichtlichem Vergnügen zu sprechen.

      »Machen Sie sich nur meine Lage klar, Pjotr Nikolajewitsch. Wenn ich bei der Kavallerie wäre, so würde ich als Leutnant nicht mehr als zweihundert Rubel alle vier Monate bekommen; jetzt aber bekomme ich zweihundertdreißig Rubel«, sagte er mit einem vergnügten, angenehmen Lächeln, indem er Schinschin und den Grafen ansah, als wäre es für ihn eine ausgemachte Sache, daß sein Wohlergehen stets das wichtigste Ziel der Wünsche aller übrigen Menschen bilden werde.

      »Außerdem, Pjotr Nikolajewitsch«, fuhr Berg fort, »befinde ich mich infolge meiner Versetzung zur Garde an einer Stelle, wo ich beachtet werde; auch sind die Vakanzen bei der Gardeinfanterie weit häufiger. Und dann, bitte, überschlagen Sie sich das einmal selbst, wie gut ich mit zweihundertdreißig Rubeln auskommen kann; ich lege sogar noch etwas zurück und schicke es meinem Vater«, fuhr er fort und ließ einen Rauchring aus dem Mund.

      »Gut kalkuliert, das muß man sagen. Ja, ja, der Deutsche drischt sein Getreide auf dem Beilrücken, wie es im Sprichwort heißt«, sagte Schinschin und schob, dem Grafen zuzwinkernd, die Bernsteinspitze nach dem andern Mundwinkel hinüber.

      Der Graf lachte laut auf. Andere Gäste, welche sahen, daß Schinschin da mit jemand disputierte, traten näher heran, um zuzuhören. Ohne auch nur im geringsten die Spötteleien seiner Zuhörer oder ihren Mangel an Interesse zu bemerken, erzählte Berg ausführlich weiter, daß er durch seine Versetzung zur Garde vor seinen Kameraden vom Kadettenkorps her schon einen Grad voraus habe; der Kompaniechef könne im Krieg fallen, und er, der dann der rangälteste Offizier in der Kompanie sein werde, könne sehr leicht in die Stelle des Kompaniechefs einrücken; im Regiment könnten ihn alle sehr gut leiden, und sein lieber Papa sei über ihn ganz glücklich. Dem jungen Offizier machte es offenbar das allergrößte Vergnügen, dies alles vorzutragen, und er schien gar keine Ahnung davon zu haben, daß andere Leute gleichfalls ihre persönlichen Interessen haben könnten. Aber alles, was er vortrug, war so nett und ehrbar, und die Naivität seines jugendlichen Egoismus war so handgreiflich, daß seine Zuhörer ihm nicht böse sein konnten.

      »Na,

Скачать книгу