Krieg und Frieden. Лев Толстой

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Krieg und Frieden - Лев Толстой Große verfilmte Geschichten

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des Rückzuges zu überwachen, »was gleichfalls von hoher Wichtigkeit ist«.

      »Übrigens wird es heute wahrscheinlich noch nicht zum Kampf kommen«, sagte Bagration, wie wenn er den Fürsten Andrei damit beruhigen wollte.

      »Ist er einer der gewöhnlichen Gecken von der Suite«, dachte Bagration, »die nur zur Truppe geschickt werden, um einen Orden zu bekommen, so wird er zur Arrieregarde gehen, wo er ja zu einer solchen Dekoration gleichfalls gelangen kann; will er aber bei mir bleiben, nun, so mag er das tun; wenn er ein tapferer Offizier ist, wird er mir gute Dienste leisten können.« Fürst Andrei bat, ohne hinsichtlich der ihm freigestellten Wahl eine Antwort zu geben, um die Erlaubnis, die Stellung abzureiten und sich die Aufstellung der Truppen anzusehen, um im Fall eines Auftrages zu wissen, wohin er zu reiten habe. Der Offizier du jour bei der Abteilung, ein schöner Mann, der in seiner Kleidung etwas Stutzerhaftes hatte, einen Brillantring am Zeigefinger trug und schlecht, aber mit besonderer Vorliebe französisch sprach, erbot sich, den Fürsten Andrei zu führen.

      Überall sahen sie vom Regen durchnäßte, trüb blickende Offiziere, die den Eindruck machten, als ob sie etwas suchten, und Soldaten, die aus dem Dorf Türen, Bänke und Zaunpfähle herbeischleppten.

      »Sehen Sie, Fürst, bei diesem Volk können wir kein korrektes Verhalten erzielen«, sagte der Stabsoffizier, auf diese Soldaten weisend. »Die Schuld liegt an den Offizieren, die keine rechte Aufsicht führen und ihnen alles durchgehen lassen. Aber hier«, er zeigte auf ein in der Nähe aufgeschlagenes Marketenderzelt, »hier finden sie sich zusammen und sitzen wer weiß wie lange. Erst heute morgen habe ich sie alle hinausgejagt; aber Sie werden sehen, das Zelt ist schon wieder voll. Wir müssen hinreiten, Fürst, und ihnen einen Schreck einjagen. Wir brauchen dazu nur einen Augenblick.«

      »Schön, reiten wir hin; ich will mir auch gleich bei dem Marketender ein Stück Käse und eine Semmel kaufen«, sagte Fürst Andrei, der noch nicht dazu gekommen war, etwas zu genießen.

      »Aber warum haben Sie mir das nicht gesagt, Fürst? Ich hätte Ihnen von meinem Mundvorrat angeboten.«

      Sie stiegen von den Pferden und traten in das Marketenderzelt. Offiziere mit geröteten, müden Gesichtern saßen dort an Tischen, tranken und aßen.

      »Aber meine Herren, was soll das heißen!« rief der Stabsoffizier in einem vorwurfsvollen Ton, dem man es anhörte, daß er dieselbe Ermahnung schon wiederholt ausgesprochen hatte. »Sie dürfen sich doch nicht in dieser Weise von Ihren Leuten entfernen. Der Fürst hat verboten, daß sich jemand hier aufhält. Nun sehen Sie nur, Herr Hauptmann«, wandte er sich an einen kleinen, schmutzigen, mageren Artillerieoffizier, der ohne Stiefel (er hatte sie dem Marketender zum Trocknen gegeben), nur in Strümpfen, vor den beiden Eintretenden aufgestanden war und ein wenig lächelte, was aber nicht recht natürlich herauskam. »Schämen Sie sich denn gar nicht, Hauptmann Tuschin?« fuhr der Stabsoffizier fort. »Sie als Artillerist sollten doch eigentlich anderen ein gutes Beispiel geben, und nun haben Sie nicht einmal Stiefel an! Wenn Alarm geschlagen wird, werden Sie ohne Stiefel eine sehr hübsche Figur machen.« Der Stabsoffizier lächelte. »Wollen die Herren sich auf ihre Posten begeben, alle, alle!« fügte er im Ton des befehlenden Vorgesetzten hinzu.

      Fürst Andrei mußte beim Anblick des Hauptmanns Tuschin unwillkürlich ebenfalls lächeln. Schweigend und lächelnd und von einem stiefellosen Fuß auf den andern tretend, blickte Tuschin mit seinen großen, klugen, guten Augen bald den Fürsten Andrei, bald den Stabsoffizier fragend an.

      »Die Soldaten pflegen zu sagen: ohne Stiefel geht man bequemer«, sagte Hauptmann Tuschin dann schüchtern und immer noch lächelnd; er wünschte offenbar, sich durch den scherzenden Ton aus seiner unbehaglichen Situation herauszuhelfen.

      Aber er hatte den Satz kaum zu Ende gesprochen, als er merkte, daß sein Scherz ordnungswidrig war und nicht gut ankam. Er wurde verlegen.

      »Bitte, auf Ihre Posten, meine Herren!« sagte der Stabsoffizier wieder und gab sich alle Mühe, ernst zu bleiben.

      Fürst Andrei betrachtete noch einmal die kleine Gestalt des Artillerieoffiziers. Sie hatte etwas Eigentümliches, ganz und gar nicht Militärisches, einigermaßen Komisches, aber doch außerordentlich Anziehendes.

      Der Stabsoffizier und Fürst Andrei stiegen wieder zu Pferd und ritten weiter.

      Als sie aus dem Dorf herausgekommen waren, trafen sie fortwährend, überholend oder begegnend, auf hierhin oder dorthin gehende Soldaten und Offiziere verschiedener Waffengattungen und erblickten linker Hand im Bau begriffene Schanzen, die von der frisch ausgehobenen Tonerde eine rötliche Färbung hatten. Mehrere Bataillone Soldaten, trotz der kalten Witterung in Hemdsärmeln, wimmelten wie weiße Ameisen auf diesen Schanzen umher; hinter einem Wall hervor wurden von unsichtbaren Händen unablässig Schaufeln voll roter Tonerde herausgeworfen. Die beiden Reiter ritten an eine Schanze heran, besichtigten sie und setzten dann ihren Weg fort. Unmittelbar hinter der Schanze stießen sie auf ein paar Dutzend Soldaten, bei denen eine fortwährende Ablösung stattfand, indem manche zur Schanze zurückliefen und andere von dort kamen. Die beiden Reiter mußten sich die Nasen zuhalten und ihre Pferde in Trab setzen, um aus der verdorbenen Atmosphäre hinauszukommen.

      »Ja, das sind so die Annehmlichkeiten des Lagerlebens, Fürst«, sagte der Stabsoffizier du jour.

      Sie ritten die gegenüberliegende Anhöhe hinan. Von dieser Anhöhe aus konnte man schon die Franzosen sehen. Fürst Andrei hielt sein Pferd an und sah prüfend um sich.

      »Sehen Sie, dort haben wir eine Batterie stehen«, sagte der Stabsoffizier und wies nach dem höchsten Punkt. »Sie wird von eben dem wunderlichen Gesellen befehligt, der ohne Stiefel im Marketenderzelt saß; von dort oben ist alles zu sehen; lassen Sie uns hinreiten, Fürst.«

      »Ich bin Ihnen sehr dankbar; aber ich reite nun wohl allein weiter«, erwiderte Fürst Andrei, der den Stabsoffizier gern loswerden wollte. »Bitte, bemühen Sie sich nicht mehr.«

      Der Stabsoffizier trennte sich von Fürst Andrei, und dieser ritt allein weiter.

      Je weiter er nach vorn, näher an den Feind heran, kam, um so ordentlicher und munterer wurde das Aussehen der Truppen. Die schlimmste Unordnung und Niedergeschlagenheit hatte bei jener Abteilung des Trains geherrscht, die Fürst Andrei am Vormittag auf der Krems-Znaimer Landstraße getroffen hatte und die von den Franzosen zehn Werst entfernt war. Auch in dem Dorf Grund machte sich eine gewisse Unruhe und Ängstlichkeit fühlbar. Aber je mehr sich Fürst Andrei der französischen Vorpostenkette näherte, um so mehr Zuversicht und Selbstvertrauen kam in der ganzen Erscheinung unserer Truppen zum Ausdruck. In Reih und Glied aufgestellt, standen die Soldaten in ihren Mänteln da, und die Feldwebel und Kompaniechefs zählten ihre Leute durch, wobei sie immer dem letzten Mann einer jeden Abteilung mit dem Finger auf die Brust tippten und ihn die Hand in die Höhe heben ließen; andere schleppten, sich in der ganzen Umgegend zerstreuend, Brennholz und Buschwerk herbei und bauten unter eifriger Unterhaltung und fröhlichem Gelächter kleine Hütten; wieder andere saßen, mehr oder minder bekleidet, um offene Feuer, trockneten ihre Hemden und Fußlappen oder besserten ihre Stiefel und Mäntel aus; viele drängten sich um die Kessel, wo die Köche die Grütze kochten. In einer Kompanie war das Mittagessen gerade fertig, und mit begierigen Gesichtern blickten die Soldaten nach den dampfenden Kesseln und warteten auf die Begutachtung der Probe, die der Kapitän d'armes in einem Holznapf dem auf einem Baumklotz vor seiner primitiven Hütte sitzenden Offizier brachte.

      In einer anderen, noch glücklicheren Kompanie (da es Branntwein nicht bei allen Kompanien gab) standen die Soldaten dichtgedrängt um den pockennarbigen, breitschultrigen Feldwebel herum, der in die ihm der Reihe nach hingereichten Deckel der Feldflaschen, jedesmal das Fäßchen ein wenig biegend, jedem sein Quantum eingoß. Mit andächtiger Miene führten die Soldaten die Flaschendeckel zum Mund, tranken sie

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