Krieg und Frieden. Лев Толстой

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Krieg und Frieden - Лев Толстой Große verfilmte Geschichten

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mit größter Freundlichkeit behandelt haben; beim Fürsten Wasili indessen beruhte es nur auf Nachahmung anderer Eltern, daß er diesen Ton so gut traf.

      Darauf wandte er sich wieder an Pierre.

      »›Sergei Kusmitsch, von allen Seiten ...‹«, sagte er und knöpfte sich den obersten Westenknopf auf.

      Pierre lächelte; aber aus der Art seines Lächelns war zu ersehen, daß er das Interesse, welches Fürst Wasili in diesem Augenblick für die Anekdote von Sergei Kusmitsch zu haben schien, als fingiert erkannte; und Fürst Wasili merkte, daß Pierre dies durchschaute. Fürst Wasili brummte etwas vor sich hin und ging hinaus. Pierre hatte den Eindruck, daß sogar Fürst Wasili verlegen sei. Der Anblick der Verlegenheit dieses alten Weltmannes hatte für Pierre etwas Rührendes; er blickte zu Helenen hin – auch sie schien verlegen zu sein und ihm mit ihrem Blick zu sagen: »Nun ja, daran sind Sie selbst schuld.«

      »Ich muß notwendig den entscheidenden Schritt tun; aber ich kann es nicht, ich kann es nicht«, dachte Pierre und begann wieder von gleichgültigen Dingen zu reden, von Sergei Kusmitsch, indem er sich erkundigte, was denn bei dieser Geschichte so komisch gewesen sei, da er nicht danach hingehört habe. Helene antwortete lächelnd, sie wisse es auch nicht.

      Als Fürst Wasili in den größeren Salon zurückkam, redete die Fürstin leise mit einer ältlichen Dame über Pierre.

      »Gewiß, es ist ja eine glänzende Partie«, sagte die Fürstin. »Aber, meine Liebe, das Glück ...«

      »Die Ehen werden im Himmel geschlossen«, antwortete die ältliche Dame.

      Fürst Wasili ging, wie wenn er die Damen nicht hörte, nach einer entfernten Ecke und setzte sich dort auf ein Sofa. Er schloß die Augen und schien zu schlummern. Der Kopf fiel ihm auf die Brust; da kam er wieder zu sich.

      »Aline«, sagte er zu seiner Frau, »sieh doch einmal nach, was sie tun.«

      Die Fürstin begab sich nach der Tür hin, ging mit ernster, gleichgültiger Miene an ihr vorbei und warf dabei einen Blick in den kleineren Salon. Pierre und Helene saßen noch ebenso da wie vorher und unterhielten sich miteinander.

      »Immer noch dasselbe«, antwortete sie ihrem Mann.

      Fürst Wasili runzelte die Stirn und zog den Mund in Falten nach der Seite; seine Wangen zuckten mit dem ihm eigenen unangenehmen, rohen Ausdruck; er schüttelte sich, stand auf, warf den Kopf zurück und ging mit entschlossenen Schritten an den Damen vorbei in den kleineren Salon. Schnell und freudig trat er auf Pierre zu. Das Gesicht des Fürsten war so ungewöhnlich feierlich, daß Pierre, als er ihn erblickte, erschrocken aufstand.

      »Dem Allmächtigen sei Dank!« sagte er. »Meine Frau hat mir alles gesagt!« Er legte den einen Arm um Pierre, den andern um seine Tochter. »Meine liebe Helene! Ich bin sehr, sehr erfreut.« Seine Stimme zitterte. »Ich bin deinem Vater ein treuer Freund gewesen ... und sie wird dir eine gute Frau sein ... Gott segne euch!«

      Er umarmte seine Tochter, dann wieder Pierre und küßte ihn mit seinem übelriechenden Mund. Seine Wangen waren wirklich von Tränen benetzt.

      »Fürstin, komm doch her!« rief er.

      Die Fürstin kam herein und brach ebenfalls in Tränen aus. Auch die ältliche Dame fuhr sich mit dem Taschentuch über das Gesicht. Pierre wurde geküßt, und er küßte mehrere Male der schönen Helene die Hand. Nach einiger Zeit ließ man das Paar wieder allein.

      »Alles das hat wohl so sein müssen und konnte nicht anders sein«, dachte Pierre. »Daher hat es keinen Zweck, zu überlegen, ob es gut oder übel sei. Gut ist es jedenfalls insofern, als die Sache entschieden ist und der frühere qualvolle Zustand des Zweifelns ein Ende hat.« Pierre hielt schweigend die Hand seiner Braut in der seinigen und blickte nach ihrem sich hebenden und senkenden schönen Busen.

      »Helene!« sagte er laut, stockte aber sogleich wieder.

      »Die Leute pflegen doch bei solchen Gelegenheiten irgend etwas Besonderes zu sagen«, dachte er; aber er konnte sich schlechterdings nicht besinnen, was man eigentlich bei solchen Gelegenheiten zu sagen pflegt. Er blickte ihr ins Gesicht. Sie bewegte sich näher zu ihm heran. Ihr Gesicht überzog sich mit einer leisen Röte.

      »Ach, nehmen Sie sie doch ab ... wie heißt es ... diese ...«, sie zeigte auf die Brille.

      Pierre nahm die Brille ab, und seine Augen hatten, auch abgesehen von dem sonderbaren Aussehen, das man allgemein bei Leuten findet, die die Brille abgenommen haben, einen erschrockenen, fragenden Ausdruck. Er wollte sich über ihre Hand beugen und sie küssen; aber mit einer schnellen, unfeinen Bewegung des Kopfes fing sie seine Lippen auf und brachte sie mit den ihrigen zusammen. Ihr Gesicht überraschte Pierre durch seinen veränderten Ausdruck: sie schien verwirrt und befangen zu sein, und das wirkte unangenehm.

      »Jetzt ist es schon zu spät; nun ist alles abgemacht; und ich liebe sie ja auch«, dachte Pierre.

      »Ich liebe Sie!« sagte er, da ihm nun eingefallen war, was man bei solchen Gelegenheiten sagen müsse; aber diese Worte klangen so armselig, daß er sich darüber schämte.

      Nach anderthalb Monaten wurde er getraut und wohnte nun, wie allgemein gesagt wurde, als der glückliche Besitzer einer wunderschönen Frau und vieler Millionen in dem großen, neu hergerichteten Petersburger Haus der Grafen Besuchow.

      III

      Der alte Fürst Nikolai Andrejewitsch Bolkonski erhielt im November 1805 von Fürst Wasili einen Brief, worin ihm dieser seinen und seines Sohnes bevorstehenden Besuch ankündigte. »Ich mache eine Revisionsreise«, schrieb er, »und da sind mir selbstverständlich hundert Werst kein Umweg, um Sie, hochverehrter Gönner, zu besuchen. Mein Sohn Anatol begleitet mich und geht demnächst zur Armee ab; und ich hoffe, daß Sie ihm erlauben werden, Ihnen persönlich die tiefe Verehrung zu bezeigen, die er nach dem Vorbild seines Vaters für Sie hegt.«

      »Ei, ei, wir brauchen Marja gar nicht in Gesellschaft zu bringen; die Bewerber kommen von selbst zu uns hergefahren«, sagte die kleine Fürstin unbedachtsam, als sie von dem bevorstehenden Besuch hörte.

      Fürst Nikolai Andrejewitsch runzelte die Stirn und antwortete nicht.

      Vierzehn Tage nach Eingang dieses Briefes kam eines Abends zunächst die Dienerschaft des Fürsten Wasili an, und am andern Tag sollte er selbst mit seinem Sohn eintreffen.

      Der alte Bolkonski hatte von jeher eine geringe Meinung von dem Charakter des Fürsten Wasili gehabt, und ganz besonders in der letzten Zeit, wo Fürst Wasili in dem neuen Verwaltungssystem unter Kaiser Paul und Kaiser Alexander es zu hohen Ehren und Würden gebracht hatte. Jetzt nun ersah er aus den Andeutungen des Briefes und der Äußerung der kleinen Fürstin, worauf es abgesehen war, und die geringe Meinung von Fürst Wasili ging in der Seele des Fürsten Nikolai Andrejewitsch geradezu in ein Gefühl der Feindseligkeit und Verachtung über. Er stieß beständig prustende, schnaubende Töne aus, wenn er von ihm sprach. An dem Tag, wo Fürst Wasili ankommen sollte, war Fürst Nikolai Andrejewitsch ganz besonders mißgestimmt und übelgelaunt. Ob er nun deswegen übelgelaunt war, weil Fürst Wasili ankommen sollte, oder ob er über die Ankunft des Fürsten Wasili deswegen besonders mißgestimmt war, weil er übelgelaunt war, das war schwer zu sagen; aber jedenfalls war er übelgelaunt, und Tichon hatte schon am Morgen dem Baumeister davon abgeraten, mit seinem Bericht zum Fürsten hineinzugehen.

      »Hören Sie nur, wie er geht«, sagte Tichon, indem er den Baumeister auf den Klang der Schritte des Fürsten aufmerksam machte. »Er tritt

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