Fiona - Sterben. Zsolt Majsai
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Nach dem Pinkeln ziehe ich einen Schlüpfer und ein langes T-Shirt an und gehe langsam nach unten. Es ist alles genauso wie vor fünf Tagen, nur dass die Zusammensetzung der Stimmenwolke eine etwas andere ist.
In der Tür zum Salon bleibe ich stehen und lehne mich gegen den Rahmen.
Auf der Terrasse wird der Frühstückstisch gedeckt, hauptsächlich von meiner Mutter und Nadine. Margret sitzt in einem Gartenstuhl und sonnt sich, Kevin unweit davon entfernt im Schatten und spielt Nintendo. Mein Vater, Edgar und Peter spielen Karten und trinken Bier. Helena und Jody sind im Pool.
Katharina unterhält sich mit Eleonor. Als Eleonor mich erblickt, wird Katharina aufmerksam, springt auf und kommt zu mir. Sie trägt einen hellgrauen Hausanzug, sonst anscheinend nichts. Sie riecht frisch und gut. Ihre Lippen fühlen sich weich an, als sie zärtlich meinen Mund berühren.
„Ausgeschlafen?“
„Ja“, erwidere ich. „Bitte sag mir, dass wir erst Samstag haben.“
„Haben wir“, sagt sie lächelnd.
„Drol sei Dank!“
Katharina lacht schallend auf und zieht damit die Aufmerksamkeit aller auf uns. Ich winke nach draußen, ohne jemanden Bestimmten anzusehen. Meine Mutter und Margret kommen rein.
„Kind, wie fühlst du dich?“
„Bis zu dem Moment, als du mich Kind genannt hast, ging es mir ganz gut.“
Meine Mutter sieht mich irritiert an, aber Katharina und Margret grinsen.
„Möchtest du einen Kaffee?“, fragt meine Mutter schließlich.
Ich nicke und sie zieht davon. Ich blicke Margret an.
„Ich möchte mich entschuldigen für mein Verhalten gestern“, sagt sie. „Weder steht es mir zu, über dich zu urteilen, noch weiß ich, welche Gründe du hast. Und aus unseren Gesprächen habe ich den Eindruck, dass du ganz sicher keine Schlampe bist, sondern eine feinfühlige, intelligente Frau. Deswegen bitte ich dich hiermit um Entschuldigung.“
Ich räuspere mich. „Das … das nehme ich natürlich sehr gerne an, Margret.“
„Super!“ Sie lächelt mich an. „Darf ich dich umarmen, ohne dass Katharina eifersüchtig wird?“
Die hat es faustdick hinter den Ohren! Das muss an der Familie liegen.
„Natürlich“, erwidere ich.
Nach der Umarmung nimmt Katharina mich an der Hand und zieht mich zu der Couch, auf der Eleonor sitzt.
„Guten Morgen, meine Liebe“, sagt diese.
„Guten Morgen. Habe ich wirklich nur eine Nacht geschlafen?“
„Oh, die anderen denken noch nach. Aber Margret ist ein besonderes Kind mit ihren eigenen Ansichten zu vielen Themen.“
„Das scheint mir auch so.“ Ich setze mich neben ihr und Katharina neben mir.
„Katharina hat mir vertraulich einige Dinge über euch erzählt. Ich habe ihr versprochen, dass ich mit niemandem darüber reden werde, außer mit deinen Eltern. Und mit Michael. Der nicht nur kein Mensch, sondern sogar ein Vampir ist. Ich habe zwar gewusst, dass er anders ist, aber mit einem Vampir habe ich nicht gerechnet.“
„Aber du bist nicht fortgelaufen“, stelle ich fest.
„In meinem Alter macht man das nicht mehr so“, antwortet sie mit einem angedeuteten Lächeln. „Mit der Zeit lernt auch der alte Mensch, dass es keinen Sinn hat, vor der Erfahrung davonzulaufen.“
„Das hast du schön gesagt. Dann habe ich ja noch bisschen was zu lernen.“
„Das glaube ich nicht, denn du hast die Weisheit der alten Seele in dir. Diese leitet dich ganz gut durch das Leben, wie es mir scheint. Und außerdem hast du Katharina an deiner Seite.“
Ich werfe einen schnellen Blick auf die Erwähnte, unsicher, ob sie ihr Geheimnis auch verraten hat. Aber der letzte Satz klingt ganz danach.
„Ich … Es tut mir leid, wie ich mich gestern aufgeführt habe.“
„Das braucht dir nicht leidzutun, meine Liebe.“ Sie nimmt meine Hände. „Du hast unter einem unglaublichen Druck gestanden. Und dieser Schmerz. Einige Reaktionen, die du erleben musstest, waren nicht schön. Und auch jemand wie du kommt an die Grenzen. Aber das ist nichts, wofür du dich entschuldigen musst.“
Ich nicke langsam und atme tief durch. „Ja, vielleicht hast du recht. Ich glaube, ich brauche jetzt ...“
„Einen Kaffee!“, ergänzt Katharina und deutet auf meine Mutter, die genug Kaffee für eine ganze Armee mitbringt. Ich nehme eine Tasse, dann gehe ich auf die Suche nach Zigaretten. Mit meiner Beute gehe ich nach draußen und setze mich neben dem Pool in einen Rattanstuhl. Jody und Helena sehen mich kurz an, dann spielen sie weiter.
Das Frühstück verläuft ohne Aussetzer und andere Peinlichkeiten. Nadine und Kevin benehmen sich freundlich, aber reserviert mir und Katharina gegenüber, im Gegensatz zu Margret, die sich sogar neben Katharina setzt und sich intensiv mit der über Arbeitschancen in Marketingabteilungen unterhält. Katharina macht ihr klar, dass sie die besten Chancen mit einem schnell absolvierten Studium hat, in dem sie die handwerklichen Grundlagen lernt und bietet ihr an, sich bei ihr zu melden, wenn sie in diese Richtung gehen möchte.
Danach ist Abschied angesagt. Nadine lässt sich sogar zu einer kurzen Umarmung hinreißen, Kevin winkt uns nur kurz zu und setzt sich schnell ins Auto. Margret verabschiedet sich herzlich von allen und bekommt von Katharina noch eine Visitenkarte mit ihrer privaten Handynummer.
Nach der obligatorischen Umarmung legt Eleonor die Hände auf Katharinas Arme und sagt ernst: „Ich hoffe für euch und auch für uns, dass ihr dieses schreckliche Verbrechen aufklären werdet. Nicht, weil ich Rache für meinen Sohn will, was ich natürlich auch will, aber man soll sich ja besser nicht von Rache leiten lassen, sondern weil mein Gefühl mir sagt, dass schwere Zeiten auf uns zukommen.“
Noch eine, die das sagt. Es beruhigt mich nicht, im Gegenteil, denn schließlich spüre ich es ja auch.
Katharina nickt. „Wir werden uns darum kümmern, ebenfalls nicht, um uns zu rächen.“
„Gut.“ Eleonor streichelt mein Gesicht, dann setzt sie sich zu Peter ins Auto und gemeinsam fahren sie vom Grundstück.
„Puh“, sagt meine Mutter. „Das war ja aufregend.“
„Wolltest du nicht peinlich sagen?“, erkundige ich mich.
„Wieso peinlich? Weil selbst du Nerven hast und deine Gefühle auch mal zeigst?“
„Äh ...“
Katharina nimmt mich schnell in die Arme und sagt lachend: „Nimm es einfach an, mein Schatz. Deine Mutter hat recht, auch wenn du sehr emotional agierst, zeigst du selten deine wahren Gefühle. Wir lieben dich so, wie du bist.“
„Aha. Dann ist ja gut. Können wir jetzt wieder reingehen?“