Wenn Sie Sähe. Блейк Пирс

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Wenn Sie Sähe - Блейк Пирс

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ist nicht fair…“

      „Glaube nur nicht, dass ich sauer bin, weil du mir meinen einen freien Abend zum relaxen verkürzt. Darum geht es nicht. So egoistisch bin ich nicht. Im Gegensatz zu anderen Leuten. Ich bin sauer, weil dir dein Job – mit dem du vor über einem Jahr hättest durch sein sollen – immer noch wichtiger ist als deine Familie… nach Dad…“

      „Lissa, lass uns jetzt nicht davon anfangen.“

      Mit einer Zartheit, die sich weder in ihrer Stimme noch in ihrer Haltung wieder spiegelte, nahm Melissa den Kindersitz.

      „Ganz deiner Meinung. Lass uns das einfach seinlassen“, sagte Melissa, und dabei spuckte sie die Worte förmlich aus.

      Und damit ging sie zur Haustür hinaus, die sie hinter sich laut zuknallte.

      Kate wollte nach der Türklinke greifen, stoppte sich aber. Was sollte sie denn tun? Würde sie den Streit vor dem Haus weiterführen? Außerdem kannte sie Melissa sehr genau. Nach ein paar Tagen würde sie sich beruhigt haben und sich Kates Seite der Geschichte anhören. Vielleicht würde sie sogar Kates Entschuldigung annehmen.

      Wie eine Verräterin fühlte sie sich trotzdem, als sie nach ihrem Handy griff. Als sie Duran anrief, sagte er, dass er sowieso damit gerechnet hatte, dass sie den Fall übernehmen würde. Nach derzeitigem Stand hatte er jemanden von der Virginia State Police organisiert, der sich mit ihr und DeMarco morgen früh um 4:30 Uhr in Whip Springs traf. DeMarco hatte sich in Washington DC vor einer halben Stunden mit einem Wagen des FBI auf den Weg zu ihr gemacht. Sie sollte bei Kate ungefähr um Mitternacht ankommen. Kate wurde klar, dass sie Michelle leicht wie vereinbart bis 23 Uhr bei sich hätte behalten können und damit keine Konfrontation mit Michelle gehabt hätte. Aber darüber konnte sie jetzt nicht nachdenken.

      Das Tempo, in dem sich die Dinge entwickelten, hatte Kate ein wenig überrascht. Obwohl der letzte Fall, den sie übernommen hatte, auch scheinbar aus dem Nichts gekommen war, hatte er eine Art Struktur gehabt. Aber dass sie zum letzten Mal innerhalb nur einer Stunde solch einen Fall übernommen hatte, das war schon eine Weile her. Ihr war etwas mulmig zumute, aber sie war auch sehr aufgeregt – so sehr, dass sie sogar erst einmal Melissas Wut aus ihren Gedanken verbannen konnte.

      Dennoch durchfuhr sie ein stechender Gedanke, während sie die Tasche packte und auf DeMarco wartete. Dies war genau die Eigenschaft, die zwischen ihr und Melissa schon so viel Ärger heraufbeschworen hatte – nämlich die Eigenschaft, dass sie um des Jobs willen alles andere beiseite drängte.

      Aber auch diesen Gedanken schob sie jetzt mit Leichtigkeit beiseite.

      KAPITEL DREI

      Eines der vielen Dinge, die Kate während ihres letzten Falls über DeMarco gelernt hatte, war, dass sie pünktlich war. An diese Eigenschaft erinnerte sie sich, als es exakt um Mitternacht an der Tür klopfen hörte.

      Ich kann mich nicht an das letzte Mal erinnern, dass ich so spät noch Besuch bekommen habe, dachte sie. Im College vielleicht?

      Mit ihrer gepackten Tasche ging sie zur Tür. Aber als sie die Tür öffnete, sah sie, dass DeMarco keineswegs vorhatte, direkt wieder ins Auto zu steigen und zum Tatort zu rasen.

      „Auch wenn es unhöflich erscheinen mag, ich muss mal aufs Klo“, eröffnete ihr DeMarco. „Das war keine gute Idee, zwei Cola während der Fahrt runterzukippen, um wach zu bleiben.“

      Kate lächelte und trat zur Seite, um DeMarco vorbei zu lassen. Wenn man den Druck betrachtete, den Duran ihr gemacht hatte, erschien die Ruppigkeit der Situation als geradezu ungewollte Erleichterung. Auch gab es ihr ein Gefühl der Verbindung mit DeMarco, nachdem sie sich zuletzt vor fast zwei Monaten gesehen hatten; dass sie auf dem gleichen Level weitermachten, auf dem sie nach der Aufklärung des letzten Falls aufgehört hatten.

      Mit einem verschämten Lächeln im Gesicht erschien DeMarco einige Minuten später aus dem Bad.

      „Ach, und guten Morgen übrigens“, sagte Kate. Vielleicht lag es am Koffein, aber DeMarco schien zu dieser späten Stunde noch fit zu sein.

      „Ja, mir scheint, dass es morgens ist“, meinte sie, als sie auf die Uhr schaute.

      „Wann hast du den Anruf bekommen?“, fragte Kate.

      „Zwischen 20 und 21 Uhr, würde ich sagen. Ich wollte früher losfahren, aber Duran wollte erst hundertprozentig sicher sein, dass du dabei bist.“

      „Ja, das tut mir leid“, meinte Kate. „Ich hatte heute zum ersten Mal meine Enkelin zum babysitten hier bei mir.“

      „Oh nein. Wise… das ist ja jetzt echt blöd. Dass dir der Fall so in die Quere kommt...“

      Kate zuckte mit den Schultern und wedelte den Gedanken mit der Hand fort. „Es wird schon okay sein. Bist du soweit, dass wir loskönnen?“

      „Ja. Ich habe unterwegs ein paar Anrufe getätigt. Einige Jungs in Washington DC haben mit für uns ein Meeting angesetzt. Wir treffen die Virginia State Police um 4:30 Uhr beim Haus des Ehepaars Nash.“

      „Das Haus des Ehepaars Nash?“

      „Das letzte Paar, das ermordet wurde.“

      Sie gingen zur Tür hinaus und auf dem Weg schaltete Kate das Wohnzimmerlicht aus und schnappte sich ihre Tasche. Sie war aufgeregt hinsichtlich dessen, was jetzt wohl vor ihnen lag, fühlte sich aber gleichzeitig, als verlasse sie auf unüberlegte Weise ihr Zuhause. Schließlich hatte bis vor einigen Stunden noch ihre zwei Monate alte Enkelin friedlich auf ihrem Bett geschlafen. Und jetzt war sie gerade dabei, zum Tatort eines Doppelmordes zu fahren.

      Sie sah den Zivilwagen des FBI am Kantstein direkt vor ihrem Haus parken. Er wirkte surreal und gleichzeitig einladend.

      „Willst du fahren?“, fragte DeMarco.

      „Klar“, sagte Kate und fragte sich, ob der jüngere Agent ihr die Fahrerrolle anbot, um ihr Respekt zu erweisen, oder ob sie einfach eine Pause vom Autofahren brauchte.

      Kate setzte sich hinter das Steuer, während DeMarco die Wegbeschreibung zum letzten Tatort aufrief. Das Städtchen hieß Whip Springs, lag in Virginia und war ein verschlafenes Nest am Fuße der Blue Ridge Mountains vor den Toren der Stadt Roanoke. Unterwegs hatten sie nur wenig Small Talk – Kate beschrieb DeMarco, wie sie sich nun als Großmutter fühlte, während DeMarco kaum etwas sagte. Sie selbst erwähnte nur eine erneut in die Brüche gegangene Beziehung, nachdem ihre Lebensgefährtin sie verlassen hatte. Dies überraschte Kate, denn sie hatte DeMarco nicht für lesbisch gehalten. Das führte ihr vor Augen, dass sie sich wirklich mehr Zeit nehmen musste, um die Frau, mit der sie als Partnerin so viel Zeit verbrachte, besser kennenzulernen. Ihre Pünktlichkeit hatte sie bemerkt. Ihre Homosexualität nicht. Was sagte das über sie selbst als Partnerin aus?

      Als sie sich dem Tatort näherten, las DeMarco ihr aus den Berichten zu dem Fall vor, die Duran geschickt hatte. Während DeMarco las, suchten Kates Augen den Horizont nach den ersten Sonnenstrahlen ab, sahen aber keine.

      „Zwei ältere Ehepaare“, begann DeMarco. „Moment… eines Anfang fünfzig, das andere Anfang sechzig… also, ich wollte dir nicht zu nahe treten.“

      „Bist du nicht“, antwortete Kate, und fragte sich, ob

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