Sackgasse. Блейк Пирс
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Und deshalb kam sie nun zum Schießstand. Dies war nicht unbedingt die ideale Weise, ihre Zeit zu verbringen, aber sie wusste, dass sie Übung brauchte. Während sie unter den Besten in ihrer Klasse an der Akademie gewesen war, hatte ihr ihre Versetzung vom Team für Beweissicherung zum Programm gegen Gewaltkriminalität jedoch auch klar gemacht, dass sie nie zu scharfsinnig oder zu vorbereitet sein konnte.
Während sie ein paar weitere Schüsse auf die Zielscheibe in etwa fünfundvierzig Metern Entfernung abfeuerte, verstand sie, wieso sich viele Leute zum Schießen hingezogen fühlten.
Man war ganz allein - nur man selbst, die Waffe und das Ziel im Visier. Es hatte etwas sehr Entspanntes – der Fokus und die Intention dahinter. Und dann kam das Geräusch. Ein ‚Peng’ des Schusses im Raum. Die eine Sache, die Chloe schon immer von ihren Ausflügen zum Schießstand mitgenommen hatte, war, wie fließend die Beziehung zwischen der Schusswaffe und dem menschlichen Körper sein konnte. Wenn sie sich darauf konzentrierte, fühlte sich ihre Glock wie eine einfache Verlängerung ihres Armes an, etwas, das sie mit ihren Gedanken auf die gleiche Weise kontrollieren konnte, wie sie ihre eigenen Finger oder ihren Arm kontrollierte. Dies war ein belehrendes Beispiel dafür, dass ihre Waffe, nur wenn unbedingt nötig, eingesetzt werden sollte, denn wenn man in ihrem Umgang geübt war, konnte es sich schon fast zu natürlich anfühlen, abzudrücken.
Als ihre Zeit im Schießstand abgelaufen war, sammelte sie die Zielscheiben ein und zählte nach. Sie war überrascht, wie viele Volltreffer sie genau in der Mitte des Zieles getroffen hatte, fand allerdings auch ein paar Nachzügler, die nur gerade so den Rand der Scheibe getroffen hatten.
Sie machte ein paar Fotos mit ihrem Handy und schrieb ein paar Notizen auf, um für das nächste Mal einen Anhaltspunkt zur Verbesserung zu haben. Dann warf sie die Papierzielscheiben in den Müll und machte sich auf den Weg aus dem Gebäude. Auf dem Weg aus der Halle kam ihr ein weiterer vermutlicher Grund in den Sinn, weshalb viele hier gerne Zeit verbrachten. Das Gefühl mehrerer Rückprallstöße in ihren Fingern und Handgelenken war ein ganz besonderes, geradezu eigenartiges und dennoch ein angenehmes Gefühl, welches sie nicht beschreiben konnte.
Auf dem Weg durch die Eingangshalle sah sie ein bekanntes Gesicht durch die Tür kommen. Es war Kyle Moulton, der Mann, der ihr als Partner zugewiesen worden war, von dem sie allerdings in letzter Zeit aufgrund der wenigen zu behandelnden Fälle sehr wenig gesehen hatte. Sie fühlte sich wie ein panisches Schulmädchen, als Moulton ihr ein Lächeln schenkte, während sich die Tür zur Halle hinter ihr schloss.
„Agentin Fine“ sagte er mit einem fast schon sarkastischen Unterton.
Die beiden kannten sich gut genug, um den Titel Agentin wegzulassen und sich einfach beim Vornamen zu grüßen. Um ehrlich zu sein, hatte Chloe das sichere Gefühl, dass eine romantische Spannung zwischen ihnen brodelte.
Sie hatte es von ihrer Seite aus sofort gespürt, von dem Moment an, als die beiden sich das erste Mal getroffen hatten, bis hin zu dem Moment vor drei Monaten, wo sie zum ersten Mal einen Fall zusammen gelöst hatten.
„Agent Moulton“, sagte sie höflich.
„Sind Sie zum Dampf ablassen hier oder nur als Zeitvertreib?“, fragte er.
„Ein bisschen von beidem“, sagte sie. „Ich fühle mich etwas unausgelastet in letzter Zeit, wissen Sie?“
„Ich verstehe. Papierkram allein ist für mich auch nicht das Wahre. Aber nun ja … ich wusste nicht, dass Sie in den Schießstand kommen.“
„Ich möchte am Ball bleiben.“
„Aha“, sagte er lächelnd.
Die Stille, die sich zwischen den beiden ausbreitete, war die Typische, an die Chloe sich zu gewöhnen schien. Sie hasste es, eingebildet zu sein, aber sie war sich ziemlich sicher, dass er die Spannung genauso spüren konnte wie sie selbst. Man konnte es in jedem Blick sehen, den die beiden sich zuwarfen und daran, dass Moulton ihr nicht für länger als drei Sekunden in die Augen schauen konnte – so wie genau jetzt, in diesem Moment, während sie im Türrahmen des Schießstandes standen.
„Ähm ... sehen Sie“, sagte Moulton, „das klingt jetzt vielleicht dumm und auch etwas waghalsig, aber ich habe mich gefragt, ob Sie heute Abend eventuell gerne mit mir zu Abend essen würden. Einfach so, … nicht als Arbeitskollegen.“
Chloe konnte sich das Lächeln nicht verkneifen, das sich auf ihrem Gesicht ausbreitete. Sie wollte gerne etwas Freches und Sarkastisches antworten. Vielleicht ein Klischee wie ‚Das wurde aber auch mal Zeit’ oder so ähnlich.
Stattdessen entschied sie sich für ein sicheres und ehrliches „Ja, das würde ich sehr gerne.“
„Um ehrlich zu sein, wollte ich Sie das schon länger fragen ... aber wir waren immer so beschäftigt. Und die letzten paar Wochen waren genau das Gegenteil davon.“
„Ich freue mich, dass Sie sich entschieden haben, mich zu fragen.“
Die Stille umhüllte sie wieder, aber diesmal konnte er ihren Augenkontakt halten, ohne sofort wegzuschauen. Für einen Moment war sie sich ziemlich sicher, er würde sie küssen. Aber der Moment verging und er deutete mit einem Nicken zur Tür.
„Ich werde wohl besser mal loslegen“, sagte er. „Rufen Sie mich später an und lassen Sie mich wissen, wo Sie gerne zu Abend essen würden.“
„Das werde ich.“
Sie blieb für einen Moment stehen und schaute ihm hinterher, als er den Schießstand betrat. Dieser Anfang zu einer Art Beziehung zwischen den beiden war sehr unbeholfen. Sie fühlte sich wie ein vorpubertäres Mädchen beim Abschlusstanz, das gerade erfahren hatte, dass der süße Junge dort drüben ein Auge auf sie geworfen hatte. Sie fühlte sich unheimlich naiv und jung also entschied sie sich, so schnell wie möglich zu gehen.
Es war fast fünf Uhr nachmittags und da sie nichts Weiteres eingeplant hatte, entschied sie sich, einfach nach Hause zu fahren. Es lohnte sich nicht, für die letzten fünfzehn Minuten noch einmal zurück ins Büro zu gehen, nur um dort die Zeit abzusitzen. Sie realisierte, dass ihr nicht viel Zeit blieb, um sich auf ihr Abendessen mit Moulton vorzubereiten. Sie wusste nicht genau, wann er sich gerne mit ihr treffen wollte, aber sie vermutete, dass sieben Uhr eine gute Zeit zum Essen sei – was ihr also etwa zwei Stunden gab, um zu entscheiden, wo sie gerne essen würde und vor allem, was sie anziehen sollte.
Sie eilte zum Parkhaus und stieg in ihr Auto. Hier angekommen, verfiel sie erneut in einen aufgeregten Teenager-Modus. Was, wenn sie aus irgendeinem Grund in ihrem Auto landeten. Es war ziemlich schmutzig – wenn man bedachte, dass sie es nicht gesäubert hatte, seit sie sich von Steven getrennt hatte. Und während sie so an Steven dachte, wurde ihr klar, dass genau das der Grund war, weshalb es sich für sie so unangenehm anfühlte, sich wieder in die Dating-Welt zu begeben. Vor Steven war sie in nur einer weiteren Langzeitbeziehung gewesen und war dann für vier Jahre mit Steven ausgegangen, bevor sie sich verlobten. Sie war so überhaupt nicht an die Dating-Szene gewöhnt und der Gedanke daran fühlte sich etwas altmodisch an. Und um ehrlich zu sein, ein bisschen beängstigend.
Sie versuchte