Vermisst. Блейк Пирс
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Als sie zu einer Sitzgruppe aus Sofas und Sesseln hinüberschritten, schaute Riley sich in der geräumigen Wohnung um. Im Gegensatz zum ehrwürdigen äußeren Erscheinungsbild des Hauses, was das Interieur der Wohnung schnittig und modern und es war offensichtlich, dass die Wohnung vor einigen Jahren saniert worden war.
Ebenso kam Riley die Wohnung merkwürdig leer und streng vor. Das Mobiliar sah teuer und geschmackvoll einfach aus, doch es gab nicht viel davon, und auch gab es nur wenige Bilder oder Dekorationen. Alles schien so...
Vorläufig, dachte Riley.
Es fühlte sich beinahe so an, als wären die Menschen, die hier lebten, nie wirklich angekommen.
Als Lori Tovar sich gegenüber von Riley und Jenn setzte, sagte sie: „Die Polizei hat mir so viele Fragen gestellt. Ich habe ihnen alles gesagt, was ich wusste. Ich kann mir nicht vorstellen...was Sie noch von mir wissen wollen könnten.“
„Lassen sie uns ganz am Anfang beginnen“, sagte Riley. „Wie haben Sie herausgefunden, was ihrer Mutter zugestoßen ist?“
Lori holte abrupt Luft.
Sie sagte: „Es war gestern, am späten Nachmittag. Ich bin einfach vorbeigekommen, um nach ihr zu schauen.“
„Haben Sie sie oft besucht?“, fragte Jenn.
Lori seufzte und sagte: „So oft es ging. Ich –– Ich war so ziemlich die Einzige, die sie noch hatte. Dad hat sie vor ein paar Jahren verlassen und meine Brüder und Schwester leben alle zu weit weg. Gestern bin ich früh aus der Arbeit rausgekommen –– ich bin eine Krankenschwester im South Hill Krankenhaus hier in Springett –– also beschloss ich vorbeizufahren und zu sehen, wie es ihr geht. In letzter Zeit war sie ziemlich traurig.“
Lori starrte einen Moment lang ins Leere und fuhr dann fort: „Als ich dort angekommen war, habe ich die Haustür unverschlossen vorgefunden, was mich besorgte. Dann ging ich rein.“
Sie verstummte. Riley lehnte sich ein wenig zu ihr vor und sagte mit sanfter Stimme: „Haben Sie sie sofort entdeckt? Sobald Sie ins Haus gekommen sind, meine ich?“
„Nein“, sagte Lori. „Ich habe nach ihr gerufen, als ich reinkam, aber sie antwortete mir nicht. Ich bin hochgegangen, um zu schauen, ob sie ein Nickerchen machte, aber sie war nicht in ihrem Schlafzimmer. Ich habe gedacht –– gehofft –– dass sie mit ihren Freunden ausgegangen war. Ich bin wieder runtergekommen und...“
Lori runzelte nachdenklich die Stirn.
„Ich schaute ins Esszimmer und bemerkte, dass einer der Esstischstühle weg war. Das erschien mir merkwürdig. Ich habe einen Fleck am Küchentresen bemerkt und habe in die Küche geschaut und...“
Sie zuckte heftig zusammen und sprach angespannt weiter.
„Und dort lag sie auf dem Boden. Was danach geschah ist wie im Traum. Ich erinnere mich vage daran, den Notruf gewählt zu haben, dann gefühlt eine sehr lange Zeit gewartet zu haben, obwohl es wahrscheinlich nur ein paar Minuten waren. Dann war die Polizei da und...“
Ihre Stimme verstummte erneut.
Dann sprach sie ruhiger und sagte: „Ich weiß nicht, wieso ich in so einen Schockzustand geraten bin. Ich habe schreckliche Dinge in meiner Arbeit gesehen, besonders in der Notaufnahme. Schreckliche Wunden, viel Blut, Menschen, die in grauenhaften Schmerzen starben, oder sich wünschten zu sterben, bevor wir ihre Schmerzen lindern konnten. Ich habe immer damit umgehen können. Selbst als ich meine erste Leiche gesehen hatte, habe ich nicht so heftig reagiert. Ich hätte besser damit umgehen sollen.“
Jenn schaute verdutzt zu Riley rüber. Riley vermutete, dass Jenn von der scheinbaren Distanz in Loris Stimme überrascht war. Doch Riley konnte es ziemlich gut verstehen.
Über die Jahre hatte Riley es mit vielen Menschen zu tun gehabt, die mit noch frischen traumatischen Erfahrungen konfrontiert waren. Sie wusste, dass diese Frau immer noch versuchte die Realität dessen, was geschehen war, zu verarbeiten. Lori hatte bisher immer noch nicht ganz die Tatsache fassen können, dass ihre Mutter ermordet worden war, und nicht irgendein Notaufnahmepatient, den sie nie zuvor gesehen hatte.
Am allerwenigsten hatte Lori akzeptiert, dass ihr eigener Stoizismus Grenzen hatte.
Riley fragte sich, ob es wohl Menschen in Loris Leben gab, die ihr helfen würden, mit all dem klarzukommen.
Sie sagte zu Lori: „Soweit ich weiß, sind sie verheiratet.“
Lori nickte benommen.
„Roy ist Inhaber einer Wirtschaftsprüfungskanzlei hier in Springett. Er hatte mir angeboten, heute mit mir zuhause zu bleiben, aber ich habe ihm gesagt, dass ich auch alleine klarkomme und dass er zur Arbeit gehen soll.“
Dann fügte sie mit einem kleinen Schulterzucken hinzu: „Das Leben geht weiter.“
Riley schreckte hoch, als sie Lori dieselben Worte sagen hörte, die sie selbst laut ausgesprochen hatte, nachdem Blaine gestern das Haus verlassen hatte. Zu hören, wie jemand anders das sagte, war verstörend. Sie begriff, was für ein vollkommenes Cliché der Ausdruck war. Schlimmer noch, es stimmt nicht einmal.
Rileys ganzes Leben war um die schreckliche Tatsache herum aufgebaut, dass jedes Leben früher oder später mit dem Tod endete.
Wieso bestanden Menschen also auf dieser Redewendung?
Wieso hatte sie selbst sie gerade erst gestern verwendet?
Ich nehme an, es ist bloß eine dieser Lügen, an denen wir uns festkrallen.
Lori schaute hin und her zwischen Jenn und Riley und sagte: „Die Polizei hat mir gesagt, dass es vor einigen Wochen ein weiteres Opfer gegeben hatte –– einen Mann, drüben in Petersboro.“
„Das stimmt“, sagte Jenn.
Lori fügte hinzu: „Sie haben gesagt, dass aus seiner Esszimmergarnitur ebenfalls ein Stuhl abhanden gekommen sei, genau wie bei Mom. Ich verstehe es nicht. Was bedeutet das? Wieso würde irgendjemand einen anderen Menschen wegen einem Esszimmerstuhl umbringen?“
Riley antwortete nicht, Jenn auch nicht.
Wie konnten sie diese Frage auch beantworten?
War es möglich, dass sie tatsächlich nach einem Irren fahndeten, der Menschen wegen ihrer Möbel umbrachte? Es erschien zu absurd, um es glauben zu können. Doch sie wussten noch so wenig zu diesem Zeitpunkt ihrer Ermittlungen.
Jenn stellte die nächste Frage.
„Hatte ihre Mutter zufällig einen Justin Selves aus Petersboro gekannt?“
„War das das andere Opfer?“, fragte Lori.
Jenn nickte.
Loris Augen wurden schmal und sie sagte: