Jagd Auf Null. Джек Марс
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„Warte fünfundvierzig Minuten und schicke dann die Fährte zum Motel zu Strickland und der örtlichen Polizei”, bat er Watson. „Falls er da ist, will ich auch, dass alle anderen kommen.”
Bis zur Ankunft der CIA und der Polizei wären außerdem entweder seine Mädchen in Sicherheit, oder Reid Lawson wäre tot.
KAPITEL ACHT
Maya zog ihre Schwester näher an sich heran. Die Handschellen rasselten zwischen ihren Handgelenken. Sarahs Hand war über ihre eigene Brust hochgezogen, ihre Hand hielt Mayas auf ihrer Schulter fest, als sie zusammengekauert auf dem Rücksitz des Autos saßen.
Der Attentäter fuhr das Auto entlang des Industriehafen Jersey. Der Frachtterminal war lang, Maya riet, dass es mehrere hundert Meter waren. Hohe Stapel von Containern türmten sich auf beiden Seiten auf und bildeten eine enge Gasse, die ihnen nicht mehr als einen halben Meter Raum auf jeder Seite der Autospiegel ließen.
Die Scheinwerfer waren ausgeschaltet und es war gefährlich dunkel, doch das schien Rais nicht weiter zu stören. Hin und wieder gab es eine kleine Unterbrechung zwischen den Frachtcontainern, sodass Maya helle Lichter in der Ferne, näher am Ufer, erblicken konnte. Sie vernahm sogar das Brummen von Maschinen. Mannschaften waren am Arbeiten. Es gab dort also Menschen. Doch das machte ihr nur wenig Hoffnung. Bisher hatte Rais bewiesen, dass er sorgfältig plante und sie bezweifelte, dass neugierige Blicke sie erreichten.
Sie müsste wohl selbst etwas unternehmen, um sie von der Abfahrt abzuhalten.
Die Uhr in der Mitte des Armaturenbretts sagte ihr, dass es vier Uhr morgens war. Weniger als eine Stunde war vergangen, seitdem sie die Notiz im Wassertank der Moteltoilette hinterlassen hatte. Kurz darauf war Rais plötzlich aufgestanden und hatte ihnen mitgeteilt, dass es Zeit war, aufzubrechen. Ohne jegliches weitere Wort der Erklärung hatte er sie aus dem Motelzimmer herausgeführt, jedoch nicht zum weißen Kombi, in dem sie angekommen waren. Stattdessen führte er sie zu einem älteren Auto, dass ein paar Türen weiter von ihrem Zimmer stand. Mühelos brach er die Autotür auf und setzte sie auf den Rücksitz. Dann riss Rais die Abdeckung über dem Zündschloss ab und schloss das Auto binnen Sekunden kurz.
Jetzt waren sie am Hafen, im Schutze der Dunkelheit und fuhren auf den nördlichen Punkt des Festlandes zu, wo der Beton endete und Newark Bay begann. Rais verminderte die Geschwindigkeit und parkte das Auto.
Maya schaute durch die Windschutzscheibe. Da stand ein Boot, für kommerzielle Standards war es recht klein. Von einem Ende zum anderen konnte es nicht mehr als zwanzig Meter lang sein. Es war mit würfelförmigen Stahlcontainern beladen, die etwa anderthalb mal anderthalb Meter groß waren. Abgesehen vom Mond und den Sternen kam das einzige Licht, an diesem Ende des Kais, von zwei kränklich gelben Glühbirnen auf dem Boot, eine am Bug und die andere am Heck.
Rais schaltete den Motor aus und saß einen langen Moment still da. Danach leuchtete er mit den Scheinwerfern auf, nur ein Mal. Zwei Männer kamen aus der Kabine des Bootes. Sie schauten in seine Richtung und kamen dann über die schmale Rampe zwischen Boot und Kai an Land.
Der Attentäter drehte sich auf seinem Sitz um und starrte Maya direkt an. Er sagte nur ein Wort, das er lang hinaus zog. „Warte.” Anschließend stieg er aus dem Auto aus, schloss die Tür erneut und stand nur ein paar Meter davon entfernt, als die Männer sich annäherten.
Maya biss die Zähne zusammen und versuchte, ihren rasenden Herzschlag zu beruhigen. Würden sie dieses Boot betreten und das Ufer verlassen, dann verminderten sich ihre Chancen erheblich, jemals wieder gefunden zu werden. Sie konnte nicht hören, was die Männer sagten, sie vernahm nur leise Töne, als Rais sich mit ihnen unterhielt.
„Sara”, flüsterte sie. „Erinnerst du dich, was ich dir gesagt habe?”
„Ich kann das nicht.” Saras Stimme zitterte. „Ich werde das nicht...”
„Du musst es tun.” Sie waren immer noch aneinandergefesselt, doch die Rampe, über die man das Boot betrat, war schmal, kaum mehr als einen halben Meter breit. Sie müssten ihnen die Handschellen abnehmen, sagte sie sich. Und wenn sie das täten... „So bald ich mich bewege, rennst du los. Finde Leute, verstecke dich, falls notwendig. Du musst -”
Sie schaffte es nicht, auszusprechen. Die Hintertür wurde aufgerissen und Rais spähte zu ihnen herein. „Raus jetzt.”
Mayas Knie wurden weich, als sie aus dem Rücksitz glitt, gefolgt von Sara. Sie zwang sich dazu, die beiden Männer anzusehen, die von dem Boot herunter gekommen waren. Sie hatten beide helle Haut, mit dunklen Haaren und düsteren Gesichtszügen. Einer der beiden hatte einen dünnen Bart und kurzes Haar, er trug eine schwarze Lederjacke. Seine Arme waren über der Brust verschränkt. Der andere trug einen braunen Mantel und sein Haar war um die Ohren herum länger. Er hatte einen Schmierbauch, der über seinen Gürtel quoll, und ein spöttisches Grinsen auf den Lippen.
Dieser Mann, der stämmige, umlief langsam die beiden Mädchen. Er sagte etwas in einer Fremdsprache - Maya bemerkte, dass es dieselbe Sprache war, die Rais am Telefon im Motelzimmer verwendet hatte.
Dann sagte er ein einziges Wort auf englisch.
„Hübsch.” Er lachte. Sein Kumpane in der Lederjacke grinste. Rais stand stoisch da.
Dieses einzige Wort löste ein Verständnis in Mayas Gehirn aus und zog sich wie eisige Finger um ihren Hals. Da geschah etwas viel Heimtückischeres, als sie nur außer Landes zu bringen. Sie wollte nicht mal daran denken, geschweige denn, es ergründen. Das konnte nicht wahr sein. Nicht das. Nicht mit ihnen.
Ihr Blick fand Rais’ Kinn. Sie konnte es nicht aushalten, in seine grünen Augen zu sehen.
„Sie.” Ihre Stimme war leise, zitternd, sie rang um ihre Worte. „Sie sind ein Monster.”
Er seufzte sanft. „Vielleicht. Das ist alles nur eine Frage der Perspektive. Ich muss die See überqueren und ihr seid mein Tauschhandel. Mein Ticket, sozusagen.”
Mayas Mund wurde trocken. Sie weinte oder zitterte nicht. Sie fühlte sich einfach nur kalt.
Rais verkaufte sie.
„Ähm.” Jemand räusperte sich. Fünf Paar Augen schauten aufmerksam, als ein Neuankömmling in den trüben Schein der Bootslampen trat.
In Mayas Herz blitzte eine plötzliche Hoffnung auf. Der Mann war älter, vielleicht um die fünfzig, er trug Khakis und ein gebügeltes, weißes Hemd - er sah offiziell aus. Unter einem Arm hielt er einen weißen Schutzhelm. Rais hatte sofort die Glock gezückt und auf ihn gerichtet. Doch er schoss nicht. Andere würden es hören, merkte Maya.
„Heeey!” der Mann ließ seinen Helm fallen und hielt beide Hände hoch.
„Hey.” Der Ausländer in der schwarzen Lederjacke trat vor, zwischen die Waffe und den Neuankömmling. „Hey, ist gut,” sagte er mit einem Akzent. „Ist OK.”
Maya stand vor Verwirrung der Mund offen. OK?
Als Rais langsam die Pistole