Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher
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»Einen geschäftlichen Termin? Am Sonntagabend? Daß ich net lache. Also, Hertha, entschuldige, aber du bist ein bissel naiv. Selbst wenn es diesen Termin gäbe, so hätte dein Friedrich uns mit seinem Chauffeur fahren lassen können. Statt dessen sitzen wir hier in diesem Bus. Das hat für mich alles andere als Stil.«
»Ach, du bist ja nur neidisch«, begehrte Hertha Breitlanger auf. »Und jetzt willst ihn mir nur madig machen. Dabei hab’ ich gedacht, du wärst meine Freundin.«
Sie wandte sich gekränkt ab.
»Aber das bin ich doch auch«, versuchte Sophie einzulenken. »Gerade deswegen spreche ich ja so offen mit dir.«
Hertha reagierte nicht auf diese Worte. Sie hatte den Kopf zur Seite gedreht und starrte aus dem Fenster. So blieb sie sitzen, bis der Bus in St. Johann gegenüber vom Hotel hielt.
Nachdem sie ausgestiegen waren, unternahm die Haushälterin einen letzten Versuch.
»Bitte, Hertha, laß uns bitte so net auseinandergehen«, bat sie sie. »Wir sollten noch einen Moment über die Angelegenheit reden.«
Doch die Mühe war vergebens. Mit einem Ruck drehte Hertha sich um und ging davon, ohne Sophie Tappert noch eines Blickes zu würdigen.
Die stand noch eine Weile da und schaute der anderen kopfschüttelnd hinterher. Dann hob sie ratlos die Schulter und ging zum Pfarrhaus hinüber.
*
Florian Brunner war den ganzen Nachmittag unterwegs gewesen. Gleich nach dem Mittagessen zog er los und erkundete die Gegend. Bis jetzt kannte er ja noch nicht viel von dem Wachnertal, außer dem Teil, in dem der Hof stand, auf dem er arbeitete. Aber je mehr er sah, um so besser gefiel es ihm, und zum ersten Mal, seit er aus der Heimat fortgegangen war, hatte er das Gefühl, irgendwo wieder heimisch werden zu können.
Und das lag nicht zuletzt an Franziska Pachner. Seit ihrer ersten Begegnung klopfte Florians Herz schneller, wenn er die schöne, junge Bäuerin sah. Warum nur zögerte er, ihr seine Liebe zu gestehen?
Weil sie die Chefin war?
Der Bursche schüttelte innerlich den Kopf. Das war es nicht. Schließlich arbeitete er genauso hart, als würde ihm der Hof gehören, und niemand konnte ihm nachsagen, daß er seine Arbeit nicht ordentlich verrichtete. Nein, es mußte an Franzi, wie er sie in Gedanken nannte, liegen. Irgend etwas an ihrer Art war schuld, daß ihn der Mut wieder verließ. Dabei hatte er schon zweimal einen Anlauf gemacht. Doch beide Male – im letzten Moment – hatte ihn etwas davon abgehalten.
Florian hatte sich abseits des Weges gesetzt und über sich und Franziska Pachner nachgedacht. Los, steh’ endlich auf, geh’ und sag’s ihr, schoß es ihm durch den Kopf. Egal, was dann kommt. Selbst wenn sie dich dann hinterher vom Hof jagt – Hauptsache, du hast es ihr endlich gesagt. Sonst wirst nie erfahren, woran du bist.
Als hätte es nur dieser Ermahnung bedurft, sprang er plötzlich auf, und in seinem Gesicht spiegelte sich eine draufgängerische Miene, als er die Richtung zum Pachnerhof einschlug.
Noch bevor er die Einfahrt erreichte, sah er sie auf der Bank unter den hohen Bäumen sitzen. Zu ihren Füßen stand ein Korb mit Wolle, in den Händen hielt sie Stricknadeln. Noch konnte man nicht erkennen, was die Handarbeit werden sollte.
Außer Atem vom Laufen, setzte er sich neben sie. Franziska sah erstaunt auf.
»Himmel, bist ja ganz atemlos«, sagte sie. »Warum bist denn so schnell gerannt?«
Florian sah sie an, und etwas an diesem Blick ließ sie nicht mehr los. Sie spürte, wie er ihre Hände nahm und ließ die Nadeln fallen.
»Weil ich so schnell bei dir sein wollte«, antwortete er hastig.
»Du – bei mir?«
Er nickte und zog ihre Hände an seine Lippen.
»Ja, denn als ich da oben ganz alleine war, da spürte ich die Sehnsucht nach dir, Franzi.«
Die Bäuerin zuckte unwillkürlich zusammen, als er sie bei ihrem Kosenamen nannte. Wie lange hatte sie ihn schon nicht mehr aus dem Mund eines Mannes gehört.
»Ich kann net länger warten, sonst platz ich«, rief Florian Brunner. »Ich muß dir ganz einfach sagen, daß ich dich liebhab’ und daß nichts mehr so in meinem Leben ist wie vorher.«
Franziska war von diesem Liebesgeständnis völlig überrascht. Immer noch hielt Florian ihre Hände umfaßt und schaute sie zärtlich an. Die junge Frau wußte nicht, ob sie lachen oder weinen sollte, am liebsten hätte sie beides getan – vor lauter Glück.
»Ach, Florian…«, entfuhr es ihr.
»Ja?«
Erwartungsvoll blickte er sie an.
»Ich hab’ dich ja ebenfalls lieb«, gestand sie endlich und bot ihm ihren Mund zum Kuß dar.
*
Beim Abendessen fiel Sebastian auf, wie bedrückt seine Haushälterin war. Von Natur aus schweigsam, beteiligte sie sich nur wenig an der Unterhaltung, doch so düster schweigend wie jetzt, so hatte der Geistliche seine Perle selten gesehen.
Sie saßen am Tisch in der Küche. Dies war der Lieblingsplatz des Bergpfarrers. Das Eßzimmer wurde eigentlich nur an den Sonntagen zum Mittagessen genutzt, oder wenn Besuch erwartet wurde. Doch schon das Abendessen nahmen sie wieder in der gemütlichen Küche ein. Pfarrer Trenker und Sophie Tappert warteten nur noch auf Max. Er hatte vor einer halben Stunde angerufen und gesagt, daß er sich verspäten würde.
»Hatten Sie einen angenehmen Nachmittag?« erkundigte sich Sebastian.
Sophie winkte ab.
»Erinnern S’ mich bloß net daran, Hochwürden«, sagte sie. »Das war ein ziemlicher Reinfall mit dem Grafen.«
Im selben Moment hörten sie die Haustür klappen. Max Trenker war da. Die Haushälterin beschloß, mit ihrem Bericht noch zu warten, damit sie hinterher nicht alles zweimal erzählen mußte.
Die beiden Brüder hörten aufmerksam zu, besonders die Stelle, wo der Herr Graf mit dem Trinkgeld knauserte, amüsierte den Polizeibeamten.
»Vermutlich ein Graf aus verarmtem Adel«, mutmaßte Max.
»Aber sehr verarmt«, bestätigte Sophie Tappert und berichtete weiter, daß ihre Freundin wohl mit Blindheit geschlagen sei, weil sie nicht sah, daß dieser Friedrich von Herdingen ein Blender war.
»Ja, ja, manchmal macht Liebe eben blind«, nickte Max Trenker. »Ich denk’, ich werd mir den Herrn bei Gelegenheit mal näher ansehen. Haben S’ eine Adresse, unter der ich ihn finden kann?«
»Angeblich wohnt er in einer Villa in Waldeck«, erwiderte die Haushälterin. »In seinem Schloß im Breestertal kann er net wohnen, wie er sagt, weil der Zustand des alten Gemäuers es net zuläßt.«
Diese Bemerkung machte Sebastian stutzig.
»Sein Schloß in Breestertal?« fragte er nach. »Merkwürdig,