Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Merkwürdig, dachte sie dabei, ob etwa Sophie ihn geschickt hat? Hat sie wohl doch ein schlechtes Gewissen bekommen und will jetzt um gut Wetter bitten. Das sieht ihr ähnlich, daß sie da den Herrn Pfarrer vorschickt und net selbst herkommt.
»Kann ich Ihnen etwas anbieten?«
»Vielen Dank, aber ich komm’ gerad’ vom Abendessen«, verneinte der Seelsorger.
Er setzte sich auf den angebotenen Platz, während Hertha sich ihm gegenüber setzte und ihn erwartungsvoll ansah.
»Tja, Frau Breitlanger, es ist eine etwas delikate Angelegenheit, die mich zu Ihnen führt«, begann Sebastian.
Aha, schoß es Hertha durch den Kopf, hab’ ich doch recht gehabt.
»Frau Tappert erzählte mir, daß Sie die Bekanntschaft eines Grafen Friedrich von Herdingen gemacht haben.«
»Das ist richtig«, antwortete die Witwe, wobei sie vor Stolz und Aufregung erglühte.
Sebastian spürte natürlich, in welchem glückseligen Zustand sich die Frau befand, und es tat ihm unendlich leid, sie aus ihren Träumen reißen zu müssen. Aber es mußte sein.
»Frau Breitlanger, es tut mir furchtbar leid, ich weiß, daß ich Ihnen jetzt sehr weh tun werde, aber es ist net zu ändern.«
Hertha sah ihn ungläubig an. Was meinte der Herr Pfarrer bloß?
»Der Mann, der behauptet, ein Graf zu sein, ist ein Schwindler. Sehr wahrscheinlich heißt er Fritz Untermayr und wird von der Polizei gesucht. Der letzte Graf von Herdingen verstarb vor sechzig Jahren, und der ganze Besitz ging an den Staat, weil es keine Nachkommen gab, die das Erbe hätten antreten können.«
Hertha spürte, wie es sie bei diesen Worten heiß und kalt überlief. Konnte das wirklich sein? War sie tatsächlich einem Betrüger aufgesessen?
Sie schluckte schwer und rang nach Luft. Sebastian sprang auf und legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter.
»Frau Breitlanger«, rief er beschwörend. »Es tut mir leid, aber das ist die Wahrheit, auch wenn sie noch so weh tut. Ich hoff’ nur, daß ich Sie vor Schlimmerem bewahrt habe.«
Die Witwe atmete tief durch. Sie hatte sich schneller wieder gefaßt, als Pfarrer Trenker gedacht hatte. Sie schaute eine Weile stumm vor sich hin, dann stand sie auf, ging an die Vitrine und holte eine Flasche mit ihrem selbstangesetzten Eierlikör heraus und goß sich ein großes Glas ein. Sie stürzte es in einem Zug hinunter und setzte sich wieder.
»Dieser abgefeimte Schuft«, sagte sie nur und sah den Geistlichen an.
*
»Hat der Mann Sie um Geld gebeten?« fragte Sebastian.
Hertha Breitlanger schüttelte den Kopf.
»Gebeten net«, erwiderte sie. »Aber ich hab’s ihm angeboten. Gleich morgen wollt’ ich zur Bank gehen und das Sparkonto kündigen. Vierzigtausend Mark wollte ich ihm für die Fabrik vorstecken.«
»Die Fabrik?« fragte der Pfarrer. »Um was für eine Fabrik handelt es sich denn?«
Die Witwe erzählte es ihm. Sie berichtete von der Fahrt in dem Luxuswagen, der Porzellanmanufaktur, dem Kaffeetrinken in dem Gasthof in Wurzlach.
»Dann hat er sich da wohl auch als Graf ausgegeben«, seufzte sie und schilderte, wie die Bedienung ihn angeredet hatte.
»Der Mann scheint sehr raffiniert vorzugehen«, sagte Sebastian. »Die Polizei sucht ihn seit geraumer Zeit. Zum Glück hat sich eine der betrogenen Frauen getraut, den Kerl anzuzeigen. So ist man ihm überhaupt erst auf die Spur gekommen.«
»Was mach’ ich denn jetzt?« fragte Hertha. »Am Sonntag wollen wir uns treffen, da wollt’ ich ihm das Geld geben.«
»Ihr Konto werden Sie natürlich net plündern«, sagte der Pfarrer. »Aber treffen müssen S’ den Herrn. Nur wird dann die Polizei dabei sein und den ›Grafen‹ verhaften.«
Er hatte sich inzwischen wieder hingesetzt, jetzt lehnte er sich zurück und überlegte, wie man am besten vorging. Dazu würde er sich mit Max besprechen müssen. Ein wenig besorgt sah er die Witwe an. Konnte er es verantworten, sie in dieser Situation allein zu lassen, oder sollte er sie besser ins Pfarrhaus einladen?
»Die arme Sophie«, sagte Hertha Breitlanger in diesem Moment. »Da hab’ ich ihr ja Unrecht getan. Ganz offensichtlich hat sie diesen Fritz Untermayr gleich richtig eingeschätzt. Ich werd’ mich wohl bei ihr entschuldigen müssen. Also, am meisten nehm’ ich diesem Kerl übel, daß er es beinahe geschafft hätte, eine Freundschaft zu zerbrechen, die so viele Jahre schon besteht.«
»Ich bin sicher, daß Frau Tappert Ihre Entschuldigung annehmen wird«, sagte Sebastian zuversichtlich. »Warum kommen S’ net mit hinüber ins Pfarrhaus? Erstens sind S’ dann net so allein, und zweitens können S’ sich mit der Frau Tappert aussprechen.«
»Und wir können beratschlagen, wie wir diesen Gauner überführen und dingfest machen«, nickte Hertha, die offenbar ihren Humor und ihre Tatkraft wiedergefunden hatte.
*
Am nächsten Morgen wirbelten zwei Frauen in der Pfarrhausküche herum. Natürlich war Hertha Breitlanger über Nacht geblieben, nachdem sie lange und ausführlich mit Sophie Tappert gesprochen hatte.
Die Haushälterin war heilfroh gewesen, als Sebastian Trenker die Witwe gleich mitbrachte. Mit Tränen in den Augen lagen die beiden Freundinnen sich in den Armen.
»Ich war ja so dumm«, sagte Hertha. »Kannst du mir noch einmal verzeihen?«
»Natürlich«, antwortete Sophie. »Durch so was lassen wir doch net unsere Freundschaft kaputt machen. Laß uns lieber überlegen, was wir gegen diesen Kerl unternehmen.«
»Das sollten wir vielleicht bei einer Flasche guten Rotwein bereden«, schlug Pfarrer Trenker vor.
Der Vorschlag wurde einmütig angenommen. Sebastian stieg in den Keller hinunter und suchte eine Flasche aus seinem Vorrat aus. Unterdessen hatte Sophie für etwas Salzgebäck und Käse gesorgt. Zusammen mit Max Trenker, der natürlich auch an dieser wichtigen Besprechung teilnahm, überlegten sie, wie sie dem angeblichen Grafen und Hochstapler am besten die Falle aufbauen konnten. Dabei war von Vorteil, daß Hertha Breitlanger ihm das Geld noch nicht gegeben hatte. So würde er sie ja unbedingt wiedersehen müssen.
»Der ist so hinter dem Geld her, der kommt bestimmt zu der Verabredung«, meinte der Polizist zuversichtlich.
»Aber was ist, wenn er alles abstreitet?« wollte Sebastian wissen. »Außer der Aussage von Frau Breitlanger haben wir ja nichts in der Hand. Wir wissen ja net einmal, ob es sich bei dem Hallodri um diesen Fritz Untermayr handelt.«
»Da laß ich mir noch was einfallen«, erwiderte Max geheimnisvoll.
Bis spät in die Nacht saßen sie beisammen und beratschlagten. Als sie sich dann zur Ruhe begaben, hatten sie sich eine Überraschung für »Graf Friedrich von Herdingen« ausgedacht.
Die würd’ er bestimmt net so schnell vergessen!
»Hast