Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 192
»Kommt her«, rief sie. »Hier ist noch Platz.«
Franzi begrüßte sie und die anderen an dem Tisch.
»Grüßt euch«, kam es zurück. »Schön, daß du auch wieder mal da bist.«
Auch Florian wurde freundlich aufgenommen, viele erinnerten sich an den letzten Tanzabend, an dem der junge Bursche zum ersten Mal dagewesen war. Franziska spürte die Erleichterung, als ihr klar wurde, daß es doch gar nicht so schlimm war, wie sie es beim Betreten des Saales geglaubt hatte. Sie sah sich um und gewahrte an einem der Nachbartische Tobias Anzengruber, der seltsam lächelnd zu ihr herüberschaute. Demonstrativ drehte sie den Kopf weg und ignorierte seinen Blick total.
»Komm, laß uns tanzen«, sagte Florian und riß sie mit sich.
Auf dem Parkett vergaß sie den Anzengruber ganz schnell und wiegte sich in Florians Armen. Erst nach dem vierten Tanz hintereinander führte er sie an den Tisch zurück.
»Leute, hört gut zu«, sagte er mit lauter Stimme, damit sie es trotz der lauten Musik auch alle hören konnten. »Heut’ auf vierzehn Tag’ ist die Verlobung auf dem Pachnerhof. Die Franzi und ich laden euch dazu herzlich ein.«
Es gab ein großes Hallo auf diese Ankündigung. Und natürlich sprach es sich im Laufe des Abends weiter herum. Viele, die es hörten, kamen an den Tisch und gratulierten schon. Gleichzeitig bedankten sie sich für die Einladung. Auch wenn sie nicht persönlich darauf angesprochen waren, so war es doch selbstverständlich, daß sie zu der Verlobungsfeier kommen würden. Schließlich war es guter alter Brauch in St. Johann, daß solche Ereignisse unter Anteilnahme aller Bewohner stattfanden.
Lediglich einer fühlte sich nicht angesprochen. Er kam auch nicht an den Tisch, sondern zog sich an den Tresen zurück, wo er schnell hintereinander drei große Schnäpse trank und dann mit finsterer Miene den Saal verließ.
Tobias Anzengruber.
Mit einer mächtigen Wut im Bauch machte er sich auf den Heimweg. Die Ankündigung, daß Franziska Pachner sich verloben würde, hatte ihm die Laune gründlich verdorben.
Noch dazu mit diesem hergelaufenen Knecht!
Daß er es sich mit ihr verdorben hatte, wurmte ihn immer noch, und oft schimpfte er über sich und seine eigene Dummheit. Insgeheim hatte er sich aber immer noch Hoffnung gemacht, sich vielleicht eines Tages mit Franziska auszusöhnen und alles wieder einzurenken.
Jetzt hatte er diese Hoffnung nicht mehr.
Aber die beiden würden noch ihr blaues Wunder erleben, schwor er sich. Wenn er net glücklich würde, den beiden gönnte er es schon gar nicht. Irgend etwas mußte ihm einfallen, was Franziska und diesen Burschen wieder auseinanderbrachte.
Aber was?
Tobias Anzengruber überlegte den ganzen Heimweg lang, wie er ihnen schaden könnte, und sein Haß auf die beiden Verliebten wuchs mit jedem Schritt, den er zurücklegte. Als er auf dem väterlichen Hof ankam, hatte er sich einen Plan zurechtgelegt. Wenn der klappte, dann würde dieser Knecht, der sich einbildete, Bauer werden zu können, ganz schön dumm aussehen.
Der zweite Sohn des Anzengruberbauern grinste heimtückisch, als er in seine Schlafkammer schlich. Er war sicher, daß er mit seiner Idee Erfolg haben würde.
*
Hertha Breitlanger war aufgeregt wie lange nicht mehr.
Schon eine Stunde vor der verabredeten Zeit saß sie in dem Café, in dem das Treffen mit Graf Friedrich stattfinden sollte. Immer wieder schaute sie ungeduldig auf die Uhr oder warf einen Blick zu dem Tisch in der Ecke hinüber, an dem Pfarrere Trenker und seine Haushälterin saßen. Der Geistliche nickte ihr aufmunternd zu. Sophie Tappert hatte sich so hingesetzt, daß sie vom Nachbartisch aus nicht sofort zu erkennen war.
Jetzt fehlte nur noch Max Trenker und sie wären vollzählig für den Empfang des Hochstaplers gewesen.
Zwischendurch blickte auch Sebastian auf seine Uhr.
»Wo bleibt er denn nur?« sagte er fragend zu seiner Haushälterin.
Sophie wußte, daß Hochwürden damit seinen Bruder meinte, der eigentlich auch schon hätte da sein müssen. Max hatte sich seit Tagen in geheimnisvollen Andeutungen ergangen und von einer Überraschung gesprochen, die er für den Grafen vorbereitete. Aber nicht einmal seinem Bruder gegenüber wollte er sagen, um was es sich da handelte.
Auf dem Tisch, an dem Hertha saß, neben dem Kaffeegedeck, lag ein brauner Briefumschlag. In ihm steckten etliche Papierschnipsel. Der Umschlag sollte den Eindruck erwecken, als wären darin die vierzigtausend Mark, die Hertha Fritz Untermayr geben wollte.
In dem Café herrschte nicht viel Betrieb. Dafür war es noch zu früh. Erst in einer guten Stunde konnte man mit den Sonntagsgästen rechnen.
Die Witwe fuhr sich nervös durch das Haar, als die Eingangstür geöffnet wurde. Sie zuckte zusammen, als sie eine männliche Gestalt wahrnahm, die hinter einer älteren Frau hereinkam. Es war allerdings nicht der Graf, sondern Max Trenker, der sich an den Tisch setzte, an dem schon sein Bruder und Sophie Platz genommen hatten. Die Frau suchte sich einen Tisch aus, der an einem der Fenster stand.
Max nickte den beiden zu und rieb sich strahlend die Hände.
»Willst uns net verraten, was du da ausgeheckt hast?« fragte Sebastian.
Der Polizeibeamte machte ein lausbübisches Gesicht und schüttelte den Kopf.
»Wartet’s ab«, sagte er nur und winkte nach der Serviererin.
Dann bestellte er ein großes Stück Nußtorte und ein Kännchen Kaffee.
»Sie haben vielleicht Nerven«, ließ Sophie Tappert sich vernehmen, die immer noch an ihrem Glas Tee herumnippte. »Wie Sie jetzt bloß essen können. Keinen Bissen bekäm ich hinunter.«
»Ich schon«, grinste Max und schaute sich erwartungsvoll um. »Bis ich mit dem Essen fertig bin, könnt’ er sich ruhig Zeit lassen, der Herr Graf, aber dann dürft’ er schon kommen. Die Kollegen werden Augen machen, wenn ich ihnen den lang gesuchten Herrn Untermayr präsentiere.«
Er sah Sophie Tappert an.
»Wer weiß, vielleicht bekommen Sie sogar eine Belohnung«, meinte er.
Die Haushälterin machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Mir genügt’s, wenn der Kerl hinter Schloß und Riegel sitzt.«
*
Vergnügt pfeifend stieg Fritz Untermayr aus dem Bus. Seit er aufgestanden war, hatte er eine prächtige Laune. Es versprach aber auch, ein wunderbarer Tag zu werden. Nicht nur, daß die Sonne am wolkenlosen Himmel stand – heute würde er auch als reicher Mann wieder nach Hause fahren.
Er rückte seine Krawatte zurecht und schlug den Weg zum Café ein, in dem er sich mit Hertha Breitlanger verabredet hatte. Als er