Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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kannst uns das Mittagsmahl hinaufbringen. Dann könnten wir durcharbeiten. Morgen soll’s ja schon geholt werden.«

      Hubert Ederer, ein Sägemühlenbesitzer aus Engelsbach, hatte zwei Festmeter bestes Fichtenholz geordert. Seit Tagen waren Florian und der Altknecht damit beschäftigt, die Bäume zu fällen, die der Ederer persönlich ausgesucht und gekennzeichnet hatte.

      »Maria wird euch das Essen bringen«, erklärte Franziska. »Ich fahr’ heut’ vormittag ins Dorf hinunter.«

      Florian machte ein erstauntes Gesicht. Es kam äußerst selten vor, daß die Bäuerin mitten in der Woche nach St. Johann fuhr.

      »Gibt’s was Besonderes?« erkundigte er sich deshalb.

      Franzi schmunzelte geheimnisvoll. Natürlich gab es einen Anlaß. Am Samstag in einer Woche sollte auf dem Pachnerhof Verlobung gefeiert werden, und dafür wollte sie sich ein neues Kleid kaufen. Schon auf dem Tanzabend hatte sie es mit Christel Haffner verabredet. Christel konnte nämlich ziemlich geschickt mit Nadel und Faden umgehen und hatte ihr angeboten, zur Verlobung ein schickes Kleid zu schneidern. Und nun wurde es höchste Zeit, die Maße zu nehmen und den Stoff auszusuchen, wenn alles rechtzeitig fertig werden sollte. Aber davon durfte Florian natürlich nichts wissen, es sollte ja eine Überraschung werden.

      »Ich hab’ was zu erledigen«, wich Franzi aus und begann damit, das Frühstücksgeschirr abzuräumen.

      Gut gelaunt fuhr sie dann später ins Dorf hinunter. Christel wohnte bei ihrer Mutter, mit der sie zusammen eine kleine Pension betrieb. Die Schneiderei war ein kleiner Nebenerwerb, der sich immerhin so lohnte, daß Christel sich im Laufe der Zeit ein kleines Atelier einrichten konnte. Franziska staunte nicht schlecht, als sie den Raum betrat. Ein Zuschneidetisch war ebenso vorhanden wie eine elektrische Nähmaschine. Es waren sogar zwei Schneiderpuppen angeschafft worden, wie es sie auch in den professionellen Werkstätten gab.

      »Schau dir doch schon mal ein paar Stoffmuster an«, meinte Christel. »Ich koch’ uns derweil einen Tee. Oder magst lieber Kaffee?«

      »Tee ist schon recht«, nickte die junge Bäuerin.

      Interessiert betrachtete und befühlte sie die Stoffe, die die Freundin zurechtgelegt hatte.

      »Na, kannst dich net entscheiden?« fragte Christel, als sie mit einem Tablett in den Händen zurückkam.

      Sie lachte, als sie das Tablett absetzte, auf dem sich alles befand – Tee, Zucker und Milch. Dazu ein Teller mit Keksen.

      »Am liebsten würd’ ich mir drei Kleider bestellen«, seufzte Franzi. »Ich kann mich wirklich net entscheiden. Es schaut alles so schön aus.«

      Sie strich über einen Stoffballen.

      »Und wie es sich anfühlt.«

      »Ich glaub’, ich hab’ das Richtige für dich«, meinte Christel und zog einen weiteren Ballen aus einem Regal.

      Franziska war sofort begeistert. Ein feines graues Tuch. Die Schneiderin erklärte den Schnitt, den sie sich vorstellte und zeichnete eine Skizze auf ein Blatt Papier. Der Saum sollte eine Borte mit einem kleinen Karomuster bekommen, ebenso die Ärmel. Und natürlich sollte das Ganze im Trachtenstil gehalten sein.

      »Genauso soll’s aussehen«, nickte Franzi.

      Kombiniert mit weißer Spitze am Ausschnitt mußte es einfach hinreißend aussehen.

      *

      In den folgenden Tagen wunderte sich Florian Brunner darüber, daß Franziska so häufig ins Dorf hinunterfuhr. Vergeblich versuchte er Maria auszufragen, doch die alte Magd schwieg eisern.

      »Sei net so neugierig«, antwortete sie nur lachend. »Wirst es noch früh genug erfahren.«

      Der Grund war natürlich, daß Franzi immer wieder zur Anprobe mußte, weil hier und da noch etwas geändert werden sollte. Am dritten Tag fiel ihr auf, daß Christel Haffner irgendwie bedrückt schien.

      »Ist was passiert?« fragte sie, als sie mit der Anprobe fertig waren.

      Christel druckste ein wenig herum. Es war deutlich zu merken, daß sie etwas auf dem Herzen hatte, aber net so recht mit der Sprache heraus wollte.

      »Also gut«, sagte sie schließlich. »Vielleicht ist’s besser, wenn du’s von mir erfährst als von jemand anderem.«

      »Was meinst denn?«

      Christel nahm sie beim Arm und zog sie aus dem Atelier hinaus. Sie gingen hinüber ins Wohnzimmer.

      »Setz dich«, forderte die Schneiderei Franzi auf. »Die Mutter ist in die Stadt gefahren. Wir sind also ungestört.«

      Franziska konnte sich eines unguten Gefühls nicht erwehren, als sie Platz nahm.

      »Nun red’ schon«, forderte sie die Freundin auf.

      »Was weißt du eigentlich vom Florian?« fragte Christel unvermittelt. »Ich mein’, so lang’ kennst ihn ja auch noch net. Hat er denn mal was über sich erzählt?«

      »Ja. Woher er kommt. Daß er einen Bruder hat, und die Eltern tot sind. Aber warum fragst du denn so merkwürdig?«

      »Hat er dir auch erzählt, daß er ein Madel dort hat, wo er zu Hause ist? Und daß er schon bald wieder zurück will?«

      Franziska verspürte einen Stich im Magen, und ein heißer Blutstrom schoß zu ihrem Herzen.

      »Was sagst?« fragte sie mit tonloser Stimme.

      Weiß wie Kreide war ihr Gesicht geworden. Unsicher sah sie Christel an.

      »Das ist doch net wahr! Oder? Machst dir einen Scherz mit mir?«

      Die junge Frau, die ihr gegenübersaß, schüttelte stumm den Kopf.

      »Der Thomas hat’s mir erzählt, und der hat’s am Stammtisch aufgeschnappt«, sagte sie endlich. »Ganz Sankt Johann redet davon, daß du schon wieder einem aufgesessen bist.«

      Franziska spürte, wie alles Blut aus ihrem Kopf nach unten zu fließen schien, und vor ihren Augen verschwamm alles. Am liebsten hätte sie jetzt laut aufgeschluchzt und ihren ganzen Schmerz hinausgeschrien. Wenn das stimmte, wenn es wirklich wahr sein sollte, was sie da eben gehört hatte…

      Thomas Sonnenleitner war Christels Verlobter, er arbeitete in der Kreisstadt auf der Bank.

      »Ich glaub’ net, daß der Thomas so leichtfertig ein Gerücht weitergibt«, meinte Christel.

      Die junge Bäuerin erhob sich, dabei wankte sie so sehr, daß Christel hinzusprang und sie festhielt.

      »Danke, es geht schon«, sagte Franzi gepreßt. »Ich dank’ dir, Christel, daß du es mir gesagt hast.«

      Sie nickte ihr zu und versuchte zu lächeln.

      »Was… was hast denn jetzt vor?« wollte die Schneiderin wissen.

      Mit einem Male war Franzi ihr unheimlich, so ruhig und gefaßt, wie sie vor ihr stand.

      »Ich weiß schon, was ich tun muß«, antwortete

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