Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Wieder lief Nero voraus. Der Förster lauschte aufmerksam, als der Hund wieder laut bellte. Aber er konnte heraushören, daß es sich um eine freundlich gemeinte Begrüßung handelte. Offenbar befand sich irgendwo vor ihm ein Mensch, den der Hund schon einmal gesehen hatte.
Als Christian so nahe heran war, daß er erkennen konnte, auf wen Nero getroffen war, stockte ihm der Atem.
Ein wenig abseits vom Weg sah er Kathrin Breithammer über den Setter gebeugt, das Fell des Hundes kraulend.
*
Der Mann trug eine grüngemusterte Jacke und eine ebensolche Hose. Auch der Hut auf seinem Kopf war aus dem selben Material.
Langsam schlich er sich durch die Büsche, in denen er, dank seiner Tarnkleidung, kaum auszumachen war. Dabei hielt er das Jagdgewehr in der Hand. Die Waffe war entsichert. Schon seit geraumer Zeit hatte er Christian Ruland beobachtet, wobei er darauf bedacht war, daß der Hund des Försters sich nicht seinem Versteck näherte. Da der Wind günstig stand, konnte das Tier die Witterung des Mannes nicht aufnehmen.
Es dauerte schier eine Ewigkeit, bis der Forstbeamte wieder auftauchte. Die ganze Zeit über war der Mann in dem Versteck geblieben, in das er sich geflüchtet hatte, als er den Hund bellen hörte. Von dort aus observierte er die Kiefernschonung. Als Christian Ruland zum Vorschein kam, wußte der Mann in den Büschen, daß der Förster die Drahtschlingen gefunden hatte.
Pech, dachte er. Das bedeutete, daß das Geschäft für die nächste Zeit ruhen mußte. Schade, dabei hatte es gerade erst richtig angefangen. Seine Kunden zahlten bar und fragten nicht danach, woher die Tier stammten, die er lieferte.
Allerdings würde er noch einmal herkommen müssen. Sein bester Abnehmer hatte für den übernächsten Tag ein Hirschkalb geordert. Das mußte er wohl oder übel besorgen. Nur im Augenblick, wo sich der neue Förster im Revier herumtrieb, war es zu gefährlich.
Auch die Nacht schien ihm nicht die geeignete Zeit zu sein, überlegte der Mann, während er vorsichtig in entgegengesetzter Richtung davonging. Höchstwahrscheinlich werden sie heut’ nacht auf der Lauer liegen und darauf warten, daß ich die Beute hole, dachte er und grinste dabei. Aber da würden sie vergebens warten. Morgen, irgendwann im Laufe des Tages mußte sich aber eine Gelegenheit ergeben, wenn er seinen guten Kunden nicht verlieren wollte. Da half alles nichts – er würde das nicht geringe Risiko, am Tage zu wildern, eingehen müssen.
*
Sein Herz klopfte vor Aufregung, wie er es seit seiner Jugend nicht mehr erlebt hatte, und sein Mund war ganz trocken. Die Schlingen steckten, gottlob, in seinem Ränzel.
Kathrin richtete sich auf, als sie seine Schritte hörte. Auch ihr Herz schlug einen schnelleren Takt. Nero hatte sich vor sie hingelegt und schaute sie wedelnd an.
»Grüß Gott, Fräulein Breithammer«, begrüßte Christian die junge Frau.
Er deutete auf den Pilzkorb zu ihren Füßen.
»Lohnt sich’s denn?«
»Grüß Gott, Herr Ruland«, nickte Kathrin freundlich zurück. »Net so recht. Es ist wohl ein
bissel zu trocken. Die Schwammerl lassen jedenfalls auf sich warten.«
Sie standen sich gegenüber, schauten sich in die Augen, und jeder von ihnen hätte zu gerne gewußt, was der andere dachte.
»Kennen S’ sich schon aus, in Ihrem neuen Revier?« erkundigte sich das Madel.
»Ein bissel schon«, antwortete der Förster. »Natürlich wird’s eine Weile dauern, bis ich wirklich alles kenne, aber ich bleib’ ja auch bis zu meiner Pensionierung, und das ist erst in vierzig Jahren. Ich denk’, daß ich bis dahin weiß, wo die besten Steinpilze wachsen.«
Kathrin lachte.
»Da haben S’ aber eine große Konkurrentin in mir«, meinte sie. »Ich weiß, die besten Pilzstellen kenn ich ganz allein.«
Christian hätte auch gerne gelacht, doch gerade eben dachte er an das, was er gestern abend im Gasthaus erfahren hatte – der Vater dieser jungen Frau, der Wilderer Joseph Breithammer, war wieder in Freiheit. Und schon einen Tag später fanden sich eine ganze Anzahl Drahtschlingen im Wald!
Kathrin bemerkte seinen Stimmungsumschwung. Sie sah ihn fragend an.
»Ist was, Herr Ruland? Sie sind auf einmal so anders…«
Er sah auf und blickte direkt in ihr Gesicht.
»Was? Nein, nein«, wich er aus. »Mir ging nur gerade eben etwas durch den Kopf.«
Das Madel nahm seinen Pilzkorb auf.
»Ich glaub’, ich muß dann«, sagte Kathrin. »Bestimmt wird der Vater sich schon wundern, wo ich bleib’.«
»Darf ich Sie ein Stückerl begleiten?« fragte der junge Förster.
»Warum net? Sicherer kann ich ja net heimkommen«, lachte sie. »Ein Förster mit seinem Hund ist doch ein sicherer Geleitschutz durch diesen Wald.«
Jetzt schmunzelte Christian.
»Na, wenn ich an unsere erste Begegnung, gestern nachmittag, denke, dann muß ich sagen: Schutz brauchen S’ bestimmt
net. Sie wissen sich schon zu helfen.«
»Das können S’ glauben«, antwortete sie schlagfertig. »Ich hab’ auch schon so manchen aufdringlichen Kavalier in die Flucht geschlagen.«
Eine Weile gingen sie stumm nebeneinander her, und jeder hing seinen Gedanken nach. Schließlich faßte Christian sich ein Herz. Er mußte herausfinden, ob Joseph Breithammer etwas mit den Schlingen, die er bei sich trug, zu tun hatte, und ob seine Tochter etwas darüber wußte. Nur wie sollte er es anstellen, ohne Kathrins Mißtrauen zu wekken?
»Ihr Vater ist wieder daheim, wie ich gehört hab’«, sagte er, wobei er sich bemühte, seine Stimme gelassen klingen zu lassen.
»Ja«, erwiderte das Madel. »Sie haben ihn vorzeitig entlassen.«
Sie blickte ihn forschend an.
»Wollten S’ mich deshalb heimbringen?« fragte sie plötzlich.
»Nein, nein«, wehrte er ab. »Das hat mit Ihrem Vater nix zu tun.«
»Womit dann?«
Sie waren stehen geblieben. Christian sah Kathrin überrascht an. Diese direkte Art hatte er nicht erwarte.
»Was meinen Sie?«
»Womit es etwas zu tun hat, daß Sie mich nach Hause bringen wollen?«
Der junge Förster merkte, wie er verlegen wurde.