Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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gewesen.

      Brandhuber, Brandhuber, was mach’ ich bloß mit dir? überlegte Dr. Wiesinger, als er alleine war. Irgend etwas mußte er unternehmen. Der Besuch der Witwe eben, war ein Paradebeispiel. Erst wenn der Scharlatan nicht mehr helfen konnte, und die Menschen nicht weiterwußten, kamen sie zu ihm in die Praxis.

      Immer noch dachte Toni daran, den Alten anzuzeigen. Dabei würde ein ganz schönes Register von Vergehen zutage kommen, deren der Brandhuber sich schuldig gemacht hatte. Und doch schreckte der Arzt vor diesem Schritt zurück. Viele Leute in St. Johann würden es ihm übelnehmen. Wie dann seine Stellung hier im Dorf aussah, das konnte er sich leicht ausrechnen.

      *

      »Grüß’ Gott, Herr Brunnenmayr. Wie ich sehe, geht es Ihnen ja schon wieder besser«, sagte Pfarrer Trenker.

      Hubert Brunnenmayr sah von der Zeitschrift auf, in der er geblättert hatte. Vor zwei Tagen war er von der Intensivstation auf die normale Pflegestation verlegt worden. Nun teilte er das geräumige Zimmer im Kreiskrankenhaus mit zwei weiteren Patienten.

      »Sie müssen Pfarrer Trenker sein«, rief er freudig, als er an Sebastians Kragen erkannte, daß er einen Priester vor sich hatte. »Die Kamderaden vom Kegelclub haben mir erzählt, was Sie getan haben. Herzlichen Dank. Ohne Ihre Hilfe wär’ ich vielleicht net mehr am Leben.«

      »Das war doch selbstverständlich«, antwortete Sebastian und schüttelte die Hand. »Ich hab’ schon gehört, daß Sie auf dem Weg der Besserung sind, und wollte net versäumen, Sie zu besuchen.«

      »Das ist wirklich sehr nett. Wissen S’, ich hab net viel Abwechslung hier. Meine Frau kann natürlich net jeden Tag herkommen, dazu wohnen wir zu weit weg. Aber in der letzten Woch’, bevor ich entlassen werd’, da nimmt sie sich ein Zimmer hier in einer Pension.«

      »Schön, daß die Sache so glimpflich abgelaufen ist«, freute Sebastian sich. »Sie wissen schon, daß Sie einen Teil Schuld daran tragen, daß es so schlimm gekommen ist, net wahr?«

      Hubert Brunnenmayr nickte.

      »Ich weiß, was Sie sagen wollen, Herr Pfarrer, die Sache mit dem Wundertee.«

      Er winkte ab.

      »Ich war schon ziemlich blöd’, zu glauben, das Zeug tät’ mich gesundmachen. Und erst das viele Geld, das ich dafür ausgegeben hab’. Aber, was soll’s. Hinterher ist man immer schlauer, und… na ja, was soll ich sagen – zuerst hat’s ja auch gewirkt. Die Schmerzen waren wie weggeblasen.«

      Sebastian Trenker mußte trotz allem schmunzeln. Manche Leut’ sind doch unbelehrbar.

      *

      Sebastian befürchtete, daß dem angenehmen Besuch im Krankenhaus nun ein eher unangenehmer folgen würde. Das Hotel, in dem Lore Inzinger arbeitete, lag im Stadtzentrum. Der Geistliche stellte seinen Wagen in einem Parkhaus ab und schlenderte durch die Straßen. Bald hatte er sein Ziel erreicht. Gegenüber des Marktplatzes erhob sich ein großes weißes Haus. Hotel ›Zum Hirschen‹ stand in goldenen Lettern über dem Eingang, und gleich daneben hing die steinerne Figur eines Zwölfenders. Sebastian betrat die Hotelhalle und fand dort den Hinweis auf das Restaurant. Es lag einen kurzen Gang hinunter im hinteren Bereich der Halle. Der Pfarrer wollte dort einen Kaffee trinken und sich nach Lore erkundigen. Aber das brauchte er gar nicht. Wie sich herausstellte, hatte das Madel Dienst im Restaurant. Sie schaute erst ungläubig, dann hellte sich ihre Miene auf, als sie Sebastian erkannte.

      »Herr Pfarrer, Grüß Gott. Was machen Sie denn hier?«

      »Einen Kaffee möcht’ ich trinken«, antwortete Sebastian und schüttelte ihre Hand.

      Er sah sich um. Das Restaurant hatte vielleicht vierzig Sitzplätze und war hell und freundlich eingerichtet. Ein paar Tische waren noch mit späten Mittagsgästen besetzt. An einigen anderen wurde schon Kaffee getrunken und Kuchen gegessen.

      »Hier arbeitest du also«, sagte der Pfarrer. »Ein wirklich schönes Lokal.«

      »Und ein sehr gutes Hotel«, betonte Lore. »Wir werden sogar in mehreren Hotelführern und Feinschmeckerzeitschriften lobend erwähnt. Aber setzen Sie sich doch.«

      Lore führte ihn an einen Tisch und reichte ihm eine kleine Karte. Darauf waren einige Sorten Kaffee aufgeführt. Es war alles sehr verlockend zu lesen, aber Kaffee mit Weinbrand oder Likör schien Sebastian nicht das richtige zu sein, zumal er noch die Fahrt zurück nach St. Johann vor sich hatte. Er blieb beim einfachen schwarzen Kaffee ohne Milch und Zucker.

      »Ein Kännchen bitte«, sagte er zu Lore und gab ihr die Karte zurück.

      »Kuchen auch?« fragte das Madel. »Wir hätten einen Nußkuchen, oder eine Schwarzwälder Kirschtorte.«

      »Ich glaub’, der Kaffee reicht mir. Weißt’, meine Haushälterin kocht so gut und reichlich, da ist für Kuchen eigentlich kein Platz mehr.«

      Lore lachte und verschwand durch eine Tür hinter dem Tresen. Dort befand sich die Kaffeeküche. Schon nach kurzer Zeit kam sie wieder zurück. Auf einem silbernen Tablett trug sie das Kännchen und die Tasse. Auf einem kleinen Tellerchen lagen zwei Stückchen Schokolade in Silberpapier eingepackt, auf dem der Name des Hotels stand.

      Sebastian bedankte sich. Bevor Lore sich umdrehte, fragte er, ob er sie später noch einmal sprechen könne. Das Madel bejahte.

      »In einer halben Stunde habe ich meine Schicht beendet«, sagte sie. »Dann haben wir Zeit.«

      Sebastian nickte und widmete sich seinem Kaffee, der wirklich ausgezeichnet schmeckte. Nebenher blätterte er in einer Zeitung, die Lore ihm gebracht hatte.

      Schließlich hatte sie ihre Freistunde. Lore Inzinger hatte sich umgezogen und setzte sich zu Sebastian an den Tisch.

      »Ich hoffe, dein Chef hat nichts dagegen, daß du hier mit mir sitzt«, sagte der Pfarrer. »Ich weiß, daß das in manchen Hotels net gern’ gesehen wird.«

      »Das geht schon in Ordnung«, erwiderte das Madel. »Möchten S’ noch einen Kaffee?«

      Sebastian lehnte dankend ab.

      »So, was wollen S’ denn eigentlich mit mir besprechen, Hochwürden?«

      Der Geistliche sah das Madel einen Moment nachdenklich an. Er kannte Lore seit ihrer Taufe und später von ihrer Kommunion. Er hatte sie eigentlich als freundliches und aufgeschlossenes Madel in Erinnerung. Konnte man ihr wirklich zutrauen, solch ein Gerücht in die Welt gesetzt zu haben?

      »Lore, was ich mit dir zu bereden hab’, ist eine sehr ernste Angelegenheit«, begann er.

      Sie schaute ihn ernst und erwartungsvoll an, und plötzlich spürte sie ein merkwürdiges Gefühl im Bauch und ahnte, was Pfarrer Trenker von ihr wollte.

      »Ich hab’ mit dem Tobias gesprochen, mit der Christel und ihrer Mutter. Ist es wirklich wahr, was du der Maria Hornhauser erzählt hast? Daß der Tobias dich hat sitzenlassen? Und daß er dich wegen der Christel verlassen hat?«

      In Lores Gesicht zuckte es. Sie kämpfte mit den Tränen. Du liebe Zeit, das hatte sie doch alles net so ernst genommen. Ein bißchen rächen wollt’ sie sich, für die Schmach, daß der Tobias nichts mehr von ihr wissen wollt’.

      Ja, sie hatte gelogen, weil sie

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