Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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Henning, Sie schickt der Himmel«, sagte sie. »Ich weiß nicht, wie ich mich hätte wehren können.«

      »Ist Ihnen etwas geschehen?« fragte er besorgt. »Sind Sie verletzt?«

      »Nein, nein«, versicherte sie. »Es war eigentlich mehr der Schreck, der mir ein wenig zusetzte.«

      Sie legte ihre Hand auf seinen Arm.

      »Jetzt waren Sie schon zweimal mein Retter«, sagte sie. »Ich weiß gar net, wie ich das wiedergutmachen kann.«

      »Das war doch selbstverständlich«, wehrte er ab.

      »Trotzdem danke ich Ihnen, und jetzt brauche ich etwas frische Luft. Haben Sie Lust, ein Stück mit mir zu gehen?«

      »Aber ja, oder glauben Sie, ich lasse Sie nach diesem Vorfall alleine, draußen in der Dunkelheit, laufen?«

      Elke hakte sich bei ihm ein, und sie gingen, wie ein vertrautes Paar durch das abendliche St. Johann.

      Dabei spürte jeder von ihnen, das eigene Herz vor Aufregung schneller schlagen.

      *

      Karl Moislinger wartete, bis die Glocken von St. Johann Mitternacht schlugen. Dann erhob er sich aus dem Bett und stellte sich auf. Es klappte ganz gut. Schon am Nachmittag war er mehrmals aufgestanden und hatte ein paar Schritte Laufen geübt. Die Wunde am Bein schmerzte kaum noch.

      Er schlüpfte in die neuen Sachen, die die Haushälterin ihm gebracht hatte. Der Anzug paßte tadellos. Schade, daß kein Spiegel in der Kammer war. Karl hätte sich zu gerne einmal darin bewundert. Seine persönlichen Gegenstände steckte er in die Innentaschen der Anzugsjacke, seine andere Habe befand sich immer noch in den beiden Plastiktüten, die neben dem Bett standen. Karl schnappte sie sich und öffnete vorsichtig die Tür. Lauschend spähte er hinaus. Draußen war alles ruhig. Auf dem Flur brannte ein kleines Lämpchen, dessen Schein bis zur Treppe reichte. Vorsichtig setzte der Mann einen Fuß vor den anderen. Der Boden knarrte ein wenig unter seinen Schritten. Als er an der Tür vorbeikam, hinter der Sophie Tappert schlief, knarrte es besonders laut.

      Karl Moislinger blieb stehen und hielt unwillkürlich die Luft an. Aus dem Zimmer der Haushälterin drangen leise Schnarchgeräsuche. Beruhigt atmete er weiter und setzte seinen Weg nach unten fort.

      Im Erdgeschoß mußte er sich erst einmal orientieren. Karl öffnete eine Tür. Das mußte das Pfarrbüro und Arbeitszimmer des Geistlichen sein. Leise zog er die Tür wieder ins Schloß. Gleich darauf fand er die Küche. Bestimmt würde er hier etwas auftun, das er für seinen weiteren Weg gebrauchen konnte. Licht zu machen, wagte er nicht, der Mondschein mußte ausreichen. Ohne gegen Tisch oder Stuhl zu stoßen, was verräterische Geräusche erzeugt hätte, tastete der Landstreicher sich bis an den Küchenschrank vor. Im unteren Teil fand er Töpfe und Pfannen. Oben rechts stand das Geschirr, in der Mitte befanden sich Vorräte, wie Zucker und Mehl. Enttäuscht schloß Karl Moislinger die Türen wieder. Blieb noch die linke Seite, wenn er dort auch nicht fand, was er suchte…

      In der linken Schrankseite fanden sich Kaffee, Kakao- und Puddingpulver, Schokoladentafeln und Gläser mit Backaromen. Der Mann durchstöberte weiter das Fach und schüttelte schließlich den Kopf.

      Unter einem Päckchen Vanillepudding lagen zusammengefaltete Hundertmarkscheine.

      »’s ist doch unglaublich, wie manche Leute mit ihrem Geld umgehen«, flüsterte Karl Moislinger im Selbstgespräch.

      Dieses Problem hatte er nicht – er besaß ja keines.

      Karl schloß den Schrank wieder und entdeckte endlich die Tür zur Speisekammer. Erleichtert atmete er auf. Hier fand er endlich, was er gesucht hatte. Sein wertvollster Besitz war ein Taschenmesser. Damit schnitt er eine gute Protion von dem Räucherschinken ab, der an einem Regal hing, ebenso ein Stück Mettwurst. Nachdenklich betrachtete er die zwei Brote.

      Ob der Her Pfarrer wohl auch von einem satt würde?

      Karl Moislinger ging mal davon aus und legte eines zu der Wurst und dem Schinken. Unter dem Regal lagen Plastiktüten. Er nahm eine und steckte die Sachen hinein. Dann ging er durch die Küche und den Korridor. Die Haustür war verschlossen, aber der Schlüssel steckte. Karl drehte ihn herum und öffnete die Tür. Draußen war keine Menschenseele zu sehen, als er die Haustür hinter sich ins Schloß zog.

      »Vergelt’s Gott«, murmelte er und ging den Weg zur Hauptstraße hinunter.

      Auf der Straße angekommen, schaute er sich rechts und links um und nahm dann den Weg nach Engelsbach.

      *

      Für Carsten Henning wurde es eine schlaflose Nacht. Unablässig wälzte er sich in seinem Bett hin und her. Schließlich stand er auf. Es war kurz nach halb zwei, und er hatte noch kein Auge zugetan.

      Der Grund für Carstens Schlaflosigkeit hieß Elke Kerner.

      Der Hotelkaufmann aus Hamburg saß in dem Sessel am Fenster und ließ den Abend noch einmal Revue passieren.

      Elke hatte sich bei ihm eingehakt, und sie waren nach draußen gegangen. Es war ein ungewöhnlich milder Abend. Aus dem Saal des Hotels drang gedämpfte Musik auf die Straße, und auf dem Parkplatz gegenüber hatten sich ein paar Jugendliche aus dem Dorf versammelt. Offenbar war dort ihr Treffpunkt.

      Elke und Carsten gingen langsam die Straße hinunter, an den wenigen Geschäften vorbei, die es in St. Johann gab.

      »Wie sind Sie gerade darauf gekommen, hier Ihren Urlaub zu verbringen?« fragte die junge Frau.

      Carsten erzählte von dem Koch, der von hier stammt und immer wieder von St. Johann schwärmte.

      »Ich bin neugierig geworden«, meinte er. »Und da ich gerade ein paar Tage Urlaub brauchte, habe ich mich kurz entschlossen in das Auto gesetzt und bin hierher gefahren.«

      Über den Grund für den Urlaub, seine geplatzte Verlobung mit Petra Hagen, sprach er nicht.

      »Und Sie?« fragte er. »Was hat Sie hierher verschlagen?«

      Elke hatte schon vorher überlegt, was sie antworten sollte, wenn diese Frage aufkam. Die Wahrheit konnte sie ihm unmöglich sagen, das würde ihre Loyalität gegenüber ihrem Auftraggeber nicht zulassen. Allerdings gab es auch keinen Grund, diesen jungen Mann, der ihr sehr sympathisch war, zu belügen.

      »Die schöne Gegend hat mich angelockt«, erwiderte sie ausweichend. »Ich wohne in der Nähe von München, meine Anreise war also net ganz so weit, wie die Ihre. Aber, sagen Sie, Ihre Tätigkeit im Hotel – ich stelle sie mir wahnsinnig interessant vor. Bestimmt kommen Sie mit vielen berühmten Menschen zusammen. Ihr Haus gehört ja zu den ersten Adressen.«

      Carsten bestätigte es. Es war ein schöner und anstrengender Beruf, den er hatte. Es gab großartige Anlässe für Feiern, und interesssante Gäste aus aller Welt. Aber es konnte auch nervenaufreibend sein.

      »Ich habe nicht einen Tag bereut«, bekundete er.

      Sie waren beinahe am Ende des Dorfes angekommen. Hier war alles still, lediglich der Wind rauschte in den Bäumen, und irgendwo sang eine Nachtigall.

      Elke hatte seinen Arm nicht losgelassen.

      »So, wie sie das sagen, klingt es, als wären Sie in Ihren Beruf verliebt«, lachte sie. »Ist es

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