Dr. Norden Bestseller Classic 38 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Warum?«, fragte Monika konsterniert.
»Das kann ich Ihnen am Telefon nicht sagen. Bitte, geben Sie mir Gelegenheit, es Ihnen zu erklären.« Eine kleine Pause, und weil Monika nichts sagte, fuhr Carola hastig fort: »Vielleicht heute Mittag?«
»Wenn es so dringend ist«, erwiderte Monika verwirrt. »Ich muss zur Vorlesung.«
»Vielleicht ein Uhr im ›Goldenen Lamm‹? Das ist in der Nähe von der Uni.«
»Ja, ich kenne das Lokal«, erwiderte Monika.
»Danke«, und dann war es still in der Leitung. Monika legte bedächtig den Hörer auf. Was sollte das bedeuten? Warum wollte Carola Buchner sie sprechen? Sie war mehr verwirrt als neugierig und konnte sich dann auch kaum auf die Vorlesung konzentrieren. Sie saß zwischen einem dunkelhaarigen Mädchen, das eigentlich mehr wie ein Junge wirkte mit dem schmalen, herben, sommersprossigen Gesicht und der dunklen strengen Hornbrille vor den Augen, und einem jungen Mann, der mit seinem langen lockigen Haar eher wie ein Mädchen aussah.
Das Mädchen hieß Florentine, der Junge, der noch nicht sehr männlich war, Carlo. Es waren die beiden einzigen Kommilitonen, mit denen Monika einen wenn auch losen persönlichen Kontakt hatte.
»Du warst heute aber gar nicht bei der Sache, Moni«, sagte Carlo, als die Vorlesung beendet war.
»Kommst du heute zu meiner Party?«, fragte Florentine. »Natürlich kommst du mal, du versauerst ja, wenn du immer daheim herumhockst.«
»Vergiss nicht, dass Moni verlobt ist«, sagte Carlo.
»Ach, dieser fade Bursche«, meinte Florentine wegwerfend. »Sie muss erst mal Vergleiche ziehen, bevor sie urteilen kann. Wir können doch nicht zulassen, dass Moni blindlings ins Unglück stolpert.«
»Wieso ins Unglück?«, fragte Monika aggressiv.
»Stille Wasser sind tief«, sagte Florentine anzüglich. »Damit meine ich nicht dich, Moni, sondern deinen Willi. Einmal muss es ja gesagt werden.« Und als Monika sie bestürzt ansah, fügte sie versöhnlich hinzu: »Ich mag dich eben.«
»Du kennst Wilfried doch gar nicht«, sagte Monika.
»Denkste«, erwiderte Florentine.
»Misch dich da doch nicht ein, Flo«, sagte Carlo.
Monika legte den Kopf in den Nacken. »Soll das ein Komplott sein?«, fragte sie. »Ich habe jetzt keine Zeit. Ich bin verabredet.«
Etwas anderes wusste sie nicht zu sagen.
»Komm heute Abend, dann können wir uns mal aussprechen«, rief ihr Florentine nach. »Ich meine es wirklich nur gut, wenn es auch nicht so klingt.«
Monika eilte davon. Florentine wollte ihr nachlaufen, aber Carlo hielt sie fest.
»Das war etwas zu hart, meinst du nicht?«, fragte er.
»Jemand muss ihr doch mal die Augen öffnen«, sagte Florentine. »Ich mag sie wirklich, Carlo.«
»Ich mag sie auch, aber man kann ihr doch nicht wehtun.«
»Es ist besser, wenn ihr jetzt die Augen geöffnet werden, nachher ist es zu spät. Es langt schon, dass ihr Vater so ein Saukerl ist.«
Mit harten, unverblümten Worten sparte sie nicht. Nichts in ihrem Benehmen, ihrer Kleidung, ihrem ganzen Auftreten ließ darauf schließen, dass ihr Vater zu den ganz Prominenten zählte, vor denen alle dienerten. Nur seine Tochter nicht.
Bei Florentine war der Abnabelungsprozess vom Elternhaus so weit gegangen, dass sie sich schwerhörig stellte, wenn man sie fragte, ob sie mit dem Baulöwen Häussler verwandt sei. Dann brachte sie es fertig, ihren Vater zu verleugnen, obgleich sie sich familiär mit ihm weit besser verstand, als Monika sich je mit ihrem Vater verstanden hatte. Florentine wollte nur nicht als die Tochter ihres einflussreichen Vaters bewertet werden.
Sie hatte ihre eigene Wohnung und auch ihren eigenen Freundeskreis. Sie lebte ihr Leben, und das war ein sehr bewusstes Leben. Sie hatte sich in jungen Jahren bereits zu einer Persönlichkeit entwickelt, und das wohl auch deshalb, weil ihr Vater ihr keine Schranken setzte.
Über Herbert Richter und auch über Monikas Verlobten wusste sie mehr, als sie bisher verlauten ließ, aber nun hatte sie sich doch nicht mehr beherrschen können. Sie hatte Monika einfach zu gern.
»Vielleicht kommt sie nun doch heute Abend«, sagte Florentine zu Carlo. »Wenn nicht, sehe ich ganz schwarz für sie. Über kurz oder lang wird sie doch erfahren, mit wem ihr Vater sich eingelassen hat, und dann kommt das dicke Ende nach. Man muss ihr doch wenigstens das Gefühl geben, dass sie Freunde hat, Carlo.«
*
Sie ahnten nicht, wie bald Monika wirklich gute Freunde brauchen könnte. Carola Buchner jedenfalls brachte Monika keine freundschaftlichen Gefühle entgegen.
Sie war schon im »Goldenen Lamm« und wartete ungeduldig auf Monikas Erscheinen. Sie war hübsch genug, um Männerblicke auf sich zu ziehen. Sie hatte ein gewisses Etwas, das aufreizend auf Männer wirkte, obgleich sie das zumindest jetzt nicht beabsichtigte.
»Vielen Dank, dass Sie gekommen sind, Fräulein Richter«, sagte sie zur Begrüßung. »Ich muss mich kurz fassen, da meine Mittagspause bald zu Ende ist.«
»Ich konnte leider nicht früher hier sein«, erwiderte Monika. »Worüber wollten Sie mit mir sprechen?«
»Über Wilfried.«
Monikas Augen weiteten sich staunend. Begreiflicherweise war sie befremdet, dass Carola ihren Verlobten beim Vornamen nannte. Ein Kribbeln rann über ihren Rücken.
»Über Wilfried?«, wiederholte sie fragend.
»Sie sind erstaunt«, sagte Carola ironisch, »er hat natürlich nicht erwähnt, dass wir früher befreundet waren, nicht einmal das.«
»Es ist mir neu«, erwiderte Monika steif, »aber Sie haben sicher einen Grund, mich davon in Kenntnis zu setzen.«
»Ja, gewiss, einen sehr triftigen Grund. Die Verlobung mit Ihnen kam durch Vermittlung Ihres Vaters zustande, weil er sich Chancen bei Ihnen ausrechnete. Es war für Wilfried natürlich ein verlockendes Angebot. Zu eigenen Entschlüssen ist er ja nicht fähig. Immerhin kam er von mir nicht los. Der langen Rede kurzer Sinn: Ich erwarte ein Kind.«
Monika war wie erstarrt. Augenblicklich empfand sie gar nichts. Es war wie ein betäubender Schlag gewesen, der aber keinen Schmerz verursachte.
»Es musste wohl gesagt werden«, tönte Carolas Stimme an ihr Ohr.
»Ja, das musste wohl gesagt werden«, erwiderte Monika tonlos. »Es wäre wohl besser gewesen, ich hätte es von Wilfried erfahren.«
»Er weiß es noch nicht. Unter gewissen Voraussetzungen wäre ich auch bereit, es ihm zu verschweigen.«
»Unter welchen Voraussetzungen?«, fragte Monika.
»Dass ich und das Kind finanziell abgesichert