Dr. Norden Bestseller Classic 38 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Bestseller Classic 38 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden Bestseller Classic

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      »Ihnen würde jedenfalls eine Blamage erspart bleiben«, erklärte Carola kühl.

      »Sie meinen, dass ich ihn unter diesen Umständen noch heiraten würde? Sie können ihn gernhaben«, erwiderte Monika eisig.

      Fassungslos blickte Carola Monika an. »Es macht Ihnen gar nichts aus?«

      »Nein, es macht mir überhaupt nichts aus.«

      »Es scheint Sie auch nicht zu interessieren, dass Ihr Vater dieses Arrangement traf, um mich von Wilfried zu trennen.«

      »Nein, auch das interessiert mich nicht«, sagte Monika gleichmütig, obgleich heißer Zorn in ihr emporstieg. »Wir können diese Unterhaltung beenden. Es wäre angebracht, wenn Sie Herrn Schaeffers baldmöglichst von diesem Gespräch informieren.«

      Sie stand auf und ging, und nun war es Carola, die wie erstarrt sitzen blieb.

      So springen sie also mit mir um, dachte Monika. So, als wäre ich eine Marionette, die man nur zu dirigieren braucht.

      Zorn auf sich selbst erfasste sie nun. Was hatte sie denn für Wilfried empfunden? Eigentlich nichts, wenn sie es nun nüchtern überlegte. Es war ja nicht ihre Entscheidung gewesen, sich mit ihm zu verloben. Sie hatte sich so schrecklich einsam gefühlt nach dem Tod ihrer Mutter.

      Wilfried war ein netter, höflicher, zurückhaltender junger Mann, der ihr in keiner Weise zu nahe getreten war.

      Verliebt war sie noch nie gewesen. War sie überhaupt tiefer Gefühle fähig?

      Auch das fragte sie sich jetzt, während sie durch die Straßen lief. Was für ein Mensch war ihr Vater eigentlich? Ein so tiefer Widerwillen erfüllte sie plötzlich, dass ihr ganz schlecht wurde.

      Dann stand sie vor ihrem Wagen und wusste gar nicht, wie sie dorthin gelangt war. Dem Wirrwarr ihrer Gefühle folgte eine entsetzliche Gleichgültigkeit. Sie setzte sich ans Steuer und fuhr los. Sie konzentrierte sich ganz auf den Verkehr, um nicht weiter nachdenken zu müssen.

      Sie fuhr hinaus aus der Stadt, hin zum Friedhof, auf dem ihre Mutter ihre letzte Ruhestätte gefunden hatte. Sie musste einen Entschluss fassen, wie sie ihr Leben nun künftig gestalten wollte. Vielleicht war hier, in dieser Stille, diesem Frieden, der richtige Platz.

      »Du hast es gut, Mutti«, sagte sie leise, »du weißt nichts mehr von diesem Elend. Doch wer weiß, was du gelitten hast, ohne dass du es mir sagtest, ohne dass ich eine Ahnung hatte.«

      Ja, wie mochte ihr Vater gewesen sein, als die geliebte Mutti ihn kennen lernte, als sie so jung war wie sie, Monika, jetzt auch gerade war.

      War er auch ein höflicher, zurückhaltender Mann gewesen? Hatte er auch eine reiche Mitgift im Auge gehabt? Hatte er sich erst später so verändert?

      Tränen strömten über Monikas Wangen. Es war zu schrecklich zu denken, dass Ehen aus solchen Motiven geschlossen wurden, und dass sie selbst auch solche Ehe eingegangen wäre, wenn ihr Carola Buchner nicht reinen Wein eingeschenkt hätte. Eigentlich musste sie ihr doch dankbar sein, dass sie ihr die Augen geöffnet hatte.

      Es war nicht so, dass sie über Wilfried enttäuscht war. Nein, zu ihrer Verwunderung war das nicht der Fall. Es war nur so schrecklich demütigend gewesen. Aber hätte sich nicht schon damals ihr Stolz regen müssen, als ihr Vater diese Verlobung forcierte? Hätte sie sich nicht da schon auflehnen müssen?

      Warum nur hatte sie es nicht getan?

      Lange blieb sie auf der Bank sitzen. Vögel zwitscherten, Eichhörnchen sprangen munter zwischen den Bäumen herum. Sonst hatte Monika immer ihren Spaß an ihnen, wenn sie ganz nahe kamen, und sie hatte auch stets einige Haselnüsse dabei.

      Heute war alles anders. Die Welt hatte sich für Monika verändert. Sie sah die Menschen mit anderen Augen, denn sie war sich ihrer eigenen Persönlichkeit bewusst geworden.

      Und nun dachte sie an Florentines Einladung. Noch ein kurzer Kampf mit sich selbst, dann war sie entschlossen, zu dieser Party zu gehen.

      Sie fuhr nach Hause. Sie sah den morschen, verwahrlosten Zaun am Nebengrundstück, und in einer jähen, zornigen Aufwallung riss sie eine lose Latte ganz heraus.

      Sie verspürte einen stechenden Schmerz, dann Blut, das an ihren Fingern herunterfloss. Es war nicht nur ein Schiefer in ihre Hand gedrungen wie bei Melanie, sondern ein rostiger Nagel hatte ihr einen tiefen Riß zugefügt.

      Einmal hatte sie gelesen, dass ein Mann gestorben war, weil er sich mit einem rostigen Nagel verletzt hatte, und ihr kam der Gedanke, was wohl ihr Vater sagen würde, wenn es ihr ebenso ergehen würde.

      Aber nein, so einfach wollte sie es ihm und auch sich selbst nicht machen. Sie wollte schon noch beweisen, dass sie nicht einfach ein törichtes Mädchen war, das sich herumschubsen ließ.

      Sie ging gar nicht erst ins Haus, sondern nahm aus ihrem Verbandskasten eine Mullbinde, die sie um die Hand schlang. Dann fuhr sie zu Dr. Norden.

      *

      Dr. Daniel Norden hatte eben seine Sprechstunde beendet und wollte nun noch Hausbesuche machen, als Monika kam.

      Er kannte sie, aber schon längere Zeit hatte sie keine ärztliche Hilfe nötig gehabt. Er konnte vorerst nur feststellen, dass sie sich äußerlich nicht viel verändert hatte. Noch genauso jung sah sie aus.

      Sie hielt ihm die Hand entgegen. »Nanu, was haben wir denn da gemacht?«, fragte er.

      »An diesem verfluchten Zaun habe ich mich verletzt«, stieß sie erbittert hervor. »Ihnen muss er doch auch ein Dorn im Auge sein, wie allen andern auch.«

      Dr. Norden war ein guter Menschenkenner. Er spürte, dass sie mit diesen Worten auch noch andere Aggressionen abreagieren wollte.

      »Die kleine Dondl hat sich auch einen Splitter eingezogen, aber bei Ihnen sieht es schon noch ein bisschen schlimmer aus, Fräulein Richter«, sagte er. »Sie wussten doch, wie leicht man sich daran verletzen kann.«

      »Mich hat die Wut gepackt«, gab sie zu. »Aber jetzt werde ich selbst etwas unternehmen. Ich bin nicht mehr still. Ich lasse mich nicht mehr ducken.« Sie schluchzte trocken auf, und er spürte, dass es mehr der seelische Schmerz war als der körperliche, der diesen Ausbruch herbeiführte.

      Regungslos ließ sie über sich ergehen, was er tun musste, um sie vor nachhaltigen Folgen zu bewahren. Die Tetanusspritze schien sie gar nicht zu spüren. Als er die Hand sorgfältig verbunden hatte, fragte er: »Was kann ich noch für Sie tun?«

      »Jetzt nichts«, erwiderte sie leise. »Ich habe mich aufgeregt. Entschuldigen Sie bitte, wenn ich ausfallend wurde.«

      »Na, so schlimm war das doch nicht. Man kann nicht alles hineinschlucken, man soll es auch nicht. Aber seien Sie nicht so zornig, dass Sie den ganzen Zaun einreißen.«

      Das Blut stieg wieder in ihre blassen Wangen. »Ich lasse mich sonst nicht so schnell gehen«, sagte sie leise. »Ich schäme mich.«

      »Sie brauchen sich nicht zu schämen«, sagte Daniel.

      »Ich schäme mich für meinen Vater. Es ist erbärmlich, wie er diese Menschen behandelt. Aber ich werde nicht mehr zusehen.«

      Sie

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