Mami Jubiläum 4 – Familienroman. Jutta von Kampen

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Mami Jubiläum 4 – Familienroman - Jutta von Kampen Mami Jubiläum

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freut sich nicht auf die Schule!«, erzählte Donata vergnügt, als sie wieder einmal aus dem Kindergarten heimkam.

      »Ja, das hat mir Tante Jo schon erzählt«, erwiderte Rosaly lächelnd.

      »Du freust dich?«, erkundigte sich Felix bei der großen Schwester.

      »Und wie!«, gab die stolz zur Antwort. »Da lerne ich lesen und schreiben.«

      Felix runzelte die glatte Kinderstirn. Ihn reizte das eigentlich nicht.

      »Gehst du dann gar nicht mehr in den Kindergarten?«, fragte er besorgt.

      »Pah! Das ist nur für kleine Babys wie dich!«, war die großartige Antwort.

      Felix sah Hilfe suchend zu seiner Mutter hin.

      »Felix ist schon lange kein Baby mehr!«, verteidigte die ihn. »Und ich bin sehr froh, dass er nicht auch schon in die Schule gehen muss!«

      Felix streckte seiner Schwester die Zunge heraus, die rümpfte überlegen ihr Näschen, und dann kamen wieder einmal die schwerwiegenden Überlegungen, was man am ersten Schultag anzog: wenn die Sonne schien, wenn es sehr heiß war, wenn es regnete, wenn es kalt war und wenn es sehr kalt war.

      Felix fand es doof, dass man nur mehr von der Schule redete. Besonders, wenn sie noch nicht einmal angefangen hatte! Im Kindergarten waren noch andere Kinder wie er, die noch nicht zur Schule mussten. Aber dann zu Hause! Und in den Ferien, in denen auch der Kindergarten geschlossen hatte, bei Oma und Opa, da redete die Donata wie ein Wasserfall und nur über die blöde Schule. Er fand sie jetzt schon richtig blöd!

      Endlich war es so weit.

      Die Sonne schien und Donata durfte das neue Tegernseer Dirndl anziehen, das die Oma ihr für diesen feierlichen Anlass geschenkt hatte. Die ganze Familie begleitete sie zu diesem Ereignis. Donata ging zwischen ihren Eltern. Auch Felix, der heute erst später in den Kindergarten ging, war dabei. Er beobachtete an der Hand der Mutter die vielen anderen Kinder, die mit ihren Eltern zusammen im Schulhof standen.

      Die kleinen Mädchen mit ihren Schultüten waren herausgeputzt, und auch die Buben waren zumindest jetzt noch sehr sauber. Felix stellte fest, dass die kleinen Mädchen aufgeregt quasselten und kicherten und um sich schauten, während die Buben stumm dastanden, vor sich hinstarrten und einige weinten sogar. Auch der Benedikt weinte, aber nur ein bisschen.

      Felix fand das sehr bedenklich. Die Schule war offensichtlich in erster Linie für Mädchen.

      Auf einmal kam Bewegung in die Menge.

      Vor dem Haupteingang stand ein Herr, der die ganze Zeit geredet hatte, Felix hatte ihm allerdings nicht zugehört. Er hatte zu viel zu tun, alles zu beobachten.

      Jetzt mussten die Erstklässler das Schulhaus betreten – und die Eltern blieben zurück.

      Auch den meisten Mädchen verging nun das Lachen, stellte Felix fest. Da waren ein paar Freundinnen, die sich an der Hand nahmen und zusammen hineingingen. Donata sah sich um, konnte aber kein bekanntes Gesicht entdecken – nur Benedikt. Sie sah, wie Tante Jo ihr winkte und dann auf Benedikt einredete. Aber der schüttelte wild den Kopf: er wollte nicht mit einem Mädchen zusammen das Schulhaus betreten! Er war blöd. Sie hatte sich das schon immer gedacht.

      Trotzdem, im Augenblick wäre es ihr lieber gewesen … Sie sah zu ihren Eltern auf: Mami hatte Tränen in den Augen! Und auch Papi lächelte so verkrampft.

      »Tschüs! Bis später!«, rief sie, drehte sich schnell um und rannte weg. Dass ihr auch etwas Nasses über die Wange lief, lag bestimmt nur an dem grellen Sonnenlicht!

      »Jetzt hat sie auch geweint!«, stellte Felix triumphierend fest.

      »Es ist ja auch sehr aufregend, wenn die Kinder groß werden und zur Schule gehen!«, sagte Rosaly und putzte sich die Nase, wie verschiedene andere Mütter auch.

      Jo und Franz Kellner kamen auf sie zu.

      »Ja, wir werden alt!«, sagte Franz und seufzte.

      »Du hast es gut! Du hast noch Felix!« Auch Jo seufzte.

      »Aber sie kommt doch mittags heim?«, fragte Felix entsetzt.

      Alle lachten.

      »Natürlich kommt sie jeden Tag nach Hause!«, versicherte Georg seinem Sohn.

      »Darf ich dann heute auch mittags aus dem Kindergarten heim?«, bettelte Felix.

      »Klar«, stimmte sein Vater sofort zu. »Ich komme auch heim. Wir wollen doch alle wissen, wie der erste Schultag war!«

      *

      Donatas Lehrerin war uralt. Sie sah noch viel älter aus als Oma und Opa. Sie war dünn, hatte einen grauen Knoten und eine Brille. Sie war sehr freundlich, aber Donata hätte lieber den jungen Lehrer gehabt, der die Parallelklasse unterrichtete, in der Benedikt war.

      »Guten Morgen, Kinder!«, sagte das Fräulein. »Ich bin Frau Grimm. Wenn ich euch begrüße, dann müsst ihr mir antworten: Guten Morgen, Frau Grimm! Also!«

      »Na, schön. Bestimmt geht es besser, wenn ihr erst einmal in euren Bänken sitzt. Jetzt sucht sich jeder einen vorläufigen Platz.«

      Die Kinder schubsten sich herum, und natürlich wollten die, die sich kannten, nebeneinandersitzen.

      Donata hatte sich ein schwarzes Mädchen ausgesucht. Das Mädchen hatte seine kurzen krausen Haare zu zahllosen Zöpfchen geflochten, die von seinem Kopf abstanden. An jedem Zöpfchen war eine Schleife in einer anderen Farbe. Donata fand die Frisur toll.

      »Willst du dich zu mir setzen?«, fragte sie.

      Das Mädchen nickte und lachte sie an und Donata strahlte zurück.

      »Ich heiße Donata!«, stellte sie sich vor.

      »Ich heiße Mia«, erwiderte ihre erwählte Banknachbarin, und dann suchten sie sich einen Platz.

      »Habt ihr jetzt alle einen Platz?« Frau Grimm schaute genau. »Gut. Dann üben wir gleich nochmals.« Sie ging zur Tür, tat als würde sie hereinkommen. »Guten Morgen, Kinder!«

      »Guten Morgen, Frau Grimm!«

      »Das hat schon ganz gut geklappt!«, lobte sie. »Aber natürlich müsst ihr aufstehen. Das erfordert die Höflichkeit. Also noch mal!« Dieses Mal gab es nichts mehr auszusetzen. »So. Und hier habe ich eine Liste, auf der eure Namen stehen. Ich lese den Namen, und der- oder diejenige steht auf. Das ist, damit ich euch kennenlerne. Ich muss mir ja eine ganze Menge Namen merken: fast dreißig!« Sie schüttelte den Kopf. »Ihr habt es leichter – ihr braucht euch nur meinen zu merken.«

      »Mia Adams!«

      Das schwarze Mädchen stand als Erste auf.

      »Mia. Ist das der ganze Name oder heißt du eigentlich ›Maria‹.«

      Das Mädchen kicherte und erwiderte verlegen: »Ich glaube nicht. Ich heiße – Mia!«

      »Hm!« Frau Grimm musterte sie streng durch ihre Brille. Offenbar fand sie noch mehr an ihr auszusetzen. »Sag deiner Mutter, dass ich sie sprechen möchte!

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