Butler Parker 108 – Kriminalroman. Günter Dönges
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Während sie sich angeblich für die Titel interessierte und hin und wieder einen Band aus den Regalen zog, sah sie sich genauer um. Ihr Blick fiel natürlich sofort auf die hintere Tür, auf die ein Spiegel montiert war. Diesem Spiegel traute Kathy nicht. Sie hatte irgendwie das Gefühl, daß dieser Spiegel von der anderen Seite aus durchsichtig war, um die Kunden in aller Ruhe beobachten zu können.
Links von dieser Tür führte eine alte, eiserne Wendeltreppe hinauf ins Obergeschoß. Auf den Stufen dieser an sich schmalen Wendeltreppe stapelten sich Bücher, die den Durchgang nur noch enger und schwieriger machten.
Im übrigen hatte Kathy schnell herausgefunden, daß dieser Buchladen keine echten Kostbarkeiten bibliophiler Art anzubieten hatte. Es handelte sich überwiegend um Ramsch, der aus Lagerbeständen großer Buchclubs stammte.
Sie entschied sich für einen Bildband französischer Impressionisten und schaute sich dann hilflos nach allen Seiten um, als suche sie nach der Bedienung. Dabei glitten ihre Augen gespielt ahnungslos über den großen Spiegel an der Tür.
Sie rief mit leiser Stimme »Hallo« Und ging dann zur Wendeltreppe. Als sie die ersten Stufen hinter sich hatte, wurde die Spiegeltür plötzlich schwungvoll geöffnet. Ein junger Mann von etwa dreißig Jahren erschien auf der Bildfläche und strahlte Kathy an. Er trug einen saloppen Anzug und keine Krawatte. Er war von einem ausgeprägten Whiskydunst umgeben.
»Kann ich bei Ihnen mein Geld loswerden?« fragte Kathy burschikos.
»Immer«, erwiderte der junge Mann, der gut aussah, »und in jeder Menge.«
»Sind Sie Mister Finlay?« fragte Kathy weiter und beschrieb mit ihrer rechten Hand einen Kreis, der den ganzen Buchladen umfaßte.
»Haargenau, Bob Finlay.«
»Dann müßten Sie mir eigentlich sagen können, wo ich die zeitgenössische Kunst finde, Mister Finlay.«
»Die hat zur Zeit Ausgang«, sagte Bob Finlay und lachte amüsiert auf. »Hier bei mir ist nicht viel los, ich glaube, ich werde die Bude dichtmachen.«
»Na ja, bei dem Angebot.« Kathy wies auf die Regale und deren Füllung.
»Macht ja nichts«, redete Finlay gelassen weiter. »Ich denke, ich werde hier ’ne kleine Kunstbar aufziehen. Kunst und Whisky, das dürfte die bessere Mischung sein. Sie verstehen was von Büchern?«
»Die Staatsbibliothek würde mich bestimmt nicht engagieren.« Kathy ging gekonnt auf den munteren Ton ein.
»Wer würde Sie denn engagieren?« fragte Finlay. Seine freundlichen Augen musterten sie abschätzend.
»Einer, der verkaufen will, darin bin ich ’ne Kanone.«
»Und was verkaufen Sie im Moment?«
»Meine Arbeitskraft«, gab sie zurück. »Mich, wenn Sie so wollen, ich bin zur Zeit ohne Job.«
»Aber Mädchen«, sagte Finlay vertraulich, »dann hat das Schicksal uns doch glatt zusammengeführt. Warum fangen Sie nicht bei mir an?«
»Als was?« Kathy gab den abschätzenden Blick zurück.
»Als Verkäuferin. Und wenn ich hier umgebaut habe, können Sie sich ja entscheiden, ob Sie bleiben wollen.«
Kathy hielt genau die richtige Waage zwischen Koketterie und mißtrauischer Zurückhaltung. Sie erkundigte sich nach dem möglichen Wochenlohn, intensiv nach ihrer Freizeit und stimmte keineswegs begeistert zu.
»Ich muß mir die Sache gründlich überlegen«, sagte sie schließlich. »Vielleicht komme ich wieder vorbei.«
»Ihre Adresse müssen Sie mir aber auf jeden Fall hierlassen«, drängte Bob Finlay.
Kathy Porter geriet dadurch keineswegs in Verlegenheit, sie hatte eine Adresse parat und diktierte sie ihm. Als sie den kleinen Buchladen verließ, wußte sie, daß der Mann ihr sehr nachdenklich mit seinen Blicken folgte. Bob Finlay mochte nämlich alles sein, aber Buchhändler war er nicht.
Während Kathy zur nächsten Untergrundbahnstation schlenderte und sich dabei viel Zeit nahm, fand sie schnell heraus, daß sie von einem kahlköpfigen, großen und hageren Mann beschattet wurde. Diesen Verfolger konnte ihr nur Bob Finlay auf den Hals gehetzt haben.
*
Der Überfall auf Thomas Leaming und Edith Cilham war zu einer Stummfilmgroteske geworden.
Das Gaunerpaar, in mehr als leichter Kleidung, kämpfte gegen genußvolle Flohstiche an, die beiden jungen Profis hatten sich inzwischen ebenfalls teilentkleidet. Ein neutraler Beobachter hätte an Vorbereitungen zu geplantem Gruppensex gedacht.
Bei dem Veitstanz der vier Personen war der Tisch umgestürzt. Der Inhalt aus dem Aktenkoffer hatte sich über den Boden verteilt. Die vier Gauner waren von Papierschnitzeln umgeben.
»Woher habt ihr eigentlich von den hunderttausend Pfund gewußt?« fragte Thomas Leaming und kratzte sich am linken Schulterblatt, was für ihn einige Verrenkungen bedeutete.
»Beziehungen«, erwiderte der Profi, und rieb sich seine Fischaugen, »und ihr?«
»Beziehungen«, erwiderte Thomas Leaming und bearbeitete intensiv seinen Hals, wo ein Floh fündig geworden war, jetzt aber schleunigst weghüpfte und sich unter der linken Achsel niederließ.
»So geht’s ja nicht.« Der Profi, auf dessen Nasenrücken sich die Narbe befand, kehrte zur Realität zurück. Er hielt plötzlich wieder seine Schußwaffe in der Hand, doch auch Thomas Leaming war nicht gerade schlecht. Er nahm seinerseits eine Schußwaffe in die Hand und scheuerte damit seinen Rücken gekonnt gegen die Couchecke.
»Seid ihr wahnsinnig?« Edith Cilham stellte die Frage und benutzte ihr Kleid als Frottiertuch, um einige Hüpflinge zu vertreiben. »Wollt ihr euch gegenseitig umbringen?«
»Da hat sie eigentlich recht«, fand das Fischauge. »Reingelegt worden sind wir alle!«
»Warum tun wir uns nicht zusammen?« fragte Edith Cilham weiter und verscheuchte einen Floh, der über ihren linken Oberschenkel nach oben springen wollte. »Oder arbeitet ihr nicht auf eigene Rechnung?«
»Nee«, sagte das Fischauge vorsichtig. »Aber was die Zusammenarbeit anbetrifft, könnte man ja mal nachfragen.«
»Zumal hier nichts zu holen ist«, meinte Thomas Leaming und richtete seinen Blick auf einen bräunlichschwarzen Punkt, den er in den Haaren seines Unterschenkels entdeckt hatte.
Blitzschnell schlug er mit der freien Hand zu, verfehlte natürlich den wegspringenden Floh und erhielt gleichzeitig einen etwas bösartigen Fußtritt von der Narbennase. Er verlor die Schußwaffe und löste damit das Patt auf, das bis jetzt geherrscht hatte.
»Das war verdammt gemein«, fauchte Edith wütend und vergaß für einen Moment die Anwesenheit der Flöhe.
»Ob gemein oder nicht, Süße, Hauptsache, wir sind wieder am Drücker.« Die Narbennase lächelte schmallippig. »Jetzt mal raus mit der Wahrheit! Woher habt ihr von den Moneten gewußt. Redet,