Butler Parker 143 – Kriminalroman. Günter Dönges
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»Das Greifen nach einer Waffe würde ich als unfreundlichen Akt gegen meine Wenigkeit werten«, erklärte Parker dann in Richtung Torrings, der vorsichtig seine Schreibtischlade aufziehen wollte.
»Nein, nein, schon gut«, verteidigte sich William Torrings. »Sie sehen das falsch. Ich wollte keine Waffe ziehen.«
»Wie schön für Sie, Mr. Torrings. Kommen wir zurück zum Schuldschein. Sie sollten sich tunlichst nicht länger zieren, wenn ich es so ausdrücken darf.«
William Torrings hatte eingesehen, daß dieser Besucher wohl doch zu scharf aufpaßte. Er legte also wieder die Hände auf den Tisch und zeigte Bereitschaft zur Mitarbeit. Er langte vorsichtig nach dem Schuldschein, den Josuah Parker sich erst mal genau ansah. Dann legte William Torrings den Schein in den großen Aschenbecher und zündete ein Streichholz an. Nach wenigen Augenblicken war das Stück Papier verbrannt.
»Sie können gehen«, meinte Parker und widmete sich dem Mann, der erstaunt und ängstlich zugleich diese Szene verfolgt hatte, »Sie brauchen keineswegs zu unterschreiben. Sehe ich dies richtig, Mr. Torrings?«
»Das geht in Ordnung«, antwortete der Gangsterchef gereizt, »hauen Sie ab, Mann, und pumpen Sie mich nie wieder an!«
»Diesem Rat würde ich allerdings unbedingt Folge leisten«, riet Josuah Parker dem Schuldner, der gerade langsam zur Tür ging, um dann plötzlich loszulaufen. Er war noch mal davongekommen und begriff es erst jetzt so richtig.
»Nun zu Ihnen, Mr. Torrings«, sagte Butler Parker, »als Gesprächspartner schlage ich einen gewissen Mr. Ken Brixham vor.«
*
»Was ist mit Brixham?« fragte der Gangsterchef und ließ nicht erkennen, ob dieser Name ihm etwas sagte. »Ich kenne ihn kaum. Ich weiß natürlich, daß es ihn gibt, aber das ist auch bereits alles.«
»Einige zusätzliche Informationen könnten von Wert sein, Mr. Torrings«, meinte Josuah Parker.
»Er macht in Glücksspiel und Buchmacherei, ein kleiner Fisch«, lautete die etwas verächtliche Antwort, »hat er etwa behauptet, wir würden Zusammenarbeiten?«
»Keineswegs und mitnichten, Mr. Torrings.« Parker hatte das Gefühl, daß ihm die Wahrheit gesagt wurde. »An wen sollte man sich wenden, um mehr über Mr. Brixham in Erfahrung bringen zu können?«
»Was ist denn mit ihm?« tippte Torrings neugierig an.
»Dazu vermag ich aus bestimmten Gründen zur Zeit nichts zu sagen«, entgegnete der Butler, um die Neugier des Gangsterchefs zusätzlich anzustacheln, »Mr. Brixham scheint sich auf Geschäfte eingelassen zu haben, die man ihm bisher wohl kaum zugetraut haben dürfte,«
»Ken Brixham?« Zweifel lag in William Torrings’ Stimme. »Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.«
»Mr. Brixham scheint das zu sein, was man einen Spätentwickler nennt«, erwiderte Josuah Parker ausweichend, »darf ich Sie daran erinnern, daß Sie meiner bescheidenen Wenigkeit einen Hinweis geben wollten?«
»Warum sehen Sie sich nicht in seinem Laden um, Mr. Parker?« wollte Torrings wissen. »Er hat doch ein kleines Briefmarkengeschäft, gar nicht weit von hier.«
»Mit einer halbwegs genauen Adresse wäre meiner Person ungemein geholfen.«
William Torrings hatte diese Adresse zur Verfügung und nannte sie auch. Parker lüftete dankend die schwarze Melone und ging zurück. Torrings starrte ihm nach und hätte liebend gern die Schreibtischlade aufgezogen, doch er traute sich nicht. Inzwischen erinnerte er sich sehr genau an diesen Butler Parker, dessen Name in der Unterwelt mit großem Respekt genannt wurde.
»Noch etwas, Mr. Torrings«, sagte der Butler und wandte sich noch mal um, ›vergessen Sie tunlichst, daß ich mich sei Ihnen nach Mr. Ken Brixham erkundigt habe. Gehen auch Sie diesen Dingen nicht nach!«
»Ich werde mich hüten«, schwindelte Torrings, der genau das Gegenteil plante, »hat er denn ’ne dicke Sache angekurbelt? Wird er bereits von der Polizei gesucht? «
»Das auch«, erwiderte Parker bewußt vage, »aber wie gesagt, vergessen Sie meinen Besuch, wenn ich raten darf...«
Ohne angehalten zu werden, schritt Josuah Parker durch den Korridor, stieg über die beiden Türwachen, die sich gerade wieder andeutungsweise regten, und suchte dann sein hochbeiniges Monstrum auf, das auf einem nahen Parkplatz stand. Dabei handelte es sich um seinen Privatwagen, der vor vielen Jahren tatsächlich mal als reguläres Taxi gedient hatte. Parker hatte diesen unscheinbaren, eckigen Wagen erworben und nach seinen sehr eigenwilligen Vorstellungen umbauen lassen.
Im Fond saß Mike Rander, der den Butler neugierig ansah.
»Hat der Fisch angebissen?« fragte der Anwalt, als Parker am Steuer Platz nahm.
»Dies, Sir, dürfte sich bald heraussteilen«, antwortete Josuah Parker, »ich war allerdings so frei, ein elektronisches Übertragungsgerät zu installieren.«
»Ein vornehmer Ausdruck für eine Wanze, Parker.« Mike Rander lächelte amüsiert.
»Mr. Torrings telefoniert bereits«, meldete Parker, der das normal aussehende Radio eingeschaltet hatte. Aus dem Lautsprecher war tatsächlich William Torrings’ Stimme zu hören, der sich mit einem gewissen Norman Horley unterhielt.
»Dieser kleine Pinscher will ein großes Ding abgezogen haben?« wunderte sich Horley, der von Torrings mal mit Vor-, dann wieder mit Zunamen angeredet wurde. »Nee, kann ich mir einfach nicht vorstellen. Aber wenn dieser verdammte Butler schon loszieht und sich nach ihm erkundigt, dann muß was dran sein an der Sache. Ich werd mal meine Fühler ausstrecken, Torrings.«
*
»Ich hätte mir selbstverständlich diesen Briefmarkenladen angesehen«, verkündete die Detektivin grimmig, »und ich hätte auch garantiert wichtige Spuren entdeckt.«
»Dieser kleine Laden ist längst von Beamten der Sicherheitsdienste auf den Kopf gestellt worden, Mylady«, antwortete Mike Rander, »für uns war da nichts mehr zu holen. Norman Horley ist wichtiger.«
»Das sage ich ja«, schnappte sie sofort zu, ohne auch nur andeutungsweise zu erröten, »dieser Name kommt mir sehr bekannt vor. Mr. Parker, bringen Sie mich auf die richtige Spur.«
»Mr. Norman Horley, Mylady, ist ein Gangster, der bereits zur unteren Spitzenklasse der Unterwelt gerechnet werden muß«, antwortete Parker höflich, »Mylady wissen ferner, daß Mr. Horley auf den Sachgebiet der Nötigung und Erpressung tätig ist.«
»Richtig, jetzt habe ich es wieder«, behauptete die Lady, obwohl sie mit dem Namen überhaupt nichts anzufangen wußte, »kommt er als Hintermann dieses U-Boot-Entführers in Betracht? Wie denke ich darüber, Mr. Parker?«
»Auch Mr. Horley dürfte darüber kaum informiert gewesen sein«, entgegnete der Butler, »seine ehrliche Überraschung wurde von der Elektronik eindrucksvoll vermittelt.«
»Gibt es Neuigkeiten von der Flotte?« erkundigte sich Mike Rander.
»Nichts«,