Butler Parker 124 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker 124 – Kriminalroman - Günter Dönges Butler Parker

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Sie mir nach«, rief der Mann ihm zu. »Der Chef ist da drüben in einem Magazin.«

      Er kümmerte sich nicht darum, ob Parker einverstanden war oder nicht. Er setzte sich einfach in seinen Wagen und fuhr los. Parker folgte dem jungen Mann, der ihm immer unsympathischer wurde. Er hielt ihn für eine Giftschlange, die nur darauf wartete, ihr Gift loswerden zu können.

      Die Fahrt dauerte nicht lange und führte an grauen Lagerschuppen und Magazinen vorbei. Der Verkehr war recht beachtlich. Sattelschlepper, normale Lastwagen und Container-Trucks kurvten allenthalben herum. Das Tuten kleiner Schlepper war zu vernehmen, das Kreischen von Seilwinden und das metallische Röhren der Kräne. An den Kais hatten große und kleine Frachter festgemacht, die entweder be- oder entladen wurden. Eines stand fest, wenn hier ein schallgedämpfter Schuß abgefeuert wurde, so ging dieses tückische »Plopp« mit Sicherheit im Lärm unter.

      Foldex steuerte den Morris durch das geöffnete Tor eines Lagerschuppens. Parker folgte weiter, aber er schaltete auf allergrößte Wachsamkeit um. Seine innere Alarmanlage meldete sich leise, ein sicheres Zeichen dafür, daß Gefahr drohte.

      Foldex stieg aus.

      Er zündete sich eine Zigarette an und lehnte gegen den Wagen. Er grinste Parker überlegen an. Foldex schien zu spüren, wie vorsichtig der Butler war.

      Josuah Parker stieg aus. Das geschah mit einiger Umständlichkeit, die aber nicht sonderlich auffiel und wohl mit dem langen Covercoat zusammenhing, den er trotz der nicht geraden tiefen Temperaturen trug. Parker rückte sich die schwarze Melone zurecht, legte den Universal-Regenschirm über den linken Unterarm und begab sich gemessen hinüber zu Foldex.

      Er hatte ihn noch nicht ganz erreicht, als Foldex blitzschnell zur Schulterhalfter griff, seinen Revolver zückte und auf Parker schoß. Der Butler fühlte den ungemein harten Schlag gegen die linke Brustseite, einen zweiten Schlag gegen den Leib und sackte dann in sich zusammen.

      Er blieb regungslos auf dem schmutzigen Zementboden liegen ...

      *

      Herb Foldex lächelte tückisch und ging langsam auf den am Boden liegenden Butler zu, ließ ihn dabei aber nicht aus den Augen. Daß er getroffen hatte, war ihm klar. Er wußte nur zu gut, daß er ein erstklassiger Schütze war. In diesem Fall hatte er auf das Herz und auf den Leib des Butlers gehalten. Der Tod mußte sofort eingetreten sein.

      Er hatte Parker erreicht.

      Mit der Fußspitze drehte er den Butler herum. Überraschungen brauchte der Mörder nicht zu befürchten. Dieser Lagerschuppen gehörte seinem Boß Lordans. Hier kam keiner herein, der nicht mußte.

      Und ob Foldex getroffen hatte!

      Auf der Brustseite des Mantels war ein zerlaufener, roter Blutfleck zu sehen. Volltreffer also. Das Herz war zerfetzt worden. Leider hatte dieser komische Butler wohl gar nicht mitbekommen, daß er in eine raffinierte Falle gestolpert war.

      Foldex richtete sich wieder auf und streckte den kurzläufigen Revolver zurück in die Schulterhalfter. Sekundenbruchteile später schoß die Schirmspitze wieder von dem »Toten« hoch und bohrte sich in seine Magenpartie.

      Foldex röchelte auf, krümmte sich und stierte dann auf den Toten, der erstaunlich geschmeidig aufstand, ohne dabei etwas von seiner Würde zu verlieren.

      »Ich sehe mich gezwungen, Ihr Verhalten zu tadeln«, ließ der Butler sich vernehmen und stieß mit der Schirmspitze noch mal zu. Sie traf diesmal die Region des Bauchnabels, worauf Foldex sich hastig noch tiefer verbeugte. »Sie können übrigens von Glück sagen, daß die Selbstbeherrschung von mir geradezu gepflegt wird. Ich hätte nämlich nicht übel Lust, mich ein wenig gehenzulassen.«

      Foldex sah den Butler durch einen Tränenschleier. Das Wasser stand ihm dick in den Augen. Er schluchzte und keuchte und hatte das Gefühl, von zwei Degenstichen durchbohrt zu sein. Er bekam überhaupt nicht mit, daß Parker ihm den Revolver aus der Schulterhalfter nahm.

      »Gehen wir zu Mr. Lordans«, sagte Parker gemessen. »Ich bin sicher, daß Sie keine Schwierigkeiten machen, Mr. Foldex.«

      Während der Butler noch redete, nahm er den Blutfleck von seinem schwarzen Überzieher. Es handelte sich natürlich um eine täuschend echte Nachbildung aus weichem Papier. Parker hatte sie beim Niederfallen zu Boden aus der Innentasche des Covercoats hervorgezogen und vor der Brustpartie angebracht.

      Foldex registrierte das, aber er wunderte sich im Moment nicht sonderlich. Er war doch zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Zudem begriff er nicht, wieso der Butler überhaupt noch lebte ... Er hatte doch zwei Volltreffer hinnehmen müssen!

      Foldex konnte nicht wissen, daß Josuah Parker nicht ohne Grund seinen schwarzen Covercoat trug. Unter ihm hatte Parker sich eine schußsichere Panzerweste umgebunden. Sie hatte die beiden Geschosse prompt aufgefangen und wirkungslos werden lassen. Vor seiner Fahrt hierher zu den East India Docks hatte der Butler sich hinreichend präpariert und auf eine mögliche Teufelei eingerichtet.

      Foldex setzte sich in Bewegung. Jetzt hatte er nur noch Angst vor diesem unheimlichen Mann, der so harmlos aussah. Foldex spürte, daß er tatsächlich seinen Meister gefunden hatte. Er schielte respektvoll und ängstlich auf den altväterlich gebundenen Regenschirm, dessen Bambusgriff über dem linken Unterarm des Butlers hing.

      Nach etwa zehn Meter begriff Foldex. Er war auf dem besten Weg, sich in tödliche Schwierigkeiten zu bringen. Er blieb stehen und spielte den Trotzkopf.

      »Sie scheinen mich ein wenig verärgern zu wollen«, tadelte der Butler und schüttelte kaum merklich den Kopf. »Bringen Sie mich bitte zu Mr. Lordans!«

      »Der... Der ist nicht hier«, keuchte Foldex, den immer noch arge Schmerzen plagten.

      »Was Sie nicht sagen, Mr. Foldex.«

      »Er war nie hier.«

      »Sollten Sie ihn umgebracht haben?« Parker beobachtete Foldex interessiert.

      »Wie... Wie kommen Sie denn darauf?«

      »Er dürfte mich unter Zwang und Bedrohung hierherbestellt haben, wenn ich nicht sehr irre.«

      »U ... U ... Unsinn.« Foldex stotterte. Er hatte sich ein wenig erholt und überlegte krampfhaft, wie er den Butler doch noch ins Jenseits befördern konnte. Dieser Butler mußte aus dem Weg geräumt werden ...

      Nun, Foldex riskierte es tatsächlich.

      Er fintierte und sprang den Butler dann plötzlich an. Das heißt, er wollte ihn anspringen, doch er kam nicht weit. Parkers Universal-Regenschirm war wieder schneller. Diesmal trat der bleigefütterte Bambusgriff in Aktion. Er setzte sich auf die Stirn des Angreifers und fällte ihn zu Boden. Foldex verdrehte die Augen, schielte den Butler an und legte sich dann zu dessen Füßen nieder.

      *

      »Meine Befürchtungen, Mylady, bestätigten sich leider«, schloß der Butler seinen Bericht. »Mr. Lordans wurde erschossen. Und zwar aus nächster Nähe in den Rücken. Ich fand seinen entseelten Körper in einem Kellerverschlag des bereits erwähnten Lagerschuppens.«

      »Sie wissen, daß ich verschnupft bin, Mr. Parker?« Agatha Simpson sah ihren Butler aus empörten Augen an.

      »Sollte ich mir Myladys Unmut zugezogen haben?«

      »Warum

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