Dr. Norden Classic 43 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Classic 43 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden Classic

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wegen eines Falles, der mich sehr beschäftigt«, erklärte sie aufreizend lächelnd.

      Mario wusste sofort, dass er seine Schwester richtig verstanden hatte.

      »Natürlich!« Als er an Peter vorbei ging, raunte er ihm zu: »Du bist absolut unmöglich.«

      Sein Freund lachte nur gutmütig. »Und du humorlos!«, konterte er unerbittlich.

      Doch das hörte Mario Cornelius schon gar nicht mehr. Der kleine Patient war schon aus der Notaufnahme angekommen und brauchte dringend Hilfe. Für Scherze war jetzt keine Zeit mehr.

      *

      Schließlich und endlich hatte Tatjana Bohde auch Sehnsucht nach ihrem Freund bekommen und war am Abend doch noch zu ihm in die Wohnung gefahren. Gemeinsam hatten sie die Fotos ihres Schmucks bewundert und Danny hatte versprochen, sie am nächsten Morgen mit in die Praxis zu nehmen. Viel mehr hatte das Paar aber nicht voneinander gehabt. Danny hatte noch über seinen Unterlagen gebrütet und seine Freundin war früh ins Bett gegangen.

      Wie jeden Morgen, seit ihre Chefin fort war, klingelte ihr Wecker auch am nächsten Morgen lange vor Morgengrauen. Meistens hörte Danny, wenn seine Freundin aufstand. Doch diesmal schlief er tief und fest. So kam es, dass die sehbehinderte Tatjana nur eine halbe Stunde später hinaus in den noch kühlen Morgen trat.

      »Brrr, ganz schön frisch!«, murmelte sie und zog die Jacke enger um sich, ehe sie sich auf den Fußmarsch machte.

      Bei einem Unfall hatte sie ihr Augenlicht verloren, konnte dank einer Operation aber wieder schemenhaft sehen. Trotzdem verließ sie sich auf ihre anderen, hypersensiblen Sinne, während sie vom Lichtkegel einer Straßenlaterne zum nächsten huschte. Eine Sirene ließ sie kurz innehalten und aufhorchen. Ein einsames Auto fuhr an ihr vorbei, und sie eilte weiter in Richtung der Bäckerei, die sie nach Ende ihrer Ausbildung als Teilhaberin übernehmen sollte. Zumindest war das der Plan gewesen, bis ihre Chefin Hilde Bärwald zu ihrer Mutter in eine andere Stadt gerufen worden war. Die alte Dame hatte einen Schlaganfall erlitten und war auf Hilfe angewiesen. Noch wusste die Chefin nicht, wann sie zurückkommen würde, und hatte Tatjana eine Stellvertreterin an die Seite gestellt. Sehr zum Leidwesen ihrer Auszubildenden, die sich gar nicht mit der mürrischen Dorothee anfreunden konnte.

      »Nützt ja alles nichts«, sprach Tatjana sich selbst Mut zu. Sie stand an der rückwärtigen Tür der Bäckerei und klopfte kräftig an. Es war nicht ihre Art zu kneifen. Schon immer hatte sie sich den Herausforderungen des Lebens tapfer gestellt, auch wenn sie sich im Augenblick nicht wirklich so stark und unabhängig fühlte wie sonst. Als Dorothee öffnete, setzte sie ein Lächeln auf. »Einen wunderschönen guten Morgen«, begrüßte sie ihre Interims-Chefin.

      »Hm!« Mehr sagte Dorothee nicht. Unwillig brummend ließ sie Tatjana einfach stehen und kehrte in die Backstube zurück.

      Seufzend zog die junge Frau die Tür hinter sich ins Schloss und folgte ihrer Lehrmeisterin. In der Backstube angekommen, tauschte sie die Jacke gegen eine weiße Schürze, die sie sich um die schmalen Hüften band. Sie stellte sich an ihren Arbeitsplatz und bückte sich nach dem Eimer mit Mehl. Doch ihr Griff ging ins Leere.

      »Wo ist das Mehl hin?«, wandte sich Tatjana sichtlich verwirrt an Dorothee, die vor dem Eisfach stand und eine Packung tiefgefrorener Teigrohlinge herausholte.

      »Da, wo es nicht ständig im Weg rumsteht.«

      »Und wo ist das?«

      Dorothee drehte sich um und starrte Tatjana an, als käme sie direkt von der Venus.

      »Hast du keine Augen im Kopf?«, fragte sie barsch und deutete in eine Ecke.

      »Keine, die so gut sehen wie Ihre.« Ärgerlich wandte sich Tatjana in die Richtung, in die Dorothee gezeigt hatte. »Für mich ist es praktischer, wenn der Eimer wieder bei mir steht.«

      »Und ich habe meine Gründe, warum er das nicht mehr tut. Und wenn ich mich nicht irre, bin ich hier der Boss.« Dorothees knurrende Stimme war ärgerlich. »Übrigens kann ich Besserwisser nicht leiden.«

      Tatjana biss sich auf die Lippe. Ohne weiter auf Dorothee zu achten, griff sie nach dem Eimer und zerrte ihn zurück an seinen Platz. Sie nahm eine Chromschüssel und tauchte sie in das dunkle, kräftige Mehl.

      »Was machst du da?« Wie nicht anders zu erwarten gewesen war, ließ der Widerspruch nicht lange auf sich warten.

      »Ich messe Mehl für die Walnussbrötchen ab. Wie jeden Morgen.«

      »Es gibt keine Walnussbrötchen mehr. Ich hab diesen Vollkorn-Unsinn von der Liste gestrichen. Wir machen jetzt andere Sachen.« Eine Packung Teigrohlinge knallte neben dem Mehlhaufen auf die Arbeitsplatte und wirbelte eine Wolke auf.

      Tatjana hustete und wedelte mit den Händen vor dem Gesicht, bis sich der feine Nebel wieder gelegt hatte.

      »Aber die Walnussbrötchen verkaufen sich wie von selbst«, verteidigte sie ihre Kreation.

      Doch davon wollte Dorothee nichts hören.

      »Hilde hat schon gesagt, dass du deinen eigenen Kopf hast. Aber die Flausen werd ich dir ein für alle Mal austreiben«, prophezeite sie, ehe sie sich dem Blech zuwandte, auf dem sie die Tiefkühlware verteilte. »Ich bin nicht so gefühlsduselig wie Hilde und lass mich von einem Gör wie dir um den Finger wickeln.«

      Seufzend fügte sich Tatjana in ihr Schicksal und atmete erleichtert auf, als es Zeit wurde, die Bäckerei für die Kunden aufzuschließen.

      *

      Wie fast jeden Morgen war Danny ihr erster Besucher. Lächelnd und mit den besten Vorsätzen trat er zu Tatjana an den Tresen. Diesmal sollte kein Ärger ihr Treffen trüben.

      »Guten Morgen, schöne Frau, wenn ich dich sehe, geht die Sonne auf!«, begrüßte er seine Freundin mit einem ehrlich gemeinten Kompliment.

      Doch nach Dorothees bitterböser Bemerkung stand es um Tatjanas Laune nicht zum Besten.

      »Falls du es nicht bemerkt haben solltest: Die Sonne ist schon so lange aufgegangen, dass ich wieder müde bin«, fauchte sie wie eine Wildkatze.

      Schlagartig verschwand das Lächeln aus Dannys Gesicht. Obwohl er bemerkte, dass Tatjana anders aussah als sonst – ihr sonst so schmales Gesicht wirkte auf seltsame Art und Weise füllig, fast wie angeschwollen – sprach er sie nicht darauf an, sondern machte seinem Ärger Luft.

      »O Mann, da hat ja jemand mal wieder glänzende Laune«, gab er unwirsch zurück. »Sag’s doch gleich, wenn du mich nicht mehr sehen willst morgens. Dann muss ich den Umweg über die Bäckerei nicht mehr machen und kann im Geschäft neben der Praxis einkaufen.«

      Wenn er gehofft hatte, seine Freundin damit nachdenklich zu stimmen, so hatte sich Danny getäuscht. Tatjana stand hinter dem Tresen, eine Papiertüte in der Hand, in die sie wahllos Vanille-Schnecken, Quarkbällchen, Plunder und andere Süßigkeiten steckte. Als die Tüte voll war, knallte sie sie auf die Theke.

      »Bitte, tu dir keinen Zwang an. Dann ist das hier eben die Henkersmahlzeit. Macht sieben Euro neunzig. Auf Wiedersehen.« Ohne darauf zu warten, dass ihr Freund bezahlte, fuhr sie herum und verschwand wieder in der Backstube.

      Wie vom Donner gerührt stand der junge Arzt in der Bäckerei und starrte seiner Freundin nach. In diesem Augenblick wurde ihm klar, dass es um ihre Liebe nicht mehr allzu

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