Familie Dr. Norden Classic 42 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Das lag nicht an mir. Sie hat es dir nicht verziehen, daß du wieder geheiratet hast.«
»Daß ich dich geheiratet habe, solltest du sagen. Sie hatte sich eine andere Frau an meiner Seite gewünscht.«
»Etwa diese spießige Rosemarie?« Sie begann zu trällern: »Rosemarie, Rosemarie, sieben Jahre mein Herz nach dir schrie«, und kicherte albern.
Das jedoch sollte sie gleich bereuen. »Halt den Mund, geh mir aus den Augen!« schrie er sie an. »Was zuviel ist, ist zuviel.«
Sie war nun doch erschrocken. »Du verstehst überhaupt keinen Spaß mehr«, schmollte sie. »Du weißt, daß ich es nicht so meine.«
»Ich weiß nur, daß du ein boshaftes, intrigantes Weib bist. Ich habe genug von dir.«
Sie hatte zwar ein dickes Fell, aber sie merkte, daß es ihm ernst war.
Nun kam auch noch Laura. Sie hatte draußen schon vernommen, daß hier etwas im Gange war. Ihr Vater schrie eigentlich nie, er war ein Meister der Beherrschung und ließ sich auch so schnell nicht provozieren. Lauras Augen blitzten triumphierend, als sie eintrat, so herrlich jung, daß Maren schon wieder der Neid ins Gesicht geschrieben stand, aber Laura tangierte das nicht.
»Hallo«, sagte sie lässig, »ich störe wohl. Aber ich bleibe nicht lange, ihr seid mich bald für immer los. Ich schaue mir nachher eine Wohnung an.«
»Ich will aber, daß du bleibst«, sagte Paul Lanzing. »Wir müssen endlich mal wieder miteinander reden, Laura.«
»Das bringt doch nichts, Papa.«
Sie würdigte Maren keines Blickes und wollte das Zimmer schon wieder verlassen, da sagte Paul: »Ich habe Maren gesagt, daß sie gehen soll, aber sie scheint taub zu sein.«
»Dein Vater ist sicher überarbeitet, Laura«, sagte Maren anzüglich. »Ich nehme es ihm nicht übel. Aber ich lasse euch jetzt allein, damit ihr reden könnt.«
Laura blickte ihr mit einem spöttischen Lächeln nach und schenkte sich eine Tasse Tee ein.
»Er ist miserabel, nicht mal das kann sie«, murrte er.
»Du hast sie doch unbedingt heiraten wollen, erwarte nicht, daß ich dich bedaure, Papa.«
»Es geschieht mir recht, meinst du. Ich widerspreche dir ja nicht. Aber man kann es doch ändern. Geh nicht fort, Laura. Ich hätte auf dich hören sollen.« Stöhnend legte er beide Hände vor das Gesicht.
Laura blieb ungerührt.
»Vielleicht verträgst du dich wieder mit ihr, wenn ich aus dem Haus bin. Ich ertrage diese Atmosphäre schon lange nicht mehr. Ich werde nachher den Vertrag für die Wohnung unterschreiben. Sie ist sehr hübsch und auch bezahlbar. Ich brauche keine Nobelherberge. Wenn alles klappt, gehe ich Anfang September nach New York auf die Schauspielschule. Nächste Woche werde ich
hinfliegen und mir alles anschauen.«
»Mir gefällt das nicht. Du bist noch so jung und hast gar keine Ahnung, was dich erwartet.«
Sie sah ihn fast mitleidig an. »Jedenfalls würde ich nicht so blind ins Unglück tappen wie du. Ich lasse mich nicht durch falsches Getue täuschen.«
»Ich möchte ernsthaft mit dir sprechen, Laura.«
»Ich meine es ernst, Papa.«
»Warum willst du auf meine Hilfe verzichten? Das Geld steht dir zu. Du wirst es sowieso mal bekommen. In diesem Zusammenhang möchte ich dir gleich sagen, daß in meinem Testament alles genau bestimmt ist. Du sollst keinesfalls annehmen, daß ich Maren bevorzuge, im Gegenteil. Das Haus wirst auch du allein bekommen.«
Er ahnte nicht, daß Maren lauschte und ihre Wut in Haßgefühle umschlug.
»Mich interessiert das nicht, Papa. Ich wünsche dir ein langes Leben in guter Gesundheit. Wie du mit Maren zurechtkommst, interessiert mich auch nicht.«
»Wann wirst du nach New York fliegen?« lenkte er ab.
»Gleich nach der Premiere von ›Verwischte Spuren‹. Eine größere Rolle für mich im nächsten Film ist auch im Gespräch.«
»Also hättest du hier doch genug zu tun.« Er deutete auf das Journal, das noch auf dem Tisch lag. »Und als Titelschönheit kann man dich auch schon bewundern. Ich bin heute schon mehrmals darauf angesprochen worden.«
»Und warst peinlich berührt«, sagte sie spöttisch.
»Ich habe mich gefreut. Begreifst du mich denn nicht, daß ich dich nicht verlieren will, Laura?«
»Es wird gut sein, wenn eine Distanz zwischen uns vorhanden ist, dann werden wir uns sicher wieder besser verstehen, du und ich. Mit Maren werde ich niemals auskommen, das sage ich dir gleich. Wir sind zu verschieden.«
Er konnte ihr nicht widersprechen. »Du solltest aber nie vergessen, daß du jederzeit zu mir kommen kannst. Wenn du Hilfe brauchst, hol sie dir nicht bei einem Fremden. Wenn ich auch eine Riesendummheit gemacht habe, so habe ich doch ein bißchen mehr Lebenserfahrung als du.«
»Das weiß ich, Papa. Ich bin trotzdem froh, daß ich bereits in der Lage bin, ohne Hilfe auszukommen.«
Sie verabschiedete sich von ihm, holte ein paar Sachen aus ihrem Zimmer und verließ das Haus wieder. Genau dreißig Minuten war sie zu Hause gewesen.
Sie fuhr zum Sternthaler Weg, wo sich ihre neue Wohnung in einem modernen Mehrfamilienhaus befand. Der Verwalter erwartete sie schon.
Es war eine sehr hübsche Wohnung mit einem großen Balkon, den man vom Wohn- wie auch vom Schlafraum betreten konnte. Ein kleineres Zimmer gleich neben der Küche lag an der Ostseite. Die Küche war sehr geräumig und hatte ein großes Fenster.
»Ich unterschreibe«, sagte Laura entschlossen.
*
Möbel hatte Laura schon früher bestellt, immer dann, wenn sie sich zu Hause wieder geärgert hatte. Wie andere Frauen Kleider kauften in solchen Situationen, oder zum Friseur gingen, so hatte sie dann Möbel ausgesucht. Daher konnte sie auch schon am nächsten Tag damit anfangen, ihre Wohnung einzurichten. Robin Kestner und Valerie Rethie halfen ihr, zwei Jugendfreunde, die sich nie aufdrängten, aber immer zur Stelle waren, wenn sie gebraucht wurden und es Laura nicht neideten, daß sie schon Erfolg hatte, während sie sich ihr Studium sauer verdienen und erarbeiten mußten. Sie hätten gern von einem reichen Vater eine Unterstützung angenommen, aber sie hatten keine reichen Väter.
Als Valerie in einer Verschnaufpause Laura fragte, ob ihr Vater ihr die Wohnung finanziere, winkte Laura ab.
»Ich habe es abgelehnt, ich will ihm nicht verpflichtet sein. Er hat mir diese Person vor die Nase gesetzt, das vergesse ich nicht, wenn er jetzt auch schon Krach mit ihr hat.«
»Ich wäre froh, wenn mir einer unter die Arme greifen würde«, seufzte Valerie.
»Wieviel brauchst du?«
»Ein paar Hunderter würden mir schon helfen, aber die sind bei meinem Vater nicht