Butler Parker 173 – Kriminalroman. Günter Dönges
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Butler Parker 173 – Kriminalroman - Günter Dönges страница 4
»Aber natürlich, Mr. Parker.« Pickett lächelte wissend. »Ich kenne zufällig den Drucker der Karten. Ich denke schon, daß ich an alles gedacht habe.«
»Kommen Sie, Mr. Parker«, drängte die ältere Dame, »ich möchte endlich meine Fragen los werden.«
»Soll ich in der Nähe bleiben?« wollte der ehemalige Eigentumsverteiler wissen.
»Mylady gehen davon aus, daß Sie nach dem zu erwartenden Eklat sich auch weiterhin um Mr. Taylor kümmern werden«, erwiderte der Butler, »darüber hinaus halten sich Mr. Rander und Miß Porter ebenfalls in der Nähe auf.«
Pickett grüßte kurz und verschwand dann in der Dunkelheit des noch frühen Abends. Josuah Parker schritt voraus und öffnete für seine Herrin die Tür zu einem Vestibül mit Treppenhaus. Unten an der Treppe standen zwei junge, drahtige Männer, die die Einladungskarten kontrollierten. Sie waren tadellos gekleidet, doch sie trugen Schulterhalfter, wie der Butler sofort bemerkte.
Vor Lady Agatha und Parker gab es einige Gäste, die inzwischen das Clubgebäude betreten hatten. Sie konnten die Sperre unten an der Treppe ohne weiteres passieren. Erst als diese Gäste oben hinter der Treppe verschwunden waren, brachte die ältere Dame ihre dynamische Fülle in Bewegung und schritt den beiden jungen Männern entgegen. Parker konnte sie sofort identifizieren.
Sie gehörten zu jenen drei Typen, die Franco Taylor in der Lounge des Hotels bewacht hatten. Und die beiden jungen Männer wußten ebenfalls, wer Parker war. Die Leute aus dem Fahrstuhl hatten wohl längst eine genaue Beschreibung seiner Person geliefert.
»Nur für Gäste«, sagte einer der beiden Männer und bemühte sich um Höflichkeit.
»Die Einladungskarten«, erwiderte Parker und überreichte sie. Der junge Mann nahm sie leicht verdutzt entgegen und las die Namen halblaut vor.
»Lady Simpson... Mr. Josuah Parker.«
»In der Tat«, meinte der Butler, »wenn Sie nun die Güte haben würden, die Treppe freizugeben.«
»Da müssen wir erst mal nachfragen«, sagte der junge Mann und baute sich leichtsinnigerweise vor dem Butler auf, »Sie warten hier, bis ich Bescheid weiß. Ist das klar?«
»Keineswegs«, entgegnete der Butler, der längst eine kleine Sprayflasche aus der Westentasche geholt hatte. Er drückte auf den Knopf des Stahlzylinders, worauf ein feiner Spray hervorzischte, der sich auf das Riechorgan und die Augen des Mannes niederschlug.
Der zweite junge Mann wollte noch reagieren, doch dazu blieb ihm keine Zeit. Auch er spürte einen hauchdünnen Sprayfilm auf dem Gesicht, hüstelte ein wenig nervös, verdrehte dann in einem fast fromm zu nennenden Augenaufschlag die Augäpfel, schielte intensiv und nahm dann neben seinem Partner auf einer Treppenstufe Platz.
»Was für ein Umstand«, räsonierte die Lady, »mein Pompadour hätte es ja wohl auch getan, oder?«
»Ein Hinweis, dem man nicht widersprechen kann«, lautete Parkers höfliche Antwort, »hoffentlich können Mylady meiner Wenigkeit noch mal grundsätzlich verzeihen.«
*
Der Raum faßte etwa dreißig Personen, die in Stuhlreihen vor einem etwas erhöhten und quergestellten Tisch standen. Gleich neben der Eingangstür brannten einige Scheinwerfer. Sie lieferten das Licht für eine Video- und eine Filmkamera.
In der Mitte des Tisches saß Franco Taylor. Er trug einen eleganten, dunkelblauen Anzug und hatte sich wohl wegen der Scheinwerfer eine Sonnenbrille aufgesetzt. Neben Taylor hatten einige gesetzte und seriös aussehende Männer Platz genommen. An den Außenkanten des quergestellten Tisches entdeckte Parker je einen von Taylors Leibwächtern. Es waren genau die, mit denen er es im Hotel direkt zu tun hatte. Den fünften Leibwächter konnte Parker noch nicht ausmachen. Seiner Schätzung nach mußte er sich aber im Raum befinden.
Die Pressekonferenz hatte gerade begonnen. Einer der seriösen Männer begrüßte den Gast aus den Staaten und stellte ihn als ideenreichen und finanzstarken Mann der TV-Branche vor.
Lady Agatha nahm neben der Filmkamera Platz und räusperte sich explosionsartig, was erst mal allgemeines Aufsehen erregte. Parker blieb seitlich hinter seiner Herrin stehen, um sie so besser unter Sichtkontrolle halten zu können. Die beiden Männer aus dem Fahrstuhl waren bereits auf Lady Simpson aufmerksam geworden und zeigten sofort eine gewisse Nervosität.
Franco Taylor erhob sich, bedankte sich für die Grußworte und kam dann schnell zur Sache. Er sprach von Zusammenarbeit, von Kapitalaustausch, von gemeinsamen künstlerischen Vorstellungen und kündigte dann ein erstes Projekt an, das er zusammen mit britischen Privatanbietern realisieren wollte.
Im Gegensatz zu seinem Aussehen verfügte er über eine erstaunlich hohe Stimme, die sich hin und wieder überschlug. Er merkte wohl auch, daß sie nicht gerade überzeugend klang, und bat, ihm Fragen zu stellen.
Das war das Stichwort für Lady Agatha.
Sie erhob sich und tat das so impulsiv, daß der Stuhl, auf dem sie gesessen hatte, erst mal polternd umfiel. Dann brachte sie ihre majestätische Fülle in Bewegung und betrat den Mittelgang, der die Stuhlreihen trennte.
»Stimmt es, daß Sie ein Mafioso sind?« erkundigte sie sich mit sonorer Stimme. Sie sprach wieder mal genau das aus, was sie dachte.
»Wie war das?« Franco Taylor rückte an seiner Sonnenbrille herum, während im kleinen Saal nicht unerhebliche Bewegung entstand.
»Sind Sie nun ein Mafioso oder nicht, junger Mann?« dröhnte Myladys dunkle Stimme nach vorn.
»Ich denke doch, daß wir sachliche Fragen stellen sollten«, schaltete sich der Seriöse ein, der Franco Taylor begrüßt hatte.
»Ist es richtig, daß man Sie einen Zampano drüben in den Staaten nennt?« wollte Agatha Simpson weiter wissen. Ungenierter als sie konnte wohl kaum ein Mensch sein.
»Ich... Ich protestiere gegen die Art der Fragen«, brauste Franco Taylor mit einer Stimme auf, die sich mehrfach überschlug. Die geladenen Pressevertreter witterten nicht nur eine Sensation, nein, sie bekamen sie bereits geliefert. Die Kameras wurden auf Lady Simpson gerichtet, Diktier- und Tonaufzeichnungsgeräte wurden Mylady entgegengestreckt, damit nur ja kein Wort verlorenging.
»Stimmt es, junger Mann, daß Sie hierher nach London gekommen sind, um die hiesige Mafia neu zu organisieren?« lautete die nächste Frage der älteren Dame.
Franco Taylor war bereits aufgesprungen, raffte eine Mappe an sich und verließ fluchtartig den kleinen Saal. Er benutzte dazu einen Seitenausgang. Seine Leibwächter folgten dichtauf, und Parker hielt Ausschau nach dem fünften Mann, den er noch immer nicht entdeckt hatte.
Der Lärm im Saal war beachtlich geworden. Man rief und schrie durcheinander und konzentrierte sich auf Lady Agatha, um weitere Statements von ihr zu erhalten. Und die Dame genoß diese Situation, wiederholte ihre Fragen vor den laufenden Kameras, stichelte und diktierte zusätzliche Fragen, die Taylor natürlich nicht beantworten konnte.
Josuah Parker hatte dies alles natürlich vorausgesehen, aber keine Möglichkeit gehabt, seine Herrin zu stoppen. Ihm war klar, daß ab sofort harte Zeiten anbrachen.
Ein Mann wie Taylor dachte sicher schon jetzt daran, sich für diese Blamage blutig zu rächen.