Butler Parker 173 – Kriminalroman. Günter Dönges
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Der vierzigjährige Rander war Anwalt und verwaltete neben seiner eigentlichen Tätigkeit das immense Vermögen der älteren Dame. Er hatte drüben in den Staaten lange Zeit mit Parker gearbeitet und war nach der Rückkehr nach London von Lady Simpson sofort mit Beschlag belegt worden. Mike Rander glich, was sein Äußeres betraf, einem bekannten James-Bond-Darsteller. Er verfügte über beachtenswertes Phlegma, konnte aber förmlich explodieren, wenn es sein mußte.
Kathy Porter, Sekretärin und Gesellschafterin der älteren Dame, war eine attraktive Erscheinung, etwa achtundzwanzig bis dreißig Jahre alt, groß und schlank. Ihre hohen Wangenknochen und die leicht mandelförmig geschnittenen Augen verliehen ihr einen Hauch von Exotik. Sie war in allen Künsten fernöstlicher Selbstverteidigung beschlagen und konnte sich in Sekundenschnelle in eine wilde Pantherkatze verwandeln.
»Nun sagen Sie selbst, Mr. Parker, bin ich nicht überzeugend?« lobte sich Lady Agatha.
»Mylady setzen wieder mal Akzente, falls man es so umschreiben darf«, lautete die Antwort des Butlers.
»Damit dürfte dieser Lümmel erledigt sein«, meinte Agatha Simpson zufrieden, als diese Sequenz der Fernsehnachrichten ausgeblendet wurde, »er kann nur noch den Rückflug in die Staaten buchen.«
»Darauf würde ich mich nicht verlassen, Mylady«, schaltete Mike Rander sich ein, »Taylor hat sein Gesicht verloren, daran gibt es nichts zu deuteln. Also wird er alles daransetzen, es wieder zu suchen und aufzubügeln.«
»Sie haben sich einen Todfeind geschaffen, Mylady«, fügte Kathy Porter eindringlich hinzu.
»Wie schön«, freute sich die ältere Dame, »Mr. Parker, ich werde selbstverständlich nicht nur reagieren.«
»Mylady werden das Tempo bestimmen«, vermutete Parker.
»Lassen Sie sich dazu etwas Hübsches einfallen«, redete sie munter weiter, »ich werde dieses Subjekt unmöglich machen.«
»Falls Sie überhaupt an Taylor herankommen, Mylady«, sagte der Anwalt, »Taylor wird ab sofort untertauchen und die Schmutzarbeit von gemieteten Gangstern besorgen lassen.«
»Und er wird für hieb- und stichfeste Alibis sorgen, Mylady«, prophezeite Kathy Porter.
»Das schert mich nicht. Mr. Parker, ich lasse Ihnen freie Hand, sobald ich Ihnen gewisse Vorgaben übermittelt habe.«
»Myladys Vorschuß an Vertrauen ist beeindruckend«, behauptete Josuah Parker. In seinem glatten Gesicht rührte sich kein Muskel.
»Ist vielleicht mit einer Klage wegen Verleumdung zu rechnen?« fragte Kathy Porter und blickte Mike Rander an.
»Er wird sich hüten«, erwiderte der Anwalt lächelnd, »er wird diesen Zwischenfall herunterspielen und Mylady ins Unrecht setzen.«
»Was ich mir bereits jetzt verbitten möchte«, grollte die ältere Dame, »ich habe allerdings einen Fehler begangen, als ich im Club war.«
»Tatsächlich?« staunte Mike Rander. Er war sichtlich beeindruckt. Agatha Simpson war nämlich sonst keine Frau, die einen Fehler eingestand.
»Doch, mein Junge«, redete sie weiter, »ich hätte dieses Subjekt ohrfeigen sollen.«
»Mylady sollten sich keine unnötigen Vorwürfe machen«, schaltete Parker sich ein, »die beobachtete Absetzbewegung des Mr. Franco Taylor erfolgte in einem Tempo, das man als beachtenswert bezeichnen muß.«
»Und nicht weniger schnell wird er sich bemerkbar machen«, sagte Mike Rander, »und wie gesagt, er wird sich Killer mieten und für hieb- und stichfeste Alibis sorgen, was ihn betrifft.«
»Möglicherweise spielt Mr. Taylor mit dem Gedanken, Mylady in einen tödlichen Unfall zu verstricken«, sagte Josuah Parker höflich, »die erwähnte Person kommt schließlich aus einem Land, in dem das Auto eine gesellschaftlich wichtige Rolle spielt.«
»Richtig«, pflichtete Rander dem Butler bei, »Taylor wird seine Erfahrungen haben, Mylady. Ein Auto kann zur tödlichen Waffe werden.«
»Ich werde ab morgen einige Ausfahrten unternehmen«, erklärte die ältere Dame postwendend und blickte den Butler an, »ich werde dieses Subjekt herausfordern. Mr. Parker, suchen Sie ein paar hübsche Straßen aus, auf denen ich es dem Mafioso zeigen kann.«
»Mylady werden zufrieden sein«, versprach der Butler, »Mr. Taylor wird möglicherweise schon bald erkennen, daß er Myladys Fahrkünsten auf keinen Fall gewachsen ist.«
*
Agatha Simpsons Haus, ein altehrwürdiger Fachwerkbau, stand auf den Gewölben einer ehemaligen Abtei und wurde zu einer nahen Durchgangsstraße hin flankiert von weiteren Fachwerkbauten, die allerdings erheblich kleiner und niedriger waren.
Diese Häuser bildeten eine Art Oase inmitten der Millionenstadt. Bis zum Hyde Park war es nicht sonderlich weit, die City ließ sich schnell erreichen. Das zweistöckige Fachwerkhaus mit den bleiverglasten Fenstern sah nicht gerade aus wie eine Festung, doch der äußere Schein trog auf der ganzen Linie.
Vor Jahren bereits war Myladys Stadthaus in London nach Parkers Plänen umgebaut worden. Immer wieder hatten mehr oder weniger geschickte Gangster versucht, ins Haus einzudringen, doch sie hatten sich stets die Zähne ausgebissen. Parker hatte eine raffinierte elektronische Warnanlage installieren lassen und für eigenwillige Überraschungen gesorgt. Wer auch immer versuchte, ungeladen einzudringen, hatte mit einer peinlichen Niederlage zu rechnen.
Nachdem Mike Rander und Kathy Porter das Haus der Lady Agatha verlassen hatten, unternahm Josuah Parker einen Kontrollgang durch das weitläufige Gebäude und passierte dabei auch im Obergeschoß die Tür, die in das Studio führte.
Hier arbeitete die ältere Dame laut eigener Aussage an ihrem einmaligen Bestseller. Der Butler hatte ihr dieses Arbeitszimmer eingerichtet. Es enthielt alles, was ein modernes Büro verlangte. Es gab sogar einen Text-Computer, der allerdings sehnsüchtig darauf wartete, daß er endlich gefüttert wurde. Lady Agatha war jedoch noch nicht so weit. Sie suchte seit geraumer Zeit nach einem passenden Titel für ihre sensationelle Story.
Hinter der Tür waren Schüsse zu vernehmen, Rufe, Schreie, dann das Hämmern einer Maschinenpistole. Glas splitterte, Holz ging zu Bruch. Doch Josuah Parker zeigte sich keineswegs beeindruckt und schritt würdevoll weiter. Aus Erfahrung wußte er, daß seine Herrin ihren Video-Rekorder eingeschaltet hatte und sich einen Kriminalfilm anschaute.
In der großen Wohnhalle angekommen, öffnete der Butler neben dem verglasten Vorflur einen Wandschrank und schaltete eine Video-Kamera ein, die unter dem überdachten Vorbau zur Haustür angebracht war. Per Fernbedienung schwenkte er die Kamera von links nach rechts und verschaffte sich so einen Überblick von dem Platz zwischen den beiden Fachwerkhäusern. Verdächtiges konnte er nicht feststellen.
Josuah Parker begab sich ins Souterrain des Hauses, wo sich neben der modernen Küche auch seine privaten Räume befanden. Er verfügte hier über einen großen Wohnraum, ein Schlafzimmer, Bad und Toilette. Vom Korridor aus, der in seine Privatwohnung führte, konnte er sein sogenanntes Labor betreten.
In diesem Raum, der mit allen