Butler Parker 168 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker 168 – Kriminalroman - Günter Dönges Butler Parker

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war der ›Weihnachtsmann‹ groß und schwer, dann klein und vollschlank und jetzt ist er eine nette, ältere Dame.« Madford lächelte abfällig-höhnisch. »Parker, diesmal sind Sie auf dem Holzweg. Ich will Ihnen mal etwas sagen. Wir haben es nicht mit einem, sondern jetzt schon mit drei Weihnachtsmännern zu tun! Das Beispiel macht Schule, wenn Sie es genau wissen wollen. Ich möchte nicht wissen, in welcher Aufmachung sich die nächsten Gauner zeigen werden.«

      *

      Für den Butler war der Tag beendet, nachdem sich Lieutenant Madford und Sergeant McLean verabschiedet hatten. Mike Rander bedurfte der stillen Aufmerksamkeiten seines Butlers nicht mehr und verabschiedete sich von ihm, worauf Josuah Parker hinüber in seine Privaträume des Penthouse ging.

      Für ihn war es selbstverständlich noch viel zu früh, um zu Bett zu gehen. Parker sah sich also in seiner privaten Bastelstube um und gab sich seinem Hobby hin. Er erfand und bastelte kleine hin und wieder sogar liebenswürdige Überraschungen für die Unterwelt. Dabei achtete er strickt darauf, daß diese Bastelarbeiten stets en miniature angefertigt wurden. Für extreme Kompaktbauweise hatte der Butler schon immer etwas übrig gehabt.

      Josuah Parker beschäftigte sich gerade mit einem vollkommen harmlos aussehenden Kugelschreiber, den er in eine Kleinstsprühdose verwandeln wollte, als das Telefon sich meldete, Parker hatte, um seinen Herrn nicht zu stören, das Gerät umgeschaltet und brauchte nur in den Verbindungstrakt zwischen den beiden Wohnteilen zu gehen. Er hob ab und meldete sich.

      »Hier spricht der ›Weihnachtsmann‹«, meldete sich eine sehr undeutliche Stimme.

      »Josuah Parker. Butler des Mister Rander«, stellte Parker sich seinerseits vor, ohne auch nur die Spur von Überraschung zu zeigen, »ich bin ehrlich erfreut, von Ihnen angerufen zu werden.«

      »Ob das eine Freude ist, wird sich noch herausstellen«, sagte die sehr undeutliche Stimme, von der man nicht sagen konnte, ob sie einer Frau oder einem Mann gehörte. »Sie haben sich erfrecht meine Geschäfte zu stören. Dafür werde ich Sie zur Rechenschaft ziehen.«

      »Und in welcher Form, wenn ich höflichst fragen darf?«

      »Ich werde Sie ermorden«, sagte der Weihnachtsmann sehr unchristlich, »ich werde Sie umbringen. Und zwar innerhalb der kommenden drei Tage.«

      »Sehr freundlich, mir diese Frist zu nennen«, bedankte Parker sich gemessen, »ich muß gestehen, daß Sie mich ein wenig verlegen und stolz zugleich machen.«

      »Wie?« Der Weihnachtsmann schien überrascht zu sein.

      »Nun, ich möchte es so interpretieren«, schickte der Butler voraus, »Sie schenken einem müden, alten und relativ verbrauchten Mann einiges Interesse, wie ich unterstellen darf, daraus schließe ich daß Sie weitere Störungen durch meine Person befürchten. Daraus wiederum ist abzuleiten, daß Sie diesen alten, müden und relativ verbrauchten Mann in etwa fürchten!«

      »Moment. Ich soll Sie fürchten?« Der Weihnachtsmann lachte meckernd auf, »das kann doch nur ein Witz sein, wie?«

      »Ich kenne die Art und Weise Ihres Humors nicht«, redete der Butler würdevoll weiter, »ich weiß nur, daß Sie meine Wenigkeit umzubringen gedenken. Gewiß wohl nicht aus einer gewissen Langeweile heraus.«

      »Ich bringe jeden um, der sich mir in den Weg stellt!«

      »Nehmen Sie davon aber Ihren Psychiater aus, falls Sie sich von solch einem Spezialarzt beraten und betreuen lassen. Falls dies noch nicht der Fall ist, würde ich zu einigen Sitzungen raten.« Auf der Gegenseite blieb es jetzt still, obwohl nicht aufgelegt wurde. Der »Weihnachtsmann« verdaute wohl erst noch die Anzüglichkeiten, die der Butler allerdings sehr höflich verpackt hatte.

      »Halten Sie mich für verrückt?« erkundigte der »Weihnachtsmann« sich schließlich. Die Stimme blieb nach wie vor verzerrt und undeutlich.

      »Ich bedaure unendlich, aber ich fürchte, ich habe gewisse Anzeichen dafür festgestellt.«

      »Diese Frechheit werden Sie bereuen, Parker!« Die undeutliche Stimme des »Weihnachtsmannes« wurde schrill.

      »Innerhalb von drei Tagen, ich weiß!« Parker legte keinen weiteren Wert mehr auf diese Unterhaltung. Er legte einfach auf und blieb abwartend neben dem Telefon stehen. Er wußte fast mit letzter Sicherheit, daß der »Weihnachtsmann« sich erneut melden würde.

      *

      »Und er rief wieder an, Parker?« Mike Rander sah seinen Butler kopfschüttelnd an.

      »In der Tat. Sir, nach genau viereinhalb Sekunden erfolgte der zweite Anruf dieses ›Weihnachtsmannes‹, wenn ich bei diesem Spitznamen bleiben darf, besagter ›Weihnachtsmann‹ schien immens erbost darüber gewesen zu sein, daß ich es wagte, einfach aufzulegen.«

      »Und was sagte er?« Rander ließ sich von Parker in den Morgenmantel helfen.

      »Besagter ›Weihnachtsmann‹, Sir, wiederholte seine Drohungen, allerdings mit gewissen Einschränkungen.«

      »Aha.« Rander ließ sich von Parker Feuer geben und rauchte eine Zigarette an.

      »Zur Strafe für mein vorzeitiges Auflegen, Sir, beabsichtigt der ›Weihnachtsmann‹, meine Wenigkeit bis zum Morgengrauen in das zu schicken, was er das Jenseits nannte.«

      »Er will sie noch in dieser Nacht umbringen?«

      »So drückte er sich aus, wenn auch wesentlich blumiger, wenn ich diese Umschreibung verwenden darf.«

      »Sie nehmen diese Drohung auf die leichte Schulter?«

      »Keineswegs, Sir. Leichtsinn bei der Verbrechensbekämpfung kann nur zu einem unnötigen, frühen Tod führen. Wenngleich ich bemerken möchte, daß dieses Penthouse einen ungewöhnlichen Schutz bietet, wie die Vergangenheit schon oft bewiesen hat.«

      »Dieser ›Weihnachtsmann‹ scheint Phantasie zu haben, Parker. Verbrecher mit Phantasie sind gefährlich, sie lassen sich nämlich etwas einfallen. Ist der Dachgarten abgesichert?«

      »Selbstverständlich, Sir! Die Fernsehübertragungsanlage ist eingeschaltet, die übrigen Sicherungen arbeiten. Ich kann mir nicht vorstellen, wie besagter ›Weihnachtsmann‹ hier eindringen will.«

      »Vielleicht hat er das überhaupt nicht vor.«

      »Wie sollte er dann ...?« Parker neigte sich höflich vor, als sein junger Herr mit einer schnellen Handbewegung unterbrach.

      »Wenn er Sie umbringen will, braucht er nicht hier einzudringen«, sagte Rander, »es würde genügen, das Penthouse in die Luft zu jagen. Sagen wir, von einem Hubschrauber aus.«

      »Diese Möglichkeit besteht allerdings, Sir! Wenn Sie erlauben, werde ich in aller Kürze einige Gegenmaßnahmen ergreifen.«

      »Einverstanden, aber verzichten Sie darauf Flugabwehrraketen zu installieren, Parker.« Rander lächelte amüsiert, »wir leben schließlich nicht allein in Chikago!«

      *

      »Ich weiß nicht. Ich weiß nicht!« Mike Rander schüttelte zweifelnd den Kopf, als er neben Parker Platz nahm, der daraufhin sein hochbeiniges Monstrum aus der Tiefgarage des Bürohochhauses hinauf zur Straße steuerte. »Wenn wir Pech haben, laufen wir diesem ›Weihnachtsmann‹ direkt in die Arme.

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