Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman. Marisa Frank
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»Gott, wie süß. Und Ansgar? Kann er sich noch immer nicht entschließen?«
Gleich bietet sie ihm Juliane an, dachte Gertrud. Sie war zwar schweigsam, schon, weil neben ihrer Mutter niemand zum Reden kam, trotzdem wünschte sie Ansgar keine Schwiegermutter wie diese allwissende Sofie.
»Ihr hört demnächst von uns – oder richtiger: von Ansgar«, sagte Gertrud deshalb rasch. »Entschuldige, wir haben natürlich eine Unmenge Vorbereitungen.« Sie legte schnell auf, bevor das Maschinengewehr, wie Otto Sofie nannte, wieder losprasselte.
Uff! Das arme Ding! Aber dann mußte das Mädchen, das Ansgar getroffen und das ihn so tief beeindruckt hatte – auch wenn er es natürlich nicht zugab – jemand anderes sein. Es gab ja genug Komtessen und Baronessen. Vielleicht hieß sie ähnlich, denn, da hatte Sofie recht, die Sternheims waren mit Robert ausgestorben, wenn man von dem armen Wurm absah.
Dann fiel ihr ein, daß Ansgar auch etwas von einem orthopädischen Schuh erwähnt hatte… Nun, auch da gab es leider genug, die mit so einem Übel geschlagen waren.
Sie hörte auf dem Gang die Stimme ihres Sohnes. Eilig lief sie zur Tür.
»Ansgar, ich muß dich sprechen.«
»Das dachte ich mir. Deshalb bin ich ja hier.« Er lachte, offensichtlich sehr zufrieden.
»Hat es mit dem Vertrag geklappt?« Sie freute sich, weil er so befriedigt aussah.
»Ja. Teuer, aber in Ordnung.«
»Du, ich habe inzwischen mit Sofie Kaltenberg telefoniert.«
»Ach, du lieber Himmel!« Ansgar war sichtlich wenig erbaut. »Was hast du ihr denn gesagt?«
»Ich habe mich wegen dieser Angelina Sternheim erkundigt.«
»Ach, Mama, warum hast du es nicht gleich über das Fernsehen verkündet?«
Sie sah ihn amüsiert an.
»Wieso? Gibt es denn etwas zu verkünden?«
»Quatsch. Also, was hast du mit dieser Klatschbase besprochen?«
»Ich sagte, wegen der Gästeliste zu unserer Goldenen Hochzeit…« Erschrocken brach sie ab. Ansgar lachte.
»Es war mir schon längst klar, daß Papa und du bemerkt habt, wie wir in Vorbereitungen schwelgen. Aber bitte, tut weiter so, als würdet ihr keine Ahnung haben.«
»Sehr einverstanden. Dann muß ich nicht mitwirken«, erwiderte seine Mutter vergnügt. »Aber bitte, vergiß Sofie plus Familie nicht. Die gräßliche Tochter des gräßlichen Herrenbergs, der Roswitha Sternheim geheiratet hat, hat ihr nämlich den Verlobten weggeschnappt.«
»Soll sie froh sein. Der Holsten ist ein Waschlappen.«
»Na schön, jedenfalls sagte sie mir, daß die Tochter von Robert Sternheim geistig und körperlich behindert sei und von ihrer Mutter wohl in ein Heim gegeben wurde.«
Sie erschrak, weil Ansgar totenbleich wurde.
»Um Gottes willen, Ansgar!«
Er gab keine Antwort, drehte sich nur auf dem Absatz um und verließ den hübschen Barocksalon seiner Mutter.
Was hatte sie falsch gemacht?
*
Gertrud von Hohenried hatte nichts falsch gemacht. Es war nur, ihr Sohn war so entsetzt über all das, was man einem wehrlosen und unerfahrenen jungen Mädchen angetan hatte, daß er einfach für sich sein wollte, um das erst einmal ganz zu begreifen.
Er war entschlossen, Angelina zu helfen. Selbst gegen ihren Willen. Es war Ansgar längst klar, daß er sich Hals über Kopf in dieses schöne Mädchen verliebt hatte, das so verängstigt war und deshalb vorgab, kalt und gefühllos und abweisend zu sein.
Aber auch, wenn sie seine Gefühle nicht erwidern sollte, was durchaus möglich war – so viel älter, wie er war –, er würde alles tun, damit sie zu ihrem Recht kam.
Während er noch überlegte, wie er beginnen und wen er als erstes anrufen sollte, fiel ihm ein, daß der Gärtner von der Oberin des exklusiven Mädcheninternats gesprochen hatte. Vielleicht war es nicht schlecht, sich erst einmal an sie zu wenden. Besonders nach dem Gerücht, das die gewissenlose Mutter Angelinas ausgestreut hatte.
Er ließ sich von seiner Sekretärin verbinden.
Eine freundliche Frauenstimme erkundigte sich nach seinen Wünschen.
»Ich muß dringend die Mutter Oberin sprechen. Mein Name ist Hohenried.«
»Sie wollen eine Tochter anmelden?«
»Nein!« rief er ungeduldig.
»Bitte, Sie müssen mir den Grund Ihres Anrufs nennen«, bestand die Stimme darauf, immer noch freundlich.
»Ich rufe wegen Komteß Angelina von Sternheim an«, sagte er, etwas unwillig.
»Einen Augenblick.« Sekunden später meldete sich eine andere Frauenstimme, tiefer und merklich älter als die erste und nicht freundlich, sondern aufgeregt.
»Was ist mit Angelina?« fragte sie. »Mein Gott, ich habe so oft vergeblich versucht, mit dem Kind Kontakt aufzunehmen.«
Ansgar stellte sich nun nochmals telefonisch vor und berichtete dann, wie er Angelina begegnet sei und was er über den treuen ehemaligen Gärtner der Sternheims erfahren habe.
Die Oberin war sprachlos. Schließlich sagte sie:
»Diese Frau ist eine Teufelin! Ihr eigenes Kind zu betrügen und zu bestehlen. Und nicht genug – von Schwachsinn zu reden.«
Sie berichtete, daß Angelina sie nur ein einziges Mal besucht hatte, offensichtlich weggeschickt am Hochzeitstag ihrer Mutter, und daß sie seitdem nichts mehr von ihr gehört oder gesehen hatte.
»Sie hat auf keinen meiner Briefe geantwortet, auf keinen Telefonanruf reagiert. Dabei hatten wir alle sie ins Herz geschlossen. Sie war ein besonders kluges und begabtes Mädchen.«
»Und ihr Gebrechen?« fragte Ansgar nun doch.
»Ach das! Sie war eine erstklassige Reiterin. Hohe Schule ebenso wie Springen. Sie schwamm auch gern und viel. Sogar beim Geräteturnen machte sie mit. Eben alles, wo ihr etwas zu kurzes Bein nicht störte. Und nicht zuletzt spielte sie hervorragend Klavier. Ich hatte bei ihr sogar an eine Karriere als Konzertpianistin gedacht, aber nach allem, was Sie mir erzählen, hatte sie wohl keine Möglichkeit, sich irgendwie weiterzubilden.«
»Ich fürchte, Sie haben recht«, stimmte Ansgar bedauernd zu. »Aber Sie sollten sehen, was für Wunder sie in ihrem Blumengeschäft vollbringt. Ihre Dekorationen sind märchenhaft.«
»Das glaube ich gern«, meinte die Oberin, über seine Begeisterung lächelnd. »Blumen passen zu ihr.« Und weil er nichts darauf sagte, fragte sie, von weiblicher Neugierde getrieben, vor der auch eine Klosterfrau nicht gefeit ist: »Ist Angelina noch immer so schön?«
»Wunderschön«,