Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman. Marisa Frank

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Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman - Marisa Frank Fürstenkrone

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das Taxi abgefahren war, wählte Buchner die Telefonnummer von Hohenried.

      *

      Angelina war noch nie in Venedig gewesen, genaugenommen kannte sie so gut wie gar nichts von der Welt. Aber sie hatte gehofft, daß die Schönheit der Stadt sie von ihrem Schmerz ablenken würde. Doch das Gegenteil war der Fall. Sie glaubte oder hatte jedenfalls den Eindruck, daß ganz Venedig von liebenden Paaren bevölkert war. Alten, die ihre Hochzeitsreise wiederholten, jungen, die auf der Hochzeitsreise waren, Verliebten, die sich mehr in die Augen als auf die Sehenswürdigkeiten schauten, und junge Ehepaare mit Kindern, denen am besten das Taubenfüttern auf dem Markusplatz gefiel.

      Nur sie war allein.

      Sie konnte nicht länger dem Fremdenführer zuhören, der aus der großen Vergangenheit Venedigs erzählte, als die Perle der Adria noch die Königin der Meere war. Heimlich stahl sie sich aus der Gruppe fort und hinkte müde und erschöpft zurück in das kleine Hotel, das in einer verborgenen Gasse lag. Sie befürchtete, in den großen, eleganten Häusern womöglich Bekannten zu begegnen.

      Die Besitzerin, eine üppige, viel zu stark geschminkte, ehemals wohl sehr schöne und attraktive Frau, begrüßte sie mit strahlendem Lächeln und blitzenden schwarzen Augen.

      »Ah, Contessa, da sind Sie ja! Der Schlüssel zu Ihrem Zimmer ist bereits oben.«

      »Grazie«, murmelte Angelina und ging zum Aufzug, obgleich sie nur im ersten Stock des schmalen, hohen Hauses wohnte. Sie glaubte sich die Treppe nicht mehr hinaufschleppen zu können.

      Der Schlüssel steckte nicht, aber als sie die Klinke drückte, war das Zimmer wirklich nicht versperrt. Sie dachte nicht weiter darüber nach, sondern trat ein, ohne auch nur den Blick zu heben.

      Ein betörender Rosenduft schlug ihr entgegen. Überrascht hob sie den Kopf.

      Auf ihrem Bett lag Ansgar und las in einer Zeitung. Als er sie hörte, legte er die Zeitung zur Seite und stand lachend auf.

      Angelina war einfach mitten im Zimmer stehengeblieben, unfähig, etwas zu sagen, so überrascht war sie und so froh und auch so verzweifelt.

      Ansgar trat auf sie zu und zog sie einfach in seine Arme.

      »Du dummes, kleines Mädchen«, sagte er, die Lippen in ihren weichen dunklen Locken. »Glaubst du wirklich, ich lasse dich so einfach fortlaufen? Zum Glück ist Onkel Buchner sehr viel klüger als du. Wie kannst du nur etwas auf das dumme, eifersüchtige Gerede deiner Mutter geben? Kennst du sie immer noch nicht?«

      »Aber…«

      »Kein Aber! Wenn du wirklich glaubst, daß ich nur dein Vermögen will, dann lasse es deiner Mutter. Nein, lasse es ihr nicht. Sie verdient es wirklich nicht, und auch dein Vater würde es nicht wollen. Gib es für ein Kinderheim aus – oder ein Altenheim oder für beides. Oder stifte es für die armen Müllkinder in Südamerika oder Rumänien. Wir beide brauchen es nicht, Angelina. Aber wenn Geld in rechte Hände kommt, kann man viel Gutes damit tun. Das solltest du nicht übersehen. Ich jedenfalls nehme dich, egal, für was du dich entscheidest.«

      »Es ist mein Bein«, flüsterte Angelina unter Tränen, halb des Glücks und halb der Hilflosigkeit. Ansgar hielt sie von sich ab.

      »Was sagst du?«

      »Mein Bein!« Sie konnte ihn nicht ansehen.

      »Dein Bein? Was ist mit ihm? Tut es dir weh?«

      »Ach, Ansgar, versteh mich doch!«

      »Nein, meine Liebste, ich verstehe dich beim besten Willen nicht. Und ich möchte auch nicht, daß du mir nochmals mit einer so dummen Ausrede fortläufst. Ich liebe dich nämlich, mein Schneewittchen, und deshalb habe ich wegen dir eine wichtige Besprechung in Hamburg sausen lassen. Aber das kann ich nicht öfter tun. Verstehst du das?«

      Sie nickte und zog die Nase hoch, und er reichte ihr sein Taschentuch. »Du hast ja doch keines einstecken. Unser Flugzeug geht…«, er sah sie fragend an, »morgen früh. Ist dir das recht?«

      »Ja«, flüsterte sie, denn sie verstand, was er damit meinte, und preßte fest ihr Gesicht an seine Schulter.

      »Und jetzt möchte ich dir ein bißchen was von Venedig zeigen, damit du nicht ganz umsonst hier warst.«

      *

      Neun Monate später, acht Monate nach der prachtvollen, großen Hochzeit, bekam Angelina ihr erstes Kind.

      »Ein wunderschöner, gesunder, kräftiger Junge«, lobte der Professor und hob den schreienden, puterroten neuen Erdenbürger an den Füßchen hoch.

      Angelina sah zu Ansgar auf, der bei der Geburt dabeigewesen war. Genau wie sie hatte er Tränen der Rührung und des Glücks in den Augen.

      »Und seine Beinchen?« fragte Angelina ängstlich.

      »Was soll mit seinen Beinen sein?« Der Professor lachte. »Ich sagte doch schon: Ein Junge ohne jeden Fehl! Gratuliere, Frau von Hohenried. Und Ihnen natürlich auch«, wandte er sich an den Vater.

      Der zweite Sohn erhielt auf Betreiben Ottos von Hohenried den Doppelnamen: Hohenried-Sternheim, damit der gute alte Name der Grafen Sternheim nicht ganz verlöschte. Sein Vorname war Robert im Andenken an Angelinas verstorbenen Vater.

      Er würde einmal das Sternheimsche Vermögen erben. Jedenfalls einen Teil davon.

      Denn mit einem großen Anteil des Vermögens hatte Angelina in einem Flügel des alten Schlosses ein Erholungsheim für behinderte Kinder eingerichtet. Mit der Möglichkeit zu therapeutischem Reiten, Schwimmkursen und all den Dingen, mit denen man sie fördern konnte, auch wenn ihre Eltern nicht das Geld hatten, so einen Kurs zu bezahlen.

Cover Antonia und der traurige Prinz

      Antonia von Vallone stand mit dem Rücken zum Gatter und schaute zu den bewaldeten Höhen des Schwarzwalds hinauf. Es war ein strahlend schöner Frühlingstag. Tief atmete sie die würzige Waldluft ein, die der leichte, aus Richtung des Bodensees kommende Wind zu ihr trug.

      »So allein?«

      Die junge Frau unterdrückte ein Aufseufzen. »Wie Sie sehen, Herr Reinhardt«, antwortete sie und strich sich mit einer anmutigen Bewegung eine dunkelblonde Locke aus dem Gesicht. »Ich bin gern allein«, fügte sie mit Nachdruck hinzu. Seit sie vor acht Monaten eine Stelle als Pferdewirtin auf dem Gestüt der Bernstetts angetreten hatte, stellte ihr Max Reinhardt nach. Seine Familie arbeitete seit mehreren Generationen auf Bernstett, worauf er sich eine ganze Menge einbildete.

      »Wir könnten heute Abend nach Freiburg ins Kino fahren«, schlug er vor und lehnte sich lässig neben die junge Frau ans Gatter. Die Pose, die er einnahm, hätte jedem Cowboy zur Ehre gereicht, bei ihm wirkte sie jedoch lächerlich. Seine grüne Gärtnerschürze störte gewaltig.

      »Danke für die Einladung, Herr Reinhardt. Leider habe ich schon etwas vor«, antwortete sie und drehte sich den Pferden zu, die friedlich in ihrem Gehege grasten. Eines der Fohlen kam ans Gatter und streckte ihr vertrauensvoll den Kopf entgegen. Behutsam streichelte sie es.

      »Wie kann man nur so vernarrt in die Gäule sein?«, fragte Max Reinhardt

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