Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman. Marisa Frank

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Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman - Marisa Frank Fürstenkrone

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gab es einen Platz, auf dem sie parken konnten. Als Leon ausstieg, spürte er, wie sehr sein Bein schmerzte. Er press­te die Lippen zusammen. Jetzt war keine Zeit, um auf Schmerzen zu achten. »Es wäre besser, Sie würden hierbleiben, Antonia«, meinte er besorgt. »Wer weiß …«

      »Unsinn, ich komme mit«, entschied die junge Frau und schloss fast lautlos den Wagenschlag.

      Ohne jedes Geräusch schlichen sie zum Hoftor. Im Mondlicht erkannten sie den VW-Bus. Seine Seitentür war aufgeschoben worden.

      Das alte Bauernhaus wirkte düs­ter und unheimlich. Eine fantastische Kulisse für einen Geisterfilm, ging es der jungen Frau durch den Kopf. Es hätte sie nicht gewundert, aus dem Haus Stöhnen, Ächzen und Klagen zu hören, doch alles blieb still, fast gespenstisch still.

      »Der VW-Bus stand nur wenige Meter von einem Schuppen entfernt, durch dessen geschlossene Tür ein schmaler Lichtstreifen fiel. Antonia prägte sich das Autokennzeichen ein.

      Es handelte sich um eine Schweizer Nummer.

      Plötzlich hörten sie ein Wiehern. Es klang empört und ängstlich zugleich.

      »Ganz ruhig.« Leon umfaßte ihren Arm.

      »Danke«, flüsterte Antonia. Es hätte nicht viel gefehlt und sie wäre in den Stall gestürzt. Sie war sich ganz sicher, dass Armand in ihm gefangen gehalten wurde.

      Leon ließ sie los. Er wählte auf seinem Handy die Nummer der Polizei. Er hatte gerade das Handy wieder eingesteckt, als sich die Schuppentür öffnete und der Mann, den sie verfolgt hatten, heraustrat. Er führte Armand am Halfter und wollte ihn zum VW-Bus bringen.

      »Halt!« Prinz Leon trat ihm in den Weg.

      Der Mann zuckte erschrocken zusammen. »Was wollen Sie von mir?«, fragte er schneidend. »Was haben Sie auf meinem Besitz verloren?«

      »Das Fohlen gehört uns«, sagte Leon. »Es ist uns vergangene Nacht gestohlen worden.«

      »Das kann jeder behaupten.« Der Mann lachte hart auf. »Verschwinden sie!«

      »Nicht ohne unser Fohlen.« Leon wollte nach dem Strick greifen, der am Halfter befestigt war.

      Der Mann ließ den Strick los. Im nächsten Moment hielt er ein Springmesser in der Hand. Kampfbereit stellte er sich Leon. »Versuchen Sie es!«, forderte er.

      Antonia entdeckte einen etwa fünfzig Zentimeter langen Balken. Sie bückte sich nach ihm, um dem jungen Prinzen beizustehen. Auch wenn der Fremde ein Messer in der Hand hielt, sie waren zu zweit.

      Noch bevor sie jedoch den Balken ergreifen konnte, stieß der Fremde blitzschnell mit dem Messer nach Leon, der gerade noch ausweichen konnte, stolperte und das Gleichgewicht verlor, dann versetzte der Mann Antonia einen so harten Stoß, dass sie ebenfalls stolperte. Schwungvoll warf er sich hinter das Steuer des VW-Busses und fuhr aus dem Hof in die Nacht hinaus.

      Armand stieß mit seinem weichen Maul gegen Leon, so, als wollte er ihn auffordern aufzustehen.

      »Heute habe ich mich bestimmt nicht mit Ruhm bedeckt«, meinte der junge Prinz bitter, als Antonia ihm aufhalf. Er hätte gern ihre Hilfe abgelehnt. Es kränkte ihn, dass sie ihn so schwach sehen musste.

      »Das sehe ich anders«, meinte die junge Frau. »Ohne Ihr Eingreifen hätte dieser Kerl Armand über die Grenze entführt.« Sie umarmte das Fohlen. »Bald bist du wieder in deinem Stall«, versprach sie ihm. »Und was meinst du, was für Leckereien auf dich warten?«

      Leon antwortete nicht. Er wählte die Nummer von Schloss Bernstett und bat seinen Bruder, ihnen einen Pferdetransporter zu schicken, danach setzte er sich erschöpft auf die klapprige Bank, die vor dem Bauernhaus stand.

      »Das war ein sehr ereignisreicher Abend«, bemerkte Antonia und setzte sich neben ihn. »So leicht werden wir ihn bestimmt nicht vergessen.«

      »Nein, das glaube ich auch«, bestätigte er. »Ich …« Er holte tief Luft. »Ich möchte Ihnen sagen, wie froh ich bin, sie an meiner Seite zu haben. Sie sind eine bemerkenswerte junge Dame.« Er grinste. »Das war als Kompliment gemeint. Derartige Abenteuer möchte ich in Zukunft nur noch mit Ihnen bestehen.«

      »Danke, ich würde auch ganz gut ohne derartige Abenteuer auskommen«, erwiderte Antonia müde.

      »Wir sollten unseren gemeinsamen Abend unter friedlicheren Umständen wiederholen«, meinte er. »Einverstanden?« Er bot ihr die Hand.

      Antonia schlug ein. Als sich ihre Finger berührten, glaubte sie, ihr Herz würde Kapriolen schlagen. Es konnte nicht sein, dass sie sich in Prinz Leon verliebt hatte. Ausgerechnet in ihn.

      Von Ferne hörten sie einen Polizeiwagen kommen. So gern sie noch einige Minuten allein mit dem Prinzen verbracht hätte, sie war froh, dem Bann, den seine Aura um sie gelegt hatte, entfliehen zu können. Sie fühlte sich wie benommen, war sich ihrer Gefühle überhaupt nicht mehr sicher.

      Der Polizeiwagen fuhr in den Hof und hielt vor dem Bauernhaus. Prinz Leon ging den beiden Polizisten entgegen. Antonia hielt sich im Hintergrund. Den Arm um Armand gelegt, fragte sie sich, ob Louise wohl recht gehabt hatte und ihr Bruder sie tatsächlich mochte. Fast sah es so aus …

      *

      Während der nächsten Tage wurde auf Schloss Bernstett und dem Gestüt von kaum etwas anderem gesprochen, als von Armands Rettung und der Verhaftung Bernd Fischers. Keiner hätte es diesem freundlichen, netten Mann zugetraut, etwas mit Armands Entführung zu tun zu haben. Jeder hatte ihn gemocht und war davon überzeugt gewesen, dass er seine Arbeit auf dem Gestüt liebte.

      Prinz Stephanos und seine Familie waren vor zwei Tagen auf Bernstett eingetroffen, und auch die ers­ten Hochzeitsgäste hatten bereits ihre Zimmer bezogen. Da einige von ihnen Kammerdiener und Zofen mitgebracht hatten, gab es selbst in den Räumen des Personals kaum noch ein freies Zimmer. Auch im ehemaligen Pförtnerhäuschen waren noch Leute untergebracht worden. Antonia hatte nichts dagegen. Die drei jungen Engländerinnen, die im Dienste der Windsors standen, liebten Pferde genauso wie sie und waren in ihrer Freizeit fast ausschließlich in den Stallungen anzutreffen.

      Prinzessin Louise fand in den Tagen vor ihrer Hochzeit nur wenig Zeit für einen ihrer gemeinsamen Ausritte mit Antonia. Jedes Mal, wenn sie sich trafen, kam sie darauf zu sprechen, wie glücklich sie darüber war, dass ihr Bruder und ihre Freundin sich inzwischen so gut verstanden.

      »Du wirst sehen, spätestens in einem Jahr werden Stephanos und ich auf deiner Hochzeit tanzen«, prophezeite sie nicht nur einmal. »Kaum etwas würde mich glücklicher machen, als deine Schwägerin zu werden.«

      »So froh ich darüber bin, mich mit deinem Bruder seit Armands Entführung gut zu verstehen, mit Liebe hat das nun überhaupt nichts zu tun«, widersprach Antonia und bemerkte, wie sie bei ihren Worten errötete. Rasch wandte sie das Gesicht zur Seite.

      »Man sieht es«, bemerkte Louise schmunzelnd und umarmte sie.

      Sah man ihr wirklich an, dass sie sich in Prinz Leon verliebt hatte? Und war es wirklich Liebe? Antonia war sich da gar nicht so sicher. Auch wenn ihr Herz bei jeder Begegnung mit dem Prinzen heftiger schlug und sie in seiner Gegenwart oft einen ganzen Schmetterlingsschwarm in sich spürte, es konnte nicht Liebe sein. Warum sollte sie sich ausgerechnet in einen Mann verlieben, der unter Depressionen litt und dessen Stimmung von einer Sekunde zur anderen umschlagen konnte? Nach wie vor fürchteten ihre Kollegen auf dem Gestüt

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