Familie Dr. Norden Classic 45 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Familie Dr. Norden Classic 45 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 3
»Der Altersunterschied war sicher auch zu groß, und Torsten hat es mit seinem Vater besser verstanden. Wer weiß denn schon, was es da gegeben hat.«
Es war spät geworden, als sie nun endlich zum Schlafen kamen. In Sydney war es bereits Morgen, und Nick Hanson war auf dem Weg zum Airport.
»Wann kommen Sie zurück, Mr. Hanson?« fragte der Chauffeur, als sie dort angelangt waren.
»Ich weiß es nicht, Joke.«
»Wir werden Sie sehr vermissen.«
Nicks Blick schweifte in die Ferne. Das hatte damals niemand zu ihm gesagt, als er der Heimat Adieu sagte.
»Ich lasse von mir hören, Joke. Grüß noch mal alle. Es war eine gute Zeit mit euch.«
Er wollte keine Wehmut aufkommen lassen. Er gab das Gepäck auf und begab sich zur Longe.
»Nick, Nick, so warte doch!« rief eine helle Stimme, und wie ein Wirbelwind kam ein zierliches Mädchen auf ihn zugelaufen und warf sich an seinen Hals. Eigentlich sah sie aus wie ein Junge in den verwaschenen Jeans und dem gestreiften Baumwollpulli.
»Pepper, was soll das, wo kommst du her?« fragte Nick erschrocken.
»Geh nicht fort, Nick, oder nimm mich mit«, flehte sie.
»Das geht doch nicht, ich habe es dir oft gesagt, Pepper. Du hast liebe Eltern und ein schönes Zuhause. Sie wären sehr traurig, wenn du sie verlassen würdest.«
»Aber ohne dich gefällt es mir nicht mehr«, schluchzte sie. »Warum verläßt du uns?«
»Weil es Zeit ist, daß ich mich um meine Mutter kümmere.«
»Das kommt nur davon, weil Kassandra gesagt hat, daß nach dir gerufen wird. Man muß nicht alles glauben, was Kassandra sagt. Manches mag eintreffen, aber nicht alles. Ich will nicht, daß du weggehst«, sagte sie trotzig. »Dad will es auch nicht. Wir lieben dich.«
Er war gerührt. Pepper hing an ihm wie eine Klette, seit er sie kannte. Damals war sie ein überaus lebhaftes und wißbegieriges Kind gewesen, jetzt war sie ein junges Mädchen, das erwachsen wurde und er war ein bißchen besorgt, daß sie sich mehr erhoffte, wenn sie sich so an ihn klammerte. Er strich ihr über das krause Haar. »Fahr wieder heim, Pepper. Ich werde dir schreiben, und wenn es deine Eltern erlauben, kannst du mich nächstes Jahr besuchen.«
»Wirst du dann auch keine Frau haben, Nick, die mich nicht leiden kann?«
»Bestimmt nicht.«
Dicke Tränen kullerten über ihre Wangen. »Ich liebe dich doch so sehr, Nick. Ich werde dich nie vergessen.«
»My little girl«, sagte er weich. Dann kam der letzte Aufruf für seinen Flug, und er schob Pepper sanft von sich.
»Sei nicht so traurig, Bobby mag dich doch auch«, sagte er.
Da drehte sie sich um und lief weg. Plötzlich fühlte er einen heftigen Schmerz, da ihm bewußt wurde, daß er auch viel vermissen würde.
Damals, als er die Heimat verließ, war es anders gewesen. Da war er trotzig und entschlossen gegangen, obgleich auch ein Mädchen ihn zurückhalten wollte, genauso alt wie er. Sie hatte aber nicht gesagt: »Nimm mich mit.« Sie hatte gesagt: »Ich verstehe dich nicht, du wirst das bereuen.«
»Willkommen an Bord, Mr. Hanson«, sagte die hübsche blonde Stewardess, die ihn an Caroline erinnerte und zum ersten Mal seit langer Zeit fragte er sich, ob er sie nach all den Jahren wiedersehen würde.
Er war auf einen langen Flug vorbereitet. Damals war er etappenweise nach Australien gekommen, und es war alles andere als eine Urlaubsreise gewesen.
Was wird Mama sagen? ging es ihm durch den Sinn. Was mag sie sich in all den Jahren gedacht haben? Er hatte sie manchmal angerufen, aber nie hinreichende Auskunft über sein Leben gegeben. Sie hatte keine bohrenden Fragen gestellt, war nur froh gewesen, von ihm zu hören und hatte gesagt, daß er ihr sagen könne, wenn er etwas brauche. Er hatte nichts gebraucht, schon lange nicht mehr. Die kargen Jahre waren nur lehrreich gewesen. Jetzt konnte er es sich in der Firstclass bequem machen, die Füße hochlegen und sich bringen lassen, wonach ihm gelüstete. Die blonde Stewardess hätte gar zu gern mit ihm geflirtet, denn ein so attraktiver Mann konnte sie zum Träumen bringen. Aber ihm stand nicht nach einem Flirt. Er mußte an Pepper denken, die bald als Lady Penelope Hamilton in die Gesellschaft von Sydney eingeführt und sicher bald umschwärmt werden würde. Sie war ein bezauberndes Geschöpf, das konnte auch er nicht leugnen. Aber er sah sie als Kind, als Kobold. Aber es hatte nicht kindlich geklungen, als sie sagte: »Ich liebe dich so sehr!« Warum tönte das in seinen Ohren fort?
»Wünschen Sie noch etwas, Mr. Hanson?« fragte die Stewardess.
»Nein, danke, ich werde jetzt schlafen«, erwiderte er.
*
Am Freitagvormittag erschien Roberta Hanson in der Praxis. Wendy stockte gleich der Atem, denn die hoheitsvolle Erscheinung machte einen gewaltigen Eindruck auf sie.
Mit einem freundlichen Lächeln stellte sie sich vor und sagte, daß sie sehr gern Dr. Norden gesprochen hätte, wenn es möglich wäre.
Das Wartezimmer hätte noch so voll sein können, dieser Dame hätte Wendy keine Absage erteilt.
Sie führte Frau Hanson in das kleine Wartezimmer, aber Roberta brauchte nicht lange zu warten. Ab und zu machte auch Dr. Norden eine Ausnahme.
»Ich hörte, daß Sie meinen Sohn ins Klinikum gebracht haben, Dr. Norden, und ich wollte mich bei Ihnen erkundigen, wie Sie ihn vorfanden.«
Ohne Umschweife kam sie ganz direkt auf ihr Anliegen zu sprechen, und er ahnte, daß sie ihrer Schwiegertochter mißtraute.
Er erzählte ihr, wann er den Anruf bekam und wann er dann im Haus eintraf. Vorsichtig erklärte er, was er dann getan und veranlaßt hatte.
»Ich habe mit meinem Enkel gesprochen, obgleich Karin das verhindern wollte«, erklärte sie, »und er sagte mir, daß es einen Disput gegeben hätte, den er von seinem Zimmer aus hörte. Karin hatte ihm dann verboten, das Zimmer zu verlassen. Aber er hörte, daß sie mit Ihnen telefonierte. Ich habe mich in diese Ehe nie eingemischt, aber jetzt geht es mir um Mario. Ich kann ihn nicht bei ihr lassen, er ist völlig verstört, und ich möchte Sie bitten, mich zu unterstützen, damit ich ihn zu mir holen kann. Sie hat kein Interesse an dem Kind, aber sie wird es auf eine Machtprobe ankommen lassen. Es ist für mich eine schwierige Situation, da man mir kaum Hoffnung macht auf eine Genesung. Wenn ich auch kein besonderes Verhältnis zu Torsten habe, er ist mein Sohn.«
»Ich verstehe Sie, Frau Hanson, selbstverständlich werde ich Ihrer Bitte entsprechen. Darf ich fragen, ob es stimmt, daß Nick zurückkommt?«
»Ich hoffe es. Ich habe ihn darum gebeten, als mir klar wurde, daß die Firma zusammenbricht. Torsten wollte zuviel auf einmal und verlor den Boden unter den Füßen, aber schließlich ist er nicht der einzige Hanson. Nicolas hat ein Mitspracherecht. Ob er es wahrnimmt, ist eine andere Frage, aber ich hoffe doch, daß er auf meiner Seite ist. Mein Mann hatte wenigstens soviel Anstand, daß er testamentarisch die Anteile gerecht verteilte. Ich werde