Glaube Liebe Hoffnung. Ein kleiner Totentanz. Ödön von Horváth

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Читать онлайн книгу Glaube Liebe Hoffnung. Ein kleiner Totentanz - Ödön von Horváth страница 10

Glaube Liebe Hoffnung. Ein kleiner Totentanz - Ödön von Horváth Reclams Universal-Bibliothek

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Vielleicht ist das der grosse Zufall in meinem Leben.

      FRAU AMTSGERICHTSRAT. Was ist er denn, der Herr Bräutigam in spe?

      ELISABETH. Staatsbeamter.

      FRAU AMTSGERICHTSRAT. Staatsbeamter? Weiss er denn etwas von Ihren vierzehn Tagen?

      ELISABETH. Nein.

      FRAU AMTSGERICHTSRAT. Hm. Das müsstens ihm aber schon sagen, sonst könnt er eventuell Unannehmlichkeiten kriegen mit seiner Karriere --

      [38]ELISABETH. Ist denn das möglich?

      FRAU AMTSGERICHTSRAT. Absolut.

      ELISABETH. Dort kommt er jetzt wieder zurück.

      FRAU AMTSGERICHTSRAT. Wo? --- Was? Ein Polizist? --- Na mich geht es ja nichts an. Alles Gute, Fräulein! (Sie zieht sich von ihr zurück.)

      Szene Nummer 18

      SCHUPO (erscheint wieder; zu Elisabeth). So jetzt bin ich frei. Sie haben einen Unbeteiligten erschossen. Dass wir gerade in einer solchen Zeit leben müssen, das denk ich mir oft, Fräulein … (Er deutet plötzlich auf die Frau Amtsgerichtsrat.) Was will denn diese Frau dort von Ihnen?

      ELISABETH (lügt). Ich kenne sie nicht.

      SCHUPO. Weil sie uns so anstarrt.

      ELISABETH. Vielleicht verwechselt sie uns. Man verwechselt doch leicht einen Menschen.

      SCHUPO. Das schon. Zwar wenn ich als Staatsgewaltsorgan zwei Menschen miteinander verwechseln tät -- das wär nicht gut für meine Karriere.

      ELISABETH. Ist das bei Ihnen wirklich so streng?

      SCHUPO. Sehr. Und oft schon direkt ungerecht. Ist Ihnen denn kalt, weil Sie mit die Zähn so klappern?

      ELISABETH. Ja.

      SCHUPO. Sehr?

      ELISABETH. Ziemlich.

      SCHUPO. Ich tät Ihnen schon gern meinen Mantel umhängen, ich brauch ihn nämlich nicht, aber das ist mir verboten.

      ELISABETH (lächelt). Der Mantel ist halt immer im Dienst.

      SCHUPO. Pflicht ist Pflicht.

      ELISABETH. Kommens, hier zieht es so grausam -- (langsam ab mit dem Schupo).

      [39]Szene Nummer 19

       Jetzt verlassen der Herr Amtsgerichtsrat wieder das Wohlfahrtsamt.

      FRAU AMTSGERICHTSRAT (plötzlich klatschsüchtig). Du August -- dort drüben geht das Fräulein von der Prantl, das war doch der Betrugsfall mit dem Versicherungsinspektor und Zollinspektor.

      AMTSGERICHTSRAT. Keine Ahnung!

      FRAU AMTSGERICHTSRAT. Aber Du hast sie doch verurteilt --

      AMTSGERICHTSRAT. Möglich!

       (Stille.)

      FRAU AMTSGERICHTSRAT. Dass Du ihr aber keine Bewährungsfrist gegeben hast, das war ungerecht von Dir --

      AMTSGERICHTSRAT (wütend). Kümmere Dich um Deine eigenen Ungerechtigkeiten, Hermine!

       (Dunkel.)

      -------------

      [40] Viertes Bild

      Szene Nummer 1

       Schauplatz: Elisabeths möbliertes Zimmer .

       Der Schupo (Alfons Klostermeyer) liegt in Unterhosen im Bett und döst vor sich hin. Elisabeth kocht Café und betrachtet ab und zu die weissen Herbstastern , die in einer Vase neben dem Spirituskocher stehen. Draussen scheint die Oktobersonne, aber die Gardinen sind halb heruntergelassen und das Ganze ist ein Bild des glücklichen Friedens zweier liebender Herzen.

      Szene Nummer 2

      ELISABETH (riecht an den weissen Herbstastern). Wie lang, dass die sich halten. Schon fünf Tage. Das hätt ich jetzt aber ursprünglich nicht gedacht, dass Du mir weisse Herbstastern kaufen wirst.

      SCHUPO. Mir hat das sofort eine innere Stimme gesagt.

      ELISABETH. Trotzdem.

      SCHUPO. Hast gedacht, so ein schneidiger Schupo, das ist ein leichtlebiger Falter? Der möchte nur eine mit viel Geld? Weit gefehlt! Ich schätze eine Frau höher ein, die von mir abhängt, als wie umgekehrt. Krieg ich noch ein Küsschen?

      ELISABETH. Ja.

      SCHUPO. Ist der Café bald fertig?

      ELISABETH. Sofort.

      SCHUPO (nimmt die Kopfhörer vom Nachtkastl und legt sie sich an). Stramm! Schneidig - (er summt den Radetzkymarsch mit, den die Militärmusik im Radio gerade spielt).

      ELISABETH. Du Alfons -- gestern abend war das eine wunderbare Opernübertragung. Aida.

      [41]SCHUPO (legt die Kopfhörer wieder auf das Nachtkastl). Hast mich also gar nicht vermisst?

      ELISABETH. Aber Alfons!

      SCHUPO. Krieg ich noch ein Küsschen?

      ELISABETH. Hier hast den Café --- (sie bringt ihm eine Tasse). Und hier hast das Küsschen -- (sie gibt es ihm und setzt sich auf den Bettrand).

      SCHUPO (geniesst den Café). Ich bin ja nur froh, dass es schon heute ist. Ständig erhöhte Alarmbereitschaft -- gut, dass die blöden Wahlen vorbei sind! Erst vorgestern nacht habens wieder einen Kameraden von mir erschossen.

      ELISABETH. Es müssen halt immer viele Unschuldige dran glauben.

      SCHUPO. Das lässt sich nicht umgehen in einem geordneten Staatswesen.

      ELISABETH. Das seh ich schon ein, dass es ungerecht zugehen muss, weil halt die Menschen keine Menschen sind - aber es

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