Reise Know-How ReiseSplitter: Von Kasachstan in die Südsee – Wie ich mal eben vom Weg abkam. Katharina Bahn

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Reise Know-How ReiseSplitter: Von Kasachstan in die Südsee – Wie ich mal eben vom Weg abkam - Katharina Bahn Reisegeschichte

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Jahr 1971 haben sich ihr Mann und sie, beide aus England stammend, in Afrika kennengelernt. Ein Jahr später sind sie gemeinsam auf die Seychellen gezogen – ohne vorher jemals hier gewesen zu sein. Ich bin beeindruckt von so viel Mut.

      Zurück bei Manuel verbringe ich noch mehr Zeit mit seiner Familie. Mit seiner Schwester Tina besuche ich ein kleines Musikfestival. Nachwuchsbands spielen hier Reggae, R’n‘B und HipHop. Die halbe Insel scheint auf den Beinen zu sein. Viele junge Leute sind dort, die meisten kommen mit dem Auto. Das Problem: Die Busse auf Mahé sind das einzige öffentliche Verkehrsmittel der Seychellen, von den Fähren zu den Nachbarinseln mal abgesehen. Selten fahren die Busse bis 21 Uhr, niemals länger. Das allerdings hält nicht jeden vom Trinken ab. Es gibt viele Unfälle bedingt durch Alkohol am Steuer. Laut Tina würde es an ein Wunder grenzen, wenn alle Festivalbesucher die Nacht unbeschadet überstehen würden. Ich frage mich, ob es so problematisch wäre, die Busse zumindest bei Großveranstaltungen wie dieser bis Mitternacht fahren zu lassen.

      Bei einer kleinen Wanderung am kommenden Tag verlaufe ich mich und stoße zufällig auf eine Bushaltestelle. Spontan fahre ich mit dem nächsten Bus nach Victoria. In einem Café mit einem hübschen, schattigen Innenhof lasse ich mich nieder. Wie aus dem Nichts bekomme ich plötzlich ein kaltes Bier hingestellt. Die edlen Spender vom Nachbartisch sind zwei Besatzungsmitglieder eines Kreuzfahrtschiffs. Einer der beiden kommt aus Kanada, der andere aus Rumänien. Bei Bier, Pommes Frites und Geschichten aus aller Welt sind schnell ein paar Stunden vergangen. Doch ich muss mich leider verabschieden, denn ich will noch mit Manuel Lebensmittel für den Abend einkaufen. Wir halten an verschiedenen Straßenständen und einem Supermarkt. Frische Kräuter hier, Obst, Gemüse und Eier dort. Vor einem unscheinbaren Häuschen liegt der Fang des Tages ausgebreitet auf dem Boden. Frischer kann der Fisch wohl kaum noch sein. Im Supermarkt hingegen sind viele Milchprodukte nicht gekühlt. Selbst Manuel als Einheimischer lässt die Finger davon.

      Gekocht wird bei Manuels Familie. In der Küche steht ein Schemel, an dessen Vorderseite eine etwa 15 Zentimeter lange Metallspitze befestigt ist. Ich habe ein großes Fragezeichen im Gesicht und Manuel führt mir das außergewöhnliche Küchengerät vor. Man stellt eine Schale unter die Metallspitze und setzt sich auf den Schemel. Dann nimmt man eine halbe Kokosnuss und raspelt das Kokosfleisch an der scharfen Spitze in das darunter stehende Gefäß. Manuels zwanzigjähriger Neffe übernimmt spontan die Zubereitung der Mahlzeit für die ganze Familie. Hier scheint niemand nicht kochen zu können – ich bewundere das und nehme mir vor, nach meiner Reise richtig kochen zu lernen.

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      Meinen letzten Tag auf den Seychellen bestreue ich mit ein wenig Glitzer. Ich gönne mir eine Massage im Kempinski Seychelles Resort Baie Lazare. Während ich den Duft von warmem Orangenöl und den sanften Druck auf meinen Nacken genieße, schweifen meine Gedanken ab. Die Seychellen sind keinesfalls ein reines Hochzeitsreisen-Ziel. Wer denkt, Urlaub sei hier besonders teuer oder das Land sei unsicher, sollte hier dringend mal herkommen. Ich kann den sympathischen Inselstaat jedem Reisefreund nur ans Herz legen. Auch für solche mit kleinem Budget. Ein weiterer Vorteil trotz des langen Fluges: Die Zeitverschiebung ist gering. Für mich persönlich war es eine neue Erfahrung, allein zu reisen, von ein paar Sprachaufenthalten während und nach meiner Schulzeit mal abgesehen. Ich hatte nur mich selbst. Pur und unverdünnt. Weit weg von Zuhause und vom Alltag. Erfreut stelle ich fest, dass ich damit keinerlei Probleme habe. Im Gegenteil: Ich bin ausgesprochen gut zurechtgekommen.

      Der Tag der Abreise ist gekommen und ich fahre bestens gelaunt zum Flughafen. Mein Gefühl sagt mir, dass ich genau zum richtigen Zeitpunkt abreise. Ich bin entspannt und vollgetankt mit Sonne. Das nächste Abenteuer kann starten. Ein weiterer Grund für meine gute Laune: Mein Untermieter hat mir versprochen, mich in Frankfurt vom Flughafen abzuholen. Ich freue mich riesig, obwohl ich den Mann kaum kenne. Fazit nach meinem ersten Reisemonat: Fabelhaft!

      März

      Vom Nahen Osten in den nahen Osten

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      Mit einem unsanften Rumpeln setzt das Flugzeug am 1. März auf Frankfurter Boden auf. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen. Mein Untermieter hat sich tatsächlich in aller Frühe aus dem Bett gequält, um mich abzuholen – doch meine Rückkehr ist nur eine Stippvisite. Bereits zwei Tage später breche ich für einen Abstecher in den Nahen Osten auf. Von meiner langjährigen Freundin Kat habe ich mich zu einer kurzen Rundreise in die Vereinigten Arabischen Emirate überreden lassen. Wie sich herausstellen sollte, das absolute Kontrastprogramm zu den Seychellen. Vier Wochen Ich-Zeit liegen hinter mir. Keine Termine, kein Zeitdruck, kein Programm. Nun gehe ich für eine Woche durch den Ablaufplan einer geführten Busrundreise. Ich finde es grauenhaft, aber versuche, das Beste daraus zu machen. Zudem freue ich mich, vor der großen Reise noch mal Zeit mit meiner Freundin zu haben. Die Tour führt uns durch vier der sieben Emirate – Dubai, Abu Dhabi, Ras al-Chaima und Sharjah. Immerhin haben wir ein ordentliches Programm vor uns.

      Dieses enthält Basare, die Scheich-Zayid-Moschee, einen Wüstenausflug, Stadtrundfahrten, Einkaufszentren und einen kleinen Zoo. Dazwischen dutzende „Five-Minute“-Foto-Stopps.

      An der „Dubai Mall“ legen wir sogar einen 40-minütigen Stopp ein. Was erstmal nach viel Zeit klingt, relativiert sich schnell, wenn man die Größe dieses Einkaufszentrums betrachtet: mehr als 1.200 Geschäfte auf über 350.000 Quadratmetern Verkaufsfläche. Allein für den Fußweg vom Bus zum Eingang und eine erste Orientierung gehen schon zehn Minuten drauf. Ob es an der Hektik liegt? Jedenfalls vergisst meine Freundin Kat ihr brandneues Smartphone in einem der Läden. Erst als wir wieder im Bus sitzen, fällt es ihr auf. Sie springt panisch auf, wechselt ein paar Worte mit unserem Reiseleiter und ruft mir noch etwas Unverständliches zu. Dann steigt sie einfach an der nächsten Ampel auf einer mehrspurigen Kreuzung aus dem Bus. Ich bin erleichtert, als ich sie später im Hotel wieder treffe – unversehrt und mit sämtlichen Habseligkeiten.

      Beim Wüstenausflug werden wir in einem Toyota Land Cruiser über die Dünen vor der Stadt geschaukelt. Kat fragt unseren Fahrer, ein Emirati in einer strahlendweißen Kandura, Löcher über sein Leben in den Bauch. Ich höre nur zu. Er erzählt uns voller Begeisterung von seinen Söhnen. Erst sehr viel später erwähnt er am Rande, dass er auch Töchter hat. Seine Begründung: Töchter sind nicht so wichtig. Ich strafe ihn mit dem abschätzigsten Augenbrauen-Hochziehen, zu dem ich spontan in der Lage bin. Ich glaube nicht, dass er es bemerkt hat. Schweigend wende ich mich dem goldenen Leuchten der weitläufigen Dünen in der Abendsonne zu. Da taucht auch schon unser Ziel am Horizont auf – ein Wüstencamp, in dem wir mit Essen und Tanz unterhalten werden, bevor wir zurück in die Stadt fahren.

      Erst 1971 haben die Emirate sich in ihrer heutigen Form zusammengeschlossen. Neben den funkelnden Wüstenlandschaften sind die architektonischen Meisterwerke in diesem jungen Land faszinierend. Das Burj Khalifa, derzeit das höchste Gebäude der Welt, ist nur eines davon. Gläserne Wolkenkratzer und futuristische Komplexe geben mir das Gefühl, in einem Science-Fiction-Film gelandet zu sein. Nachdem der offizielle Teil des Tages nun vorbei ist, besuchen wir ein weiteres der lächerlich großen Einkaufszentren. An der Eingangstür der „Mall of the Emirates“ begrüßt uns ein Verbotsschild: „No kissing or overt displays of affection.“ Kein Küssen oder offensichtliche Zuneigung. Ich bin verblüfft, habe aber kaum Zeit, mich über das außergewöhnliche Schild zu wundern. Das Kommen und Gehen eiliger Besucher zwingt mich, den Weg sofort frei zu machen.

      Gedankenverloren lasse ich hunderte Geschäfte aller überflüssigen Marken dieser Welt an mir vorbeiziehen, bis wir plötzlich vor einem riesigen Panoramafenster stehen. Dieses zeigt uns jedoch nicht die Außenwelt, sondern die angrenzende Dubai Skihalle. Dick eingemummelte Gäste sausen über künstlichen Schnee die verschiedenen Pisten und Rodelbahnen hinunter. Draußen im echten Leben sind es derzeit 35 C° im Schatten.

      In

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