Globetrotter, ein unternehmerisches Abenteuer. Отсутствует
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Kam es auch zu falschen Entscheidungen? «Nein, es kamen nur echte Perlen dazu», stellt Walo Kamm fest. In den Verhandlungen mit einer Reisebürokette in der Romandie zum Beispiel wurden die Aussagen immer schlaumeierischer und Kamm wurde misstrauisch: «Die Atmosphäre stimmte nicht, und eine richtige ‹Due Diligence›, eine Art ‹Durchleuchtung› der Firma, wurde immer wieder hinausgeschoben. Ein Mitbewerber, der schliesslich jene Firma übernahm, erkannte erst zu spät, dass sich unter einem schmucken Kleid ein angefaultes Unternehmen mit hochstaplerischem Getue verbarg, und musste dann einige Millionen abschreiben.»
Ist eine Erweiterung schliesslich unter Dach, vermeidet die Globetrotter Group ein brüskes Vorgehen, denn «we are family». Die Verantwortlichen der übernommenen Firma arbeiten meistens weiter und behalten einen Anteil am Kapital, bis sie definitiv in den Ruhestand treten. Tüchtigkeit wird honoriert, meist mit guten Earn-out-Verträgen, mit denen Einsatz und Erfolg sich auszahlen. Geht es um die Mitbeteiligung von Geschäftsleitungsmitgliedern, werden alle Firmen der Gruppe gleich behandelt; auch in den bestehenden Unternehmen erhielten die obersten Verantwortlichen einen Teil der jeweiligen Aktien. Jede der zur Globetrotter Group gehörenden Firmen hat eine eigene Geschäftsleitung, die selbstständig Entscheidungen trifft.
So besonnen wie in der Group-Entwicklung ging die Geschäftsleitung der Pionierfirma Globetrotter Travel Service zuvor auch in allen übrigen Belangen vor. Zum Beispiel schon beim Eintritt ins Informatikzeitalter: Um in einem immer dichteren Dschungel von Tarifen die Übersicht zu behalten und um das Rechnungswesen weitestmöglich zu automatisieren, wurden 1990 Computersysteme eingerichtet und seither stets auf den neusten Stand gebracht. «Im Vergleich zu andern Reiseunternehmen führten wir die Informatik recht spät ein. Grosse Richtungsentscheide wurden erst gefällt, wenn sich genügend Klarheit über alle Grundlagen und Detailfragen ergeben hatte», beschreibt Walo Kamm die Hintergründe. Als Folge erwiesen sich in den vergangenen 30 Jahren sämtliche Entscheide bezüglich Hard- und Software als nachhaltig richtig – was in der Reisebranche sehr selten ist. Viele Reisefirmen verloren mit IT Millionen.
Begegnungen mit besonderen Persönlichkeiten unterwegs
Mit dem spirituellen Schrittmacher, Buchautor und Ayurveda-Arzt Dr. Deepak Chopra und der tibetisch-schweizerischen Mantrasängerin Dechen (April 2018).
Mit dem Schweizer Astronauten (und gelegentlichen Globetrotter-Begleitexperten) Claude Nicollier (Juni 2013).
Der Dalai Lama segnet Walo Kamm bei einer Privataudienz (18.9.2016 in Strassburg). Seine Heiligkeit schrieb später Tibetisch aufs Foto: «Mit Gebeten für ewiges Wohlergehen», darunter seine Unterschrift.
Mit Ex-Miss Schweiz und Meditationslehrerin Brigitte Voss-Balzarini unterwegs zum Tigernest-Kloster auf 3120 m Höhe in Bhutan (2015).
Der Schritt zum grossen Partner
Ein paar Jahre nach der Schaffung der Holding wurde Walo Kamm und André Lüthi klar, dass dieser eine Schritt nicht genügte und sie das Unternehmen in einen nochmals grösseren Kontext stellen wollten. 2013 traten sie 50 Prozent der Gruppenaktien an die Diethelm Keller Travel Holding ab, ein Teil des Schweizer Familienunternehmens Diethelm Keller Group, dessen Wurzeln auf 150 traditionsreiche Jahre erfolgreichen Welthandels zurückgehen. Damit war auch Walo Kamms Plan gelungen, das inzwischen grosse Unternehmen in guten Schweizer Händen finanziell abgesichert zu wissen (da er keine Nachkommen hat). In der Folge wurden weitere Zukäufe möglich; 2017 übernahmen Diethelm Keller und Globetrotter zusammen die deutsche Explorer Fernreisen GmbH.
Die buchhalterischen Zahlen bestätigen die Richtigkeit der Entscheidungen. Die Zahl der Reisenden, die bei Firmen der Globetrotter-Group in der Schweiz buchten, nahm kontinuierlich zu, auf jährlich über 100000. Im Jahr 2018 erreichte der Umsatz 264 Millionen Franken. Die Gesamtzahl der Mitarbeitenden wuchs auf 450 (ohne Reiseleiter).
Die Entwicklung der Gruppe ist für die Kunden auch optisch zu sehen. Seit 2014 hält in den Büros eine neue und edlere Gestaltung Einzug, sukzessive werden alle Filialen umgebaut. Im Inneren herrscht angenehmes gedämpftes Licht unter bunten Lampenschirmen, es gibt Pflanzen, und stilvolle Regale präsentieren typische Produkte aus verschiedenen Ländern. Die improvisierte Einrichtung der Anfangsjahre mit ihren Holzgestellen und Pappschachteln voller Dokumente ist verschwunden. Dafür gibt es schöne Lounges mit bequemen Sitzgelegenheiten, wo man Kaffee trinken und in interessanter Lektüre schmökern kann, falls man mal auf «seinen» Berater oder seine Beraterin warten muss. In den Augen Walo Kamms ist damit ein weiteres Etappenziel erreicht: «In dieser wunderschönen Umgebung mit den verheissungsvoll leuchtenden Bilderwänden fühlen sich Kunden und Mitarbeitende richtig wohl und schon halb auf Weltreise … Zudem wage ich auch die Behauptung, wir hätten nicht nur die schönsten Reisebüros, sondern auch die charmantesten ReiseberaterInnen …»
Mit dem stetigen Ausbau veränderten sich die Aufgaben Walo Kamms. Ende 2007 gab er die Tätigkeit als Clubchef und Chefredaktor des Globetrotter-Magazins an Andy Keller ab und konzentrierte sich primär aufs Strategische. Als Aktionär hält er grosse und kleinere Beteiligungen. Zu 25 Prozent ist er Mitbesitzer der ganzen Globetrotter Group, zu 5 Prozent des Globetrotter Travel Service und 50 Prozent der Multimediafirma Explora Events. Seine substanzielle Beteiligung an Transa Backpacking, Marktführer für Outdoor- und Reiseausrüstung, hat er kürzlich dem neuen Transa-Besitzer Beat Zaugg verkauft.
Der einstige Backpacker Walo Kamm amtet längst als mehrfacher Verwaltungsrat, studiert langfristige Entwicklungen, fungiert als interne Informationsdrehscheibe, gibt vielerlei Feedback und Inputs und berät Privatkunden. Daneben stellt er in jedem Globetrotter-Magazin 16 besondere Reisebücher vor und schickt monatlich persönliche Infos plus ein lebensphilosophisches Buch oder aufklärendes Reisethema an rund 50 Kaderleute der Group. Und besonders gern ist er in der Programmredaktion von Explora Events tätig, wo er als Scout im In- und Ausland neue Referenten mit Topthemen sucht. Zudem ist er privat als Mentor und Mäzen tätig.
Freie Lebenszeit wichtiger als Bankguthaben
Bedeuten eine ausgebaute Organisation und ein strategisches Denken, die sich in Reglementen und in einem ausformulierten Leitbild ausdrücken, nicht eine Abkehr von den Anfängen, in denen dem Spontanen immer viel Raum zukam? Der Geist der Gründerperiode ist für Walo Kamm nach wie vor lebendig: «Der Reiseenthusiasmus aller Beteiligten ist so intensiv wie je.»
Um die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und um die ganze Welt stets besser kennenzulernen, erhalten alle Mitarbeitenden inklusive Kader schon seit Beginn jedes Jahr vertraglich bis zu zwölf Wochen Ferien zugesichert (fünf Wochen bezahlt, was darüberhinausgeht, wird mit dem 13. Salär, Überstunden und Boni abgerechnet). Selbst noch längere Auszeiten sind möglich. In diesem Fall muss gekündigt werden – ohne aber vor einer ungesicherten Zukunft zu stehen; in einem Gespräch kann eine Wiedereinstellung vereinbart werden. Die Grosszügigkeit hat natürlich ihren Preis. Die Gruppe beschäftigt, gemessen am Umsatz, 15–20 Prozent mehr Angestellte als andere Reisebüros. «Dafür sorgen die authentischen Erfahrungsberichte