Globetrotter, ein unternehmerisches Abenteuer. Отсутствует
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Oft dachte der Gründer über die Zukunft nach, auch was seine Nachfolge betraf. Eine Lösung zeichnete sich schon frühzeitig ab und wurde etappenweise umgesetzt. Bei der Holdingfirma Globetrotter Group ist der langjährige erfolgreiche Leiter des Globetrotter Travel Service André Lüthi bereits bei der Gründung im Jahr 2009 zum Gesamtverantwortlichen geworden. Somit sitzt er an der Schlüsselstelle von 15 Firmen (und einem halben Dutzend weiterer Beteiligungen) und kümmert sich um mindestens 23 Marken. An der Gruppe hält er wie Walo Kamm 25 Prozent der Aktien.
André Lüthi, der 1987 zu Globetrotter stiess und sich dann bald zum Dipl. Tourismusexperten HF ausbilden liess, gilt als seltenes Kommunikationstalent und hat auch seine Fähigkeiten in der operativen und strategischen Tätigkeit bewiesen. Lüthis Redetalent und Auftrittsfreude führten auch dazu, dass er viele Vorträge hält, laufend interviewt wird und beim Schweizer Fernsehen ein gern gesehener Gast ist. Bei Ringier hat er es zum Nachwuchspromi geschafft. Er ist auch seit vielen Jahren im Vorstand des Schweizer Reiseverbands (SRV) und in etlichen Gremien von Hilfswerken und Firmen vertreten. Sein Nachfolger als CEO beim Globetrotter Travel Service, Dany Gehrig, hat ähnliche Fähigkeiten. Zudem sind beide ausgesprochene Sportstypen – vor allem Mountainbiker und Marathonläufer.
Eine weitere Veränderung ergab sich Ende 2018. Andy Keller, der Dritte im Bunde des Geschäftsleitungs-Trios, der 1982 die Filiale Bern aufgebaut und seit 1991 zur Geschäftsleitung gehört hatte, trat nach 38 Jahren in den Ruhestand. Ende 2007 hatte er die Chefredaktion des Globetrotter-Magazins von Walo Kamm übernommen und die lange Folge stimmungsvoller Bildreportagen, aufklärender Interviews und selbstkritischer Hintergrundberichte weitergeführt. Bei Andy Kellers Abschiedsfest sagte Walo Kamm über seinen Kollegen den bemerkenswerten Satz: «Die 38 Jahre mit Andy waren die 38 besten Jahre in der Geschichte von Globetrotter.»
Von der Pioniermentalität zum Verantwortlichkeitsdenken
Wie wird sich der Weg des Unternehmens in der ferneren Zukunft gestalten? Ist die Lust am Entdecken und Reisen in einer Welt aufrechtzuerhalten, in der sich der Verbrauch der natürlichen Ressourcen in unkontrollierbarer Art zu entwickeln droht? Tragen Flüge nicht zu einer weiteren Schädigung der Atmosphäre bei? Beeinträchtigen die Besucher ferner Länder nicht ursprüngliche Lebensweisen?
Walo Kamm ist sich der Problematik wohl bewusst: «1980 übernahm ich vom österreichischen Forscher und Publizisten Robert Jungk das Credo des ‹Sanften Reisens›, heute auch ‹Faires Reisen› oder ‹Nachhaltiger Tourismus› genannt, und baute es noch weiter aus.» Die Achtung vor fremden Menschen und Kulturen, die soziale und ökologische Verträglichkeit, seit Anbeginn Prinzipien Kamms, fanden nun eine verbindliche Formulierung. Mit reisephilosophischen Artikeln, Berichten über Freiwilligeneinsätze und aufklärenden Büchern leistet Walo Kamm zusammen mit den Mitarbeitenden des Unternehmens einen Beitrag zur Sensibilisierung der Individualreisenden.
Mit der Überzeugungsarbeit allein ist es für Walo Kamm jedoch nicht getan. Seit den Anfängen unterstützt er Hilfswerke und Entwicklungsorganisationen, die sich für einen verantwortungsvollen Umgang mit allen Lebewesen und der Erde einsetzen. Schon 1990 spendete Globetrotter dem WWF 100000 Franken für die Bewahrung des Regenwaldes. Globetrotter-Kunden können seit 2005 im Rahmen von Zielen, wie sie die international tätige Schweizer Stiftung Myclimate formuliert hat, zusätzlich freiwillige Beiträge leisten. Die Gelder fliessen unter anderem in ein Globetrotter-Klimaschutzprojekt in Indien, in dem Briketts aus erneuerbaren Ressourcen hergestellt werden. «Wir dürfen kommenden Generationen die Erde nicht als ausgeplünderte Ruine hinterlassen», fordert Walo Kamm schon seit den 1980er-Jahren.
Anklänge an den Anfang
Der weitgehende Rückzug aus dem Tagesgeschäft ermöglicht es Walo Kamm nicht nur, sich mit den Fragen der globalen Verantwortung zu beschäftigen. Nun gibt es auch mehr Zeit für die innere Besinnung. Mit den Kreativkräften des Universums, den Welten des Körperlich-Sinnlichen und des Geistigen, dem ewigen Werden und Vergehen hat er sich seit je intensiv auseinandergesetzt. «Meine Suche nach neuen Erkenntnissen führte mich schon in frühen Jahren zu persönlichen Begegnungen mit vielen aussergewöhnlichen Persönlichkeiten – vom Dalai Lama und Bhagwan/Osho bis Jiddu Krishnamurti, Neale Walsch und Deepak Chopra», erklärt Walo Kamm und fügt hinzu: «Auch wenn ich gegen organisierte Religion in Form der traditionellen Machtstrukturen bin, finde ich doch das ursprüngliche Gedankengut Buddhas, die Bergpredigt von Jesus, die Weisheit der Sufis und das ‹Tao Te King› von Laotse sehr nützlich als spirituelle Leitlinien fürs Leben.»
Die Reisepraxis wird deswegen nicht vernachlässigt. Der Globetrotter Kamm ist ungeachtet von Knieproblemen immer noch gelegentlich irgendwo in der weiten Welt anzutreffen. Über seine Rolle als alter und neuer Weltenwanderer legt er ein erfrischendes Bekenntnis ab: «Als Unternehmer leiste ich mir den exklusiven Luxus, ohne Handy zu leben. Um zu den Quellen zu kommen, muss man gegen den Strom schwimmen. Meditieren statt managen, sein statt haben – das ist mein persönliches Credo. Und es gibt ja die cleveren und tüchtigen Nachfolger André Lüthi und Dany Gehrig und das ganze Globetrotter-Dream-Team, das mit Elan und Leidenschaft aktiv ist.»
Walo Kamm hat das Pensionsalter längst erreicht. Ist sein Lebenswerk vollendet? Auch mit 78 Jahren denkt er keineswegs daran, die Hände in den Schoss zu legen: «Noch immer sehe ich neue, spannende Herausforderungen und Möglichkeiten.»
Seit 2017 ist er Koproduzent von drei besonders engagierten Kinofilmen und drei TV-Filmen. Der preisgekrönte Dokumentarfilm #Female Pleasure lief bereits mit Erfolg in den Kinos und versucht nun eine Oscar-Nominierung zu erreichen. In Dokumentaraufnahmen mit Protagonistinnen aus den fünf Weltreligionen beschäftigt sich die Schweizer Regisseurin Barbara Miller darin mit der weiblichen Sexualität und fordert eine Befreiung.
Der Spielfilm Bruno Manser – Die Stimme des Regenwaldes (seit November 2019 im Kino) zeichnet dokumentarisch das dramatische Leben des legendären Schweizer Privatethnologen, Umweltschützers und Menschenrechtsaktivisten Bruno Manser nach, der im Mai 2000 in Borneo zu Tode kam. Und im Entstehen auf Initiative Walo Kamms ist zurzeit ein grosser Dokfilm über die aktuellen Botschaften des Dalai Lama, mit dem er sich schon in mehreren Privataudienzen austauschen konnte.
Damit ist noch längst nicht alles aufgezählt: Um die vielfältigen Sponsoring-Aktivitäten im humanitären und kulturellen sowie im Bereich der Menschenrechte zu bündeln und damit sie auch nach seinem Ableben weitergeführt werden, wird Walo Kamm demnächst eine Stiftung gründen und evtl. auch ein eigenes Hilfswerk.
Das Hauptanliegen des Globetrotter-Gründers, das er seit seinen ersten Diavorträgen im Jahr 1974 vertritt, gilt unverändert: «Ich möchte die Menschen zu weltweiten Entdeckungsreisen inspirieren und damit Bewusstseinsprozesse auslösen: Reisen, um zu lernen.» Dazu ergänzend einer der Kernsätze Kamms, der Eingang ins Unternehmensleitbild gefunden hat: «Wer mit offenen Augen reist und den Menschen mit Respekt und Toleranz begegnet, trägt dazu bei, dass die Welt etwas gerechter wird und ein bisschen besser funktioniert.»
Niemand kennt Walo Kamm wirklich. Doch wer ihn ein wenig kennt, weiss, dass das noch nicht das Ende der Fahnenstange ist. Solange «der Globetrotter» lebt, will er für Menschen tätig sein, etwas bewirken – möglichst etwas Neues und Nützliches.
Erinnerungsfoto des Globetrotter-Topmanagements: Untere Reihe (v.l.) Andy Keller (VRP Club/Magazin), Walo Kamm (VR Group und GTS), André Lüthi (CEO und VRP Group), Dany Gehrig (CEO GTS). Obere Reihe (v.l.) Walter Jakob (ex VR GTS), Thomas Jäggi (neu VR GTS), Stephan Roemer (neu VR GTS). Nicht auf dem Bild: Andreas W. Keller und Angelo van Tol, die beiden GT Group VRs von der