Familie Dr. Norden 733 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Familie Dr. Norden 733 – Arztroman - Patricia Vandenberg Familie Dr. Norden

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es, ein paar Türen im Haus zuzumauern.«

      »Du hättest tagsüber deine Ruhe und wärst trotzdem nicht mutterseelenallein«, führte Julius die Gedanken seiner Tochter weiter. »Gut, sehr gut.« Ein drängendes Problem schien gelöst, und beinahe augenblicklich stellte sich die Müdigkeit ein. »Und jetzt sollten wir ins Bett gehen.«

      »Geh du schon mal vor.« Romy drückte ihm einen halbherzigen Kuß auf die stoppelige Wange. »Ich trink’ noch meine Milch aus.«

      Weit entfernt davon, ebenso zufrieden wie ihr Vater zu sein, blieb Romina allein in der kalten Küche zurück. Der Traum ihrer Modelkarriere mußte also ihr Geheimnis bleiben. Sie brachte es einfach nicht übers Herz, Julius noch einen Schock zu bereiten. Zumal er, abgesehen von seinem gelegentlich ausufernden Ehrgeiz, der beste Vater war, den sich ein achtzehnjähriges Mädchen wünschen konnte. Betrübt leerte sie ihre Tasse und stellte sie in die Spüle, ehe auch sie in ihr warmes Bett zurückkehrte.

      Da sie selbst keine eigenen Kinder hatte, mußte sich Miriam Wolters nicht mit solchen Problemen wie Julius herumschlagen. Doch ihre Agentur war ihr im Laufe der Jahre so sehr ans Herz gewachsen, daß sie sich manchmal durchaus wie die Mutter eines Kindes fühlte. So auch an diesem Morgen, als ihr Simon Verheyen, der Fotograf eines exclusiven Hochglanzmagazins, gegenübersaß und sie scharf musterte.

      »Ist das alles, was Sie mir zu bieten haben?« fragte er in schneidendem Ton, unter dem selbst eine erfahrene Frau wie Miriam zusammenzuckte.

      »Ich bitte Sie, Herr Verheyen«, verteidigte sie ihre Agentur leidenschaftlich. »In meiner Kartei sind die besten Models versammelt, die der Umkreis zu bieten hat. Nirgendwo sonst finden Sie Mädchen, die dem Zeitgeist so sehr entsprechen.«

      »Sie kennen unser Magazin, wir legen Wert auf Individualität. Mein Verlag hat kein Interesse an irgendwelchen Trends. Er sucht Models, die aus dem Rahmen fallen. Keine solchen Einheitstypen, die Sie mir gerade vorgeführt haben.« Er verzog spöttisch den Mund. »Wenn ich einen knabenhaften Typ brauche, dann suche ich mir Jungs dafür. Das, was wir suchen, sind echte Mädchen. Junge Frauen mit hübschen Gesichtern und Figur. Keine Bretter.«

      »Schon gut, schon gut, ich habe verstanden. Aber das ist momentan nicht so einfach.«

      »Wenn es einfach wäre, bräuchte ich dafür keine Agentur«, konterte Verheyen gnadenlos. »Also, wie sieht es aus? Können Sie mir noch ein paar richtige Mädchen anbieten, oder muß ich meine bisher so erfolgreiche Zusammenarbeit mit Ihnen beenden?«

      Miriam Wolters schwieg einen Augenblick und dachte angestrengt nach. Viele Gesichter bekam sie Tag für Tag zu sehen, viele Mädchen castete sie, die sich glichen wie ein Ei dem anderen. Oder doch nicht? War da nicht eine junge Frau bei ihr gewesen, die eine ganz besondere Ausstrahlung gehabt hatte?

      »Einen Augenblick, Herr Verheyen. Vielleicht habe ich da doch noch was für Sie.« Miriam hob den Telefonhörer, um mit ihrer Sekretärin Nancy zu sprechen. Ein erleichtertes Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie auflegte. »Alles klar. Nancy druckt die Bilder schnell aus. Sie ist gleich bei uns. Kann ich Ihnen inzwischen eine Tasse Kaffee anbieten?«

      »Sie meinen, damit mein Besuch bei Ihnen nicht reine Zeitverschwendung ist.« Simon Verheyen lächelte kühl und strich sich das dunkle halblange Haar aus der Stirn. »Also gut, einverstanden.« Der Espresso war noch nicht ganz durch die hochmoderne Maschine gelaufen, als Nancy das Büro betrat und mit einer leisen Entschuldigung auf den Lippen eine Mappe auf den Tisch legte.

      Hastig griff Verheyen danach.

      »Ich darf doch, oder?« Noch ehe Miriam etwas erwidern konnte, blätterte er durch die Bilder. Eine Weile sagte er gar nichts, doch als sie ihm den Kaffee servierte, bemerkte sie das zufriedene Lächeln, das seine Augen umspielte. »Na also, es geht doch«, bemerkte er trocken. »Ein außergewöhnliches Mädchen. Wer ist sie?«

      »Ein Neuling im Geschäft, aber zweifellos sehr talentiert. Romina Gnade ist ihr Name. Sie hat sich erst vor ein paar Tagen hier vorgestellt.«

      »Sehr schön. Ich denke, sie ist es. Wir brauchen sie für ungefähr drei Tage. Modeaufnahmen vor verschiedenen Kulissen der Innenstadt, Honorar wie üblich. Bitte veranlassen Sie alles nötige.« Zufrieden leerte er seine Tasse und stand dann auf. »Ich freue mich, daß es doch noch klappt. Die Zusammenarbeit mit Ihrer Agentur verläuft immer sehr zufriedenstellend.« Zum ersten Mal während der Dauer seines Besuchs machte er einen zufriedenen Eindruck. Miriam seufzte erleichtert. Der Verlag, für den Simon Verheyen fotografierte, war ein wichtiger Kunde, der zuverlässig und gut bezahlte. Und in diesen schwierigen Zeiten konnte es sich selbst eine Agentur wie Wolters & Partner nicht leisten, einen solchen Klienten zu verlieren.

      Als das Telefon im Hause Gnade zum wiederholten Male ins Leere läutete, saß Romina in der Schule und hatte ganz anderes im Sinn als ihre Modelkarriere. Mit strenger Miene marschierte ihr Englisch-Lehrer vor seinem Leistungskurs auf und ab, ohne seine Schüler aus dem Blick zu lassen.

      »Bei manchen von Ihnen wundere ich mich ehrlich, wie um alles in der Welt sie auf die Idee gekommen sind, ausgerechnet den Leistungskurs Englisch zu belegen«, schnarrte er in einem Tonfall, der seinen Schülern durch Mark und Bein ging. »Ein Kurs in Deutscher Grammatik wäre vorteilhafter gewesen. Zumindest lassen Ihre Übersetzungen darauf schließen.«

      »Ach du meine Güte, das klingt nicht gerade vielversprechend«, flüsterte Romy ihrem Freund Benedikt zu, mit dem sie die Bank teilte.

      »Das gilt besonders für Sie, Romina«, knallte es wie ein Peitschenhieb durch die Klasse. Romy wurde feuerrot und sank in sich zusammen. »Wenn das so weitergeht, fallen Sie mit Pauken und Trompeten durch das Abitur. Hier ist das, was von Ihrer Arbeit übrig ist.« Ein Blatt Papier, auf dem Romys Schrift vor lauter roter Tinte kaum mehr zu erkennen war, flatterte auf ihren Schreibtisch, ehe sich Lee seinen anderen Schülern zuwandte. Sie seufzte bedrückt.

      »Wenn das mein Vater zu sehen bekommt, ist alles aus«, seufzte sie und steckte die Arbeit, ohne sie eines Blickes zu würdigen, in ihre Mappe.

      »Ich verstehe das gar nicht. Du warst doch früher nicht so schlecht«, gab Benni flüsternd zurück. »Woran liegt’s denn?«

      »Akuter Zeitmangel. Ich hab’ dir doch von meinen Aufnahmen erzählt. Seit ich sie in der Tasche habe, tingele ich jeden Nachmittag von Agentur zu Agentur. Da bleibt einfach keine Zeit zum Lernen.«

      »Jetzt weiß ich endlich, warum du keine Zeit mehr für mich hast.« Benedikt grinste anzüglich. »Und ich dachte schon, du hättest einen anderen.«

      »Unsinn. Es gibt keinen besseren Kumpel als dich. Das weißt du genau.«

      »Manchmal wäre ich gern mehr als das«, gab Benni leise zurück und mied Romys Blick. Vor Verlegenheit brannten seine Wangen.

      »Wenn ich mich in dich verlieben würde, würde ich glatt meinen besten Freund verlieren.« Sie stieß ihm freundschaftlich mit dem Ellbogen in die Seite. »Und das will ich nicht. Außerdem habe ich im Moment genug Probleme an der Hacke.« Benedikt erwiderte nichts, denn der Englischlehrer ging gerade an der Bank der beiden vorbei, ohne seine Moralpredigt zu unterbrechen. Wie nebenbei legte er Bennis Arbeit auf den Tisch. Wieder die volle Punktzahl.

      Romina bedachte das Blatt mit einem neidischen Blick. »Du Glücklicher.«

      »Bei mir zu Hause schert sich kein Mensch um meine Noten«, gab er trocken zurück. »Hast du schon was von deiner Mutter gehört?«

      »Nein, nichts. Aber gestern kam ein merkwürdiger Brief von einem Notar. Es

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