Dr. Norden Bestseller Classic 49 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Bestseller Classic 49 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden Bestseller Classic

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lachte Daisy ganz unvermittelt auf. Die beiden jungen Leute sahen sie erstaunt an.

      »Das muß ich geträumt haben«, sagte Daisy.

      »Was?« fragte Arne.

      »Daß Isabell Ingenieur ist.«

      »Du hast es nicht geträumt, Mama. Es stimmt.«

      »Das will mir nicht in den Kopf. Mit diesen zarten Händen«, sagte Daisy ungläubig.

      »Sie braucht keine mechanischen Arbeiten zu verrichten, Mama«, sagte Arne nachsichtig.

      »Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, daß eine Frau so etwas kann«, sagte Daisy.

      »Es ist erblich bedingt«, erklärte Isabell. »Ich kann wieder nicht begreifen, wie man im Handumdrehen so himmlische Sachen zubereiten kann.«

      Daisy spürte, daß sie ablenken wollte, und sie war viel zu taktvoll, Isabell auszufragen.

      »Reden wir nicht von der Arbeit, genießen wir diesen Tag. Ich bin sehr glücklich, daß ich ihn mit euch allein verbringen kann.«

      »Ich wollte mir eigentlich eine Wohnung suchen«, sagte Isabell.

      »Aber warum denn? Hier ist doch genug Platz. Ich nütze die Wohnung viel zu wenig aus«, sagte Daisy.

      »Und ich wollte vorschlagen, daß Isabell meine Wohnung haben kann, da ich drei Wochen abwesend sein werde«, warf Arne ein.

      »Davon weiß ich gar nichts«, sagte Daisy bestürzt.

      »Es hat sich auch erst gestern entschieden und bei der Geburtstagsfeier konnte man darüber nicht sprechen. Ich fahre nach Holland, Mama.«

      »Arne hilft meinem Vater bei einem wichtigen Projekt«, erklärte Isabell. »Ich bin ihm sehr dankbar dafür.«

      Daisy warf ihrem Sohn einen Seitenblick zu und las in seinen Augen, daß darüber nicht mehr gesprochen werden sollte. »In meinem Atelier kann Isabell ungestört arbeiten«, sagte Arne. »Allerdings wäre es lieb, wenn du ein bißchen für ihr leibliches Wohl sorgen würdest, Mama.«

      »Das ist doch selbstverständlich. Ich freue mich, wenn ich so liebe Gesellschaft habe.«

      »Vielen Dank, Frau Thurau«, sagte Isabell.

      »Nicht Frau Thurau, sag Daisy, Isabell.«

      Es herrschte vollste Harmonie. Nach dem Frühstück, das das Mittagessen voll ersetzte, holte Arne Isabells Koffer aus dem Hotel. Sie konnte sich umkleiden, denn in Daisys Sachen verschwand das zierliche Persönchen. Dann fuhren sie an die Osterseen und machten einen langen Spaziergang.

      Sie unterhielten sich angeregt, aber über ihren Vater und ihren Bruder sprach Isabell nicht, auch Donna wurde nicht erwähnt.

      *

      Zu Donna wurde Dr. Norden am Nachmittag gerufen. Es paßte nicht in seinen Plan, denn er mußte ziemlich weit fahren, aber sie hatte es so dringend gemacht, daß er sie nicht warten lassen konnte.

      Tatsächlich war sie in schlechter Verfassung, so heiser, daß sie kaum sprechen konnte, aber auch in einem außergewöhnlichen Erregungszustand. Dafür gab sie allerdings keine Erklärung.

      »Ich war gestern schon nicht gut beisammen«, sagte sie, »aber Daisy wollte ich doch gratulieren. Sie bedeutet mir viel.«

      Donna wohnte fürstlich. Ihr Heim war der Landsitz, der seit Generationen ihrer Familie gehörte. Hier, in dieser Umgebung, mußte man sie als die Baronesse von und zu Rettinghaus betrachten, und immer wieder setzte es Dr. Norden in Erstaunen, daß sie darauf überhaupt keinen Wert zu legen schien.

      »Daß ich hier wohne, ist ein sentimentaler Entschluß«, hatte sie einmal gesagt. »Ich möchte nicht auf meine Pferde verzichten.«

      Der Unterhalt dieses Landsitzes mußte Unsummen kosten, aber nichts verriet, daß diese nicht vorhanden wären. Das Haus, der Park, die Ställe waren in bestem Zustand. Doch die junge Besitzerin war in denkbar schlechter Verfassung.

      Das Sprechen fiel ihr schwer, und Dr. Norden stellte fest, daß sie eine Kehlkopfentzündung hatte.

      »Ich wäre dafür, daß dies klinisch untersucht würde, Baronesse«, sagte er.

      »Donna«, krächzte sie ungehalten. »Wie oft soll ich das noch sagen?«

      »Dann eben Donna«, sagte Dr. Norden. »Ich habe Ihnen schon mehrmals gesagt, daß Sie das Rauchen einstellen sollten.«

      »Ich rauche nicht mehr viel«, erwiderte Donna. »Das – kommt immer, wenn ich…« sie unterbrach sich und wandte sich ab. »Hubertus ist tot, Dr. Norden«, flüsterte sie heiser.

      Er ergriff ihre Hand. »Es hat Sie erschüttert, Donna«, sagte er leise.

      »Er war mein Bruder, mein einziger Verwandter. Er wollte mich noch sprechen, aber ich zog es vor, Daisy zum Geburtstag zu gratulieren. Mein Bruder ist im Gefängnis gestorben, Dr. Norden. Vielleicht gerade in dem Augenblick, als ich sagte, daß er unseren Namen nicht mit Ruhm bekleckert hat. Aber ich wußte nicht, daß er Kehlkopfkrebs hatte. Werde ich auch daran sterben? Ist es ein Erbübel?«

      »Aber nein, Donna«, erwiderte Dr. Norden bestürzt. »Jetzt sollten Sie davon und überhaupt nicht so viel sprechen.«

      »Aber ich muß mit jemandem sprechen. Hubertus muß es gewußt haben, daß er nicht lange lebt. Und er wollte leben. Deshalb hat er all diese Dummheiten gemacht. Er hat sie gemacht, weil ich kein Geld herausrückte. Aber ich wollte nicht, daß dieses Haus unter den Hammer kommt.«

      Sie faßte sich an die Kehle, und Dr. Norden legte seine Hände um ihre Schultern.

      »Ich bringe Sie jetzt zu einem Facharzt, Donna«, sagte er.

      »Ich muß dafür sorgen, daß Hubertus begraben wird«, flüsterte sie.

      »Ich muß dafür sorgen, daß sich Ihr Zustand nicht verschlimmert. Bitte, seien Sie vernünftig.«

      »Wozu? Ist dieses Leben nicht sinnlos? Ich habe viel verloren, und auch alle Illusionen. »Schluchzend brach sie nun zusammen.

      Dr. Norden mußte zur Injektionsspritze greifen. Es blieb ihm jetzt keine Wahl. Donna zitterte am ganzen Körper. Der totale Nervenzusammenbruch konnte nur noch durch ein Beruhigungsmittel verhindert werden.

      Es dauerte zehn Minuten, bis sich die Wirkung bemerkbar machte, und diese Minuten wurden ihm zur Ewigkeit.

      Er dachte daran, welche Selbstbeherrschung Donna stets an den Tag legte, wenn sie in Gesellschaft war. Man war geneigt, sie als oberflächlich, genußsüchtig und überheblich einzustufen.

      Dr. Norden wußte auch, daß sie keine enge Bindung an ihren Bruder gehabt hatte. War noch mehr auf sie eingestürmt?

      Unwillkürlich kam ihm der Gedanke, daß es sie tief getroffen haben könnte, Arne Thurgau in Gesellschaft einer anderen Frau gesehen zu haben, aber er wollte jetzt keine Fragen stellen, die etwas aufwühlten, was ihr noch mehr schaden könnte. Willenlos folgte sie ihm dann zu seinem Wagen. Er brachte sie zu seinem

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